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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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betrachtete bewundernd die Farbe.

    Mir wurde flau. »Nick? Wer ist Nick?«, fragte ich, um einen unbekümmerten, neugierigen Ton bemüht. Stichwort Girl Talk.
    Hannah wandte sich mir mit leuchtenden Augen zu. »Ach, ein Junge an meiner Schule. Ich mag ihn, aber er kennt gerade mal meinen Namen.«
    »Von wegen mögen – sie ist total besessen von ihm!«, erläuterte Olivia und reichte den Lipgloss an Rachel weiter. »In der dritten Stunde hat er in der Klasse direkt neben Hannahs Spind Unterricht, deshalb braucht sie immer ewig , um ihre Bücher dafür zu holen.«
    Auf meinen fragenden Blick hin senkte Hannah beschämt den Kopf. »Ich glaube, er ist der Richtige .«
    »Der was?« Ich hätte mich beinahe verschluckt.
    »Na, du weißt schon. Der Mensch, der für mich bestimmt ist. Mit dem ich mein Leben verbringen werde.«
    »So wie Big für Carrie in Sex and the City «, erklärte Rachel, als wäre das Konzept des »Richtigen« etwas völlig Neues, das der breiten Öffentlichkeit erst erläutert werden musste.
    »Ihr guckt Sex and the City?«, quiekte ich. Ich hatte unversehens einen Kloß im Hals. Hannah nickte und warf mir einen seltsamen Blick zu, als wollte sie sagen: »Was ist denn in dich gefahren? Du klingst ja wie meine Mutter!«
    »Rachels Eltern haben alle Staffeln auf DVD«, informierte mich Olivia. »Wir sehen sie uns an, wenn ihre Mom in der Arbeit ist.«
    Plötzlich sah ich die »kein eigener Fernseher bis zu deinem dreizehnten Geburtstag«-Vorschrift meiner Eltern mit ganz neuen Augen.
    »Oh«, sagte ich leise, während vor meinem geistigen Auge jede einzelne Sexszene ablief, die in der Serie vorgekommen war. Bei dem Gedanken, dass meine kleine Nichte auch nur eine davon gesehen hatte, drehte sich mir der Magen um.

    Ich war hin und her gerissen, einerseits die coole Tante, die ihr illegalen Lipgloss schenkt, andererseits die desillusionierte, verbitterte Treuetesterin, die ihre Nichte am liebsten in ein Nonnenkloster schicken würde, wie Hamlet seine Ophelia. Oder ihr zumindest einschärfen möchte, keinem männlichen Wesen außer dem lieben Gott über den Weg zu trauen. Und selbst dem nur bedingt.
    »Jedenfalls ist Nick mein Mr. Big«, fuhr Hannah fort. »Er ist groß und total süß und...«
    »Und sehr wahrscheinlich ein Mistkerl«, unterbrach ich sie. »Genau wie jeder andere Mann auf dem Planeten Erde. Glaub’ mir, Hannah. Erst versprechen sie dir das Blaue vom Himmel, und einen Tag später heißt es dann: ›Ach, tut mir leid. Ich bin eben nicht für die Monogamie geschaffen.‹«
    Der Lipgloss rollte aus Rachels Hand und landete mit einem leisen »Klonk« auf dem harten Fliesenboden. Schweigen. Die drei starrten mich ungläubig an, Augen und Mund weit aufgerissen. Dann erntete Hannah vorwurfsvolle Blicke von Olivia und Rachel. Hast du nicht behauptet, sie wäre cool?
    Hannah musterte mich flehentlich: Ich dachte, du wärst cool.
    Olivia beugte sich zu Rachel und flüsterte: »Was ist denn Monogamie?«, worauf diese bloß den Kopf schüttelte, als wollte sie sagen: »Ich weiß es nicht.« Vielleicht aber auch: »Nicht jetzt, die Frau ist verrückt!«
    Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, räusperte mich und grinste breit, ehe ich in lautes Hohngelächter ausbrach. Als könnte ich gar nicht fassen, dass die drei tatsächlich auf meine bescheidene Vorstellung hereingefallen waren.
    »Ich mach’ doch nur Spaß, Mädels! Kommt schon, guckt nicht so betreten aus der Wäsche.« Damit bückte ich mich und hob den Lipgloss auf, um mir selbst eine besonders dicke
Schicht aufzutragen. Wenn sich mit dem klebrigen Zeug doch bloß meine Worte übermalen ließen wie mit Tipp Ex!
    Die drei begannen zögerlich zu grinsen, wirkten aber skeptisch. Sie schienen nur auf meinen nächsten Ausbruch zu warten. Hannah musterte mich verstört. Ich klopfte ihr auf die Schulter und erteilte ihr den besten Beziehungstipp, den ich auf Lager hatte: »Zeig ihm deine Gefühle nur nicht zu deutlich. Bleib ganz cool. Männer sind in dieser Hinsicht seltsam – wenn sie merken, dass man sie mag, ist es mit ihrem Interesse vorbei. Tu einfach, als könntest du ihn nicht ausstehen , dann ist er im Nu verrückt nach dir.«
    »Im Ernst?« Rachel sah mich an, als hätte ich soeben das elfte Gebot verkündet. Ein neues Gesetz, das in ihrer Welt bislang nicht existiert hatte. Kam in Zukunft bestimmt gleich nach »Du sollst den Serientitel American Idol nicht achtlos aussprechen«.
    Ich konnte Hannah nicht davon abhalten, mit

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