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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Ehering glänzte im Schein der Innenleuchte. Ich reichte ihm Führerschein und Fahrzeugpapiere. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, welche Art von Ehemann ich vor mir hatte – einen, der seinen Treueschwur ernst nahm, oder eher einen von der Sorte, mit der ich für gewöhnlich zu tun hatte? Die Tatsache, dass er den Ring im Dienst trug, wies auf Ersteres hin, aber das genügte nicht.
    Und dann stach mir ein kleiner weißer Fleck auf der Brusttasche seiner Uniform ins Auge. Er sah aus, als hätte jemand hastig mit einem feuchten Tuch darübergewischt, aber nicht genügend Zeit gehabt, ausführlich daran herumzurubbeln.
    »Sobald Sie Ihren Gegenspieler durchschaut haben, können Sie sich eine Strategie überlegen.«
    Officer Kendall, wie mein Gegner seinem Namensschild zufolge hieß, war glücklich verheiratet – im Moment jedenfalls. Ich durfte also auf keinen Fall die Verführerin-Karte ausspielen. Damit würde ich bei ihm auf Granit beißen.
    Die meisten Paare, die kürzlich Nachwuchs bekommen haben (zumindest war er in diesem Fall noch so frisch, dass er auf Papis Uniform Bäuerchen machte, ehe dieser zur Arbeit aufbrach), befinden sich in einem Zustand wiederauflebender ehelicher Glückseligkeit. Sie haben ein neues Leben erschaffen. Officer Kendall trug seinen Ehering voller Stolz, und er wäre bestimmt wenig empfänglich für die Reize einer sexy Biene in einem überteuerten Geländewagen, die dieses Glück gefährden konnte.
    Ich musste mir also etwas anderes einfallen lassen.
    Er befestigte meinen Führerschein auf seinem Klemmbrett
und leuchtete mir mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Miss Hunter, ich habe Sie angehalten, weil Sie...«
    Ich blinzelte ins Licht. »Ich weiß, ich war zu schnell. Tut mir schrecklich leid«, sagte ich aufrichtig zerknirscht. Ohne einen Hauch von Spott.
    »Sie haben ganz schön auf die Tube gedrückt«, stellte er fest und klappte seinen Block mit den Strafzetteln auf.
    Ich legte unauffällig den Kopf schief, um die Aufschrift auf dem Kugelschreiber zu lesen, den er eben zückte.
    Volltreffer.
    Meine Rettung hieß Lex Harrison.
    »Sie kommen mir so bekannt vor, Officer. Sind wir uns schon mal begegnet?«, flötete ich.
    »Nein.« Er begann übellaunig, meine Daten auf den Strafzettel zu übertragen.
    Ich tat, als würde ich mir das Hirn zermartern, während ich aus dem Augenwinkel verfolgte, wie sein Stift über das Papier glitt. »Jetzt weiß ich’s wieder! Sie sind doch auf der Suche nach einem neuen Job, nicht? Meine Kollegin ist mit Ihrem Fall betraut.«
    Seine Miene erhellte sich. »Sie kennen Mona Pietrik?«
    »Na, und ob. Ich wusste doch, dass ich Sie neulich bei Lex Harrison gesehen hab.« Ich kicherte mädchenhaft. »Haben Sie nicht erst kürzlich Nachwuchs bekommen?«
    Er fing an zu strahlen wie ein Weihnachtsbaum. Na, also. Jetzt hatte ich meine Fahrkarte in die Freiheit. Besser gesagt, ins Restaurant. Die Puzzleteile passten perfekt zusammen: Baby, neuer Lebenswandel, und demnächst ein neuer, sicherer Job, von dem er abends rechtzeitig zum Dinner nach Hause kam – ohne Schusswunde im Kopf.
    »Ja, ganz recht.«
    Ich lächelte ihn an, als wären wir alte Bekannte. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie Polizist sind.«

    Er seufzte. »Hoffentlich nicht mehr lange. Mein Traumjob ist das hier beileibe nicht.«
    »Ich weiß, was Sie meinen – bevor ich bei Lex Harrison als Berufsberaterin angefangen habe, musste ich in einem Sportstudio Handtücher aufsammeln. Grauenhaft. Da kommt man abends nach Hause und stinkt nach dem Schweiß anderer Leute.«
    Er lachte herzhaft. »Klingt wirklich grauenhaft.« »Sie sagen es.« Ich schwieg einen Moment. »Tja, Mona macht ihre Sache ganz hervorragend. Ich bin sicher, sie findet den perfekten neuen Job für Sie.«
    »Danke.« Er riss den halb ausgestellten Strafzettel aus dem Block und zerknüllte ihn. »Bestellen Sie ihr doch Grüße von mir.«
    »Aber gern.«
    Er reichte mir meinen Führerschein und die Papiere und klappte mit einem freundlichen Augenzwinkern seinen Block zu. »Einen schönen Abend noch... und achten Sie in Zukunft ein bisschen auf Ihre Geschwindigkeit.«
     
    Zehn Minuten später hielt ich auf dem Parkplatz eines kitschigen Italieners. Als ich das Restaurant betrat, stürmte sogleich eine schlaksige Gestalt auf mich zu, brüllte meinen Namen und barg den Kopf in meiner Halsbeuge. Ich umarmte meine Nichte und strich ihr über die blonden Locken.
    »Hallo, Kleines! Alles Gute zum Geburtstag!«
    »Danke!« Hannah

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