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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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fremden Planeten entdeckt hatten. Einem Planeten, auf dem das Wort »Verlobung« offenbar nicht existierte, weder in der dort gebräuchlichen Sprache noch in Form von telepathischer Kommunikation.
    Ich starrte ausdruckslos auf die zugeklappte Speisekarte, die vor mir lag.
    »Jen?«, fragte Sophie. »Was ist denn mit dir los ?«
    Ich sah benommen zu ihr hoch. »Hä? Gar nichts.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wie, ›gar nichts‹? Ich werde heiraten, und du reagierst überhaupt nicht!«
    Das lag daran, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Bislang hatte ich es nur mit den Ehen und Verlobungen zu tun gehabt, die sich bei meinem Test als marode herausgestellt hatten. Nicht mit der Verlobung meiner besten Freundin.
    Was natürlich als Erklärung für mein seltsames Verhalten völlig ungeeignet war. »Entschuldige«, murmelte ich und zwang mich, meine Benommenheit abzuschütteln. »Ich schätze, ich stehe unter Schock. Gratuliere!«
    Ich umarmte sie. Prompt strahlte sie wieder von einem Ohr zum anderen.
    »Geschickt eingefädelt, Sophie. So packt man das an, wenn man unter die Haube kommen will«, lobte John.
    »Danke!« Sophie sah von einem zum anderen. Ob sie dieses alberne verliebte Grinsen wohl je wieder ablegen würde?
    Zugegeben, ich freute mich darüber, sie so happy zu erleben. Aber irgendetwas ließ nicht zu, dass ich mich für sie freute, und das quälte mich. Ich wäre gern überdreht auf und ab gehopst, wie Zoë es getan hatte... und John übrigens auch. Immerhin war Sophie meine beste Freundin. Seit der dritten Klasse. Wenn irgendjemand Freudensprünge vollführen sollte, dann ich. Doch ich war wie auf dem Erdboden festzementiert, als hätte ich Bleisohlen in den Schuhen und Ziegelsteine auf den Schultern. Mir blieb nichts anderes übrig als zu schauspielern, Begeisterung zu mimen, Gefühle zu simulieren, die ich nicht empfand. Ich schlüpfte in eine Rolle, so wie während meiner Arbeit, wenn ich die Flugbegleiterin, die einsame Geschäftsfrau, die ausgeflippte Studentin, die unwiderstehliche Computerspezialistin, die gnadenlose Verführerin gab. Jetzt mimte ich eben die aufgekratzte beste Freundin.
    Wer hätte gedacht, dass es einmal so weit kommen würde.
    Obwohl Sophie, Zoë und John nicht wissen, womit ich mir wirklich meinen Lebensunterhalt verdiene, hatte ich bis jetzt
immer das Gefühl, dass ich in ihrer Gegenwart ich selbst sein konnte. Dass sie die einzigen Menschen waren, die mich wirklich kannten.
    Eine kleine Notlüge hie und da, ein paar harmlose Vertuschungsversuche, um glaubhaft zu machen, weshalb meine Haushälterin meine Koffer mit Desinfektionsmittel reinigt, weshalb ich keine geschäftlichen Telefongespräche führe, wenn ich nicht allein bin. Aber noch nie hatte ich mich in der Gegenwart meiner Freunde verstellen müssen.
    Ich hatte ihnen nie etwas vorgespielt.
    Die Bedienung kam, und während Sophie wie üblich ihre Eggs Benedict bestellte, wurde mir bewusst, dass sich etwas verändert hatte.
    Etwas, das uns alle betraf. Unsere Clique würde nie mehr dieselbe sein.
    Sophie war verlobt. Sie würde heiraten. Und sie trug den Beweis dafür an ihrem Ringfinger. Jetzt würde alles anders werden. Sie würde mit Eric zusammenziehen. Sie würde sich mit ihm ein Haus kaufen, und bald würde es nur noch »wir« heißen. »Wir« möchten dich zum Grillen einladen, »wir« würden gern mit dir ein Bier trinken gehen, »wir« haben noch nicht entschieden, welcher Tagesmutter wir unser Baby anvertrauen.
    Aber die Angst vor dieser Veränderung war nicht der Grund, weshalb ich mich nicht aufrichtig für sie freuen konnte, so gern ich mir das auch eingeredet hätte. Der Grund war viel gewichtiger. Und ich würde auf keinen Fall zulassen, dass er jetzt und hier beim Brunch zur Sprache kam und allen die gute Laune verdarb.
    Deshalb setzte ich ein fröhliches Beste-Freundin-Lächeln auf, sobald die Kellnerin verschwunden war, und fragte der frisch verlobten Sophie gemeinsam mit einer aufgeregten Zoë, wie in einem solchen Fall üblich, Löcher in den Bauch.
Eine Stunde später standen wir alle draußen vor dem Lokal. Zoës Wagen wurde eben vorgefahren, und Zoë reichte dem Mann vom Valet-Service den Parkschein und etwas Trinkgeld, dann brauste sie mit John davon. Sophie und ich sahen ihnen stumm hinterher, während wir ebenfalls auf unsere Autos warteten.
    Ich starrte auf meine Schuhspitzen und tat, als würde ich das betretene Schweigen, das zwischen

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