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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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überleben.
    Wieder Schritte draußen.
    Die Feuertreppe vor dem Schlafzimmerfenster! Ich könnte mich an der Regenrinne entlanghangeln und dann über die Feuertreppe nach unten flüchten.
    Die Schritte kamen näher. Bestimmt würde der Kerl erst im Gästezimmer nachsehen, ehe er ins Büro kam. Mir blieben also noch etwa zehn Sekunden... zwölf, falls er noch einen Blick in den Schrank im Korridor warf.
    Lautlos erhob ich mich von meinem Stuhl, schlich zum Fenster und drückte mit der flachen Hand kräftig gegen die untere Scheibe, bis sie sich mit einem Plopp! aus dem Rahmen löste, langsam hinabsegelte und auf dem Gehsteig zerbarst. Schluck. Genauso würden meine Knochen zerbersten, falls ich abstürzte. Rasch zwängte ich den Oberkörper durch den schmalen Spalt. Puh, ganz schön eng.
    Ich stützte mich an der staubigen Fensterbank ab und hielt noch fieberhaft nach einem Mauervorsprung Ausschau, auf den ich steigen konnte, als ich hörte, wie hinter mir die Tür aufschwang.
    Ich erstarrte.
    »Du wolltest mich doch gestern anrufen, du ststück!«,
Mihallte Zoës schrille Stimme durch mein Büro, sodass die verbliebene obere Fensterscheibe klirrte.
    Mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung trat ich den Rückzug an und wandte mich zu ihr um.
    »Was treibst du denn da?« Sie musterte mich erstaunt. Ich klopfte mir den Schmutz von den Fingern. »Äh... Ich dachte, da draußen stirbt ein Vogel.«
    »Ach, und da wolltest du Mund-zu-Mund-Beatmung machen?«
    Ich lachte nervös und klappte hastig meinen Laptop zu, auf dessen Bildschirm noch immer die Fotos von mir prangten. »Ich hab ganz vergessen, dass du einen Schlüssel hast.« Was für eine Schnapsidee, sowohl Zoë als auch Sophie anzubieten, sie könnten jederzeit hier hereinspazieren.
    Sie zuckte die Achseln und verließ das Büro. Ich folgte ihr in die Küche, wo sie einen Schluck aus einer Dose Coke Zero nahm, die sie dort abgestellt hatte. Dann zog sie einen in Folie eingeschweißten Doppelkeks aus der Tasche. »Was dagegen, wenn ich mein Pop-Tart toaste?«
    »Nur zu.« Ich fläzte mich auf die Couch und stellte den Fernseher an. Meine Nerven hatten sich nach meiner Nahtoderfahrung gerade eben noch nicht wieder beruhigt.
    »Sophie hast du bestimmt auch noch nicht angerufen, oder?«
    Ich gab es widerstrebend zu.
    Nicht, dass ich es nicht gewollt hätte, aber ich hatte noch keine Gelegenheit gefunden, mich um mein Privatleben zu kümmern, seit ich wusste, dass diese für jedermann frei zugängliche Webseite meine berufliche Existenz bedrohte.
    Zoë steckte ihren mit blauem Zuckerguss überzogenen Snack in den Toaster. »Du hast wirklich ihre Gefühle verletzt, dabei hat sie bloß versucht, dir zu helfen.«
    Ich funkelte sie an. »Hey, wo bleibt deine Neutralität?«

    »Ich bin neutral. Ich versuche bloß, ein bisschen die Wogen zu glätten, weil ich keine Lust habe, zwischen den Stühlen zu sitzen. Außerdem bist du normalerweise ihre Kummerkastentante, und jetzt muss ich mir notgedrungen ihre Neurosen reinziehen. Lange stehe ich das nicht mehr durch.«
    Das stimmte. Sophie rief immer erst bei mir an, wenn sie etwas auf dem Herzen hatte oder wieder einmal mit den Nerven am Ende war. Mit einem Mal vermisste ich unsere abendlichen Telefonate, und was hätte ich nicht dafür gegeben, Sophie erzählen zu können, was ich in den vergangenen Tagen alles erlebt hatte: mein attraktiver Sitznachbar im Flieger, diese grauenhafte Sache mit der Webseite, mein Horrorerlebnis in Las Vegas. Selbst wenn ich ihr nur einen Bruchteil der Wahrheit erzählen konnte, hätte es doch gutgetan, jemanden zum Reden zu haben. Plötzlich kam mir mein Leben ohne Sophie schrecklich leer vor, Neurosen hin oder her.
    »Sie hat mich genauso verletzt.«
    Der Toaster spuckte mit einem Pling das Pop-Tart aus. Zoë wickelte es in eine Papierserviette und nahm neben mir auf der Couch Platz. »Ich weiß, aber so was passiert eben dann und wann. Könnt ihr euch nicht wie Erwachsene benehmen und die ganze Sache vergessen?«
    »Das sagst ausgerechnet du, während du einen getoasteten Doppelkeks mit Fruchtfüllung und blauem Zuckerguss verdrückst?«
    »Das ist die neueste Geschmacksrichtung«, erklärte Zoë. »Und außerdem hatte ich keine Zeit fürs Abendessen.«
    »Mmm. Sehr nahrhaft.«
    »Komm schon. Sei die Vernünftigere«, bat sie mich. »Du weißt doch, wie dünnhäutig Sophie ist.«
    Ich verschränkte die Arme und sah stur geradeaus. »Immer muss ich die Vernünftigere sein. Ich möchte nur ein

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