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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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ja, richtig. Brunch in einer Stunde.«
    Ich rieb mir die Augen und sah auf die Uhr. »Was?«
    »Hey, lass deinen Ärger nicht an mir aus. Sophie hat die Sitzung einberufen. Angeblich ein Notfall .« Klang, als wäre Zoë auch nicht gerade scharf darauf. Wir wussten beide, was uns blühte, wenn Sophie von einem Notfall sprach: eine Gruppensitzung, in der Sophie total ausflippte und aus einer Mücke einen Elefanten machte, während der Rest der Crew versuchte, sie zu beruhigen. Nicht, dass ich meiner besten Freundin nicht immer gern mit Rat und Tat zur Seite stünde, wenn sie mich braucht. Aber ausgerechnet jetzt, wo ich zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder ausschlafen konnte? Kein Wunder, dass sich meine Begeisterung in Grenzen hielt.
    »Hat sie erwähnt, worum es genau geht?«
    »Nein, wollte sie nicht. Sie meinte bloß, wir müssten HP anwesend sein.« Ich hatte mich inzwischen an Zoës Instant-Message-Jargon gewöhnt, aber diese Abkürzung war mir neu. »HP? Hewlett Packard?«
    »Höchstpersönlich. Egal, du weißt doch so gut wie ich, worum es geht – verdammter Loser! Bist du blind? Das ist keine Abbiegespur!«
    Ich wartete ab, bis ihr Gehupe verklungen war, ehe ich mich erkundigte, wo der Notfall-Brunch stattfinden sollte.

    »Café Montana.«
    Ich schlug ächzend die Bettdecke zurück. »Gut, ich komme.«
    »Das will ich schwer hoffen. Ich habe nämlich keine Lust, Sophie beizubringen, dass du dich vor deiner Verantwortung drückst.«
    Wir wussten aus Erfahrung, dass mit Sophie nicht zu spaßen ist, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Sie kann einem das Gefühl geben, die mieseste, gefühlloseste Freundin der Welt zu sein, wenn man es wagt, ihr eine dringende Bitte abzuschlagen.
    Gähnend richtete ich mich im Bett auf. »Ich kann nicht versprechen, dass ich gut gelaunt sein werde.«
    »Hauptsache, du tauchst überhaupt auf. Ich bin schon auf dem Weg zu John. Bis dann!«
    Noch ehe ich antworten konnte, hatte sie aufgelegt. Ich ließ das Telefon sinken und blieb noch einen Augenblick auf der Bettkante sitzen, bis ich die nötige Energie gesammelt hatte, um mich zu erheben.
    Ich fühlte mich total ausgelaugt, nicht zuletzt wegen meiner Nachbesprechung mit Andrew Thompsons Gattin in San Francisco gestern Vormittag. Normalerweise dauern diese Meetings höchstens eine Stunde. Ich liefere meinen Bericht ab, und vor allem wenn er negativ ausgefallen ist, wollen mich meine Auftraggeberinnen meistens so schnell wie möglich aus dem Haus haben. Kann ich ihnen nicht verdenken. Es dauert, bis sie meine Dienste zu schätzen wissen, und bis dahin bin ich für sie längst Geschichte. Aber das macht mir nichts aus. Ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt, dass man in meiner Branche nicht mit Blumen und Dankeskarten rechnen kann.
    Emily Thompson allerdings war anhänglich wie eine Klette gewesen. Ich hatte über drei Stunden bei ihr gesessen, deshalb
sogar die Maschine nach L.A. verpasst und stand-by nach Hause fliegen müssen.
    Sie ließ mich erst gehen, nachdem ich mir drei Fotoalben und eine geschlagene Stunde lang Homevideos von Andrew und den Kindern beim Nachspielen berühmter Disney-Filmszenen angesehen und unzähligen Storys über die kinder- und sorgenfreien College-Jahre gelauscht hatte, als das Leben der beiden noch aus Partys, Spaß, Alk und Sex bestanden hatte.
    Solche Momente sind mit Abstand die größte Herausforderung bei meiner Arbeit. Wenn ich meine Auftraggeber zu Hause aufsuche, spüre ich stets die tadelnden Blicke der Menschen auf den Familienfotos auf mir ruhen. Strafend und vorwurfsvoll starren sie von den Wänden auf mich herab.
    Ohne zu duschen oder mir auch nur das Gesicht zu waschen, schleppte ich mich in meinen begehbaren Kleiderschrank und schlüpfte lethargisch in eine zerrissene Jeans und ein lila Kapuzenshirt. Sophie würde nicht begeistert sein, wenn ich so im Café Montana aufkreuzte, aber das war mir jetzt egal. Wenn sie mir schon meinen wertvollen Schlaf raubte, musste sie sich eben mit meinem Look abfinden. Und das Café Montana ebenfalls.
    In L.A. ist Schmuddelschick ohnehin nicht verpönt, sondern vielmehr das Markenzeichen der Stars.
    Immerhin ließ ich mich dazu herab, mir die Haare zu bürsten und sie im Nacken zu einem losen Pferdeschwanz zusammenzubinden. Dann setzte ich meine Lakers-Baseballmütze auf, stopfte meine Handys und den Schlüsselbund in meine Fendi Spy Bag und machte mich auf den Weg.
    Ich gehe nie ohne meine beiden Telefone (ein rosarotes Razr von Motorola

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