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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Übeltäter?«
    »Er muss es sein. Er hat sich aufgeführt wie ein Psychopath.«
    »Kann er sich so etwas denn überhaupt leisten?«
    Ich verstand die Frage nicht. Meine Auftraggeber waren samt und sonders reich. Bislang hatte sich noch keiner über die Höhe meines Honorars oder meiner Spesen beschwert. Zugegeben, ich machte auch mal eine Ausnahme, wenn sich eine Frau meine Dienste nicht leisten konnte, wie bei Rani und Clayton. Aber im Normalfall war Geld für meine Klienten kein Problem.
    Die Wahrheit ist unbezahlbar.

    Fand ich jedenfalls immer.
    »Wie meinst du das?«
    »Na, Privatdetektive, anonyme Webseiten, Versendung von Massen-E-Mails, das hat alles seinen Preis«, erläuterte John. »Denk mal darüber nach. Da steckt kein Amateur dahinter. Das sieht eher nach einer landesweiten Kampagne aus. Diese Angelegenheit ist jemandem ganz schön wichtig, und er hat offenbar eine Menge Geld dafür übrig. Aber ich schätze, wer es sich leisten kann, dich zu beauftragen, der...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Parker hat mich nicht beauftragt. Und auch nicht seine Verlobte, sondern ihr Vater. Gut möglich, dass Parker arm wie eine Kirchenmaus ist. Das war, glaube ich, mit ein Grund dafür, dass mein Klient ihm misstraut hat. Weil er befürchtet hat, Parker könnte hinter dem Familienvermögen her sein.«
    John nickte. »Hmm.«
    Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir. Außerdem waren einige dieser Bilder vor Parkers Junggesellenabschied entstanden, etwa das beim Tanken vor dem Pokerunterricht. Parker Colman schied eindeutig aus.
    »Dann stehst du also wieder ganz am Anfang?«, fragte John, als ich ihn zur Tür brachte.
    Ich seufzte. »Ich fürchte, ja.«
    Er umarmte mich zum Abschied und drückte mich dabei eine Spur fester als sonst. »Vergiss nicht, der Kerl hat eine Menge zu verlieren. Mehr als die meisten vermutlich«, erinnerte er mich.
    Ich stimmte ihm zu. »Versprich mir, dass du niemandem davon erzählst«, bat ich ihn, ehe ich die Tür schloss. »Schon gar nicht Sophie oder Zoë. Die beiden würden es bestimmt ganz anders sehen als du.«
    »Versprochen.«
    »Schwör mir absolute Verschwiegenheit!«

    Er nickte. »Ich werde schweigen wie ein Grab, Jen.«
    »Gut.«
    Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, begann ich mir erneut das Hirn zu zermartern. Ich ging im Geiste eine endlose Liste von Namen durch; jeder stand für eine Geschichte. Für ein Motiv. Für eine andere Interpretation des Wortes »Liebe«.
    Und doch verschmolzen sie alle in meinem Kopf.
    »Eine landesweite Kampagne«, murmelte ich.
    Was für ein Albtraum.
    In meinem Bestreben, ohne Rücksicht auf Verluste die Wahrheit aufzudecken, hatte ich die Kehrseite der Medaille übersehen: Dass offenbar auch Rache unbezahlbar ist.

15
    Allgemeine Kapitulation
    Abends saß ich noch immer ratlos vor meinem Laptop und wartete auf eine Eingebung. Und während ich mir noch den Kopf darüber zerbrach, wie ich dem anonymen Eigentümer dieser verdammten Domain auf die Schliche kommen sollte, hörte ich, wie meine Wohnungstür aufgeschlossen wurde.
    Ich wagte kaum, zu atmen. Die Fotos von mir starrten mir vom Bildschirm entgegen, machten sich über mich lustig.
    Und jetzt drang der geheimnisvolle Fremde, der sie gemacht hatte, der wusste, wo ich lebte und wo ich meinen Kaffee holte, auch noch in meine Wohnung ein!
    Woher zum Teufel hatte er den Schlüssel?
    Ich vernahm Schritte, die über den Parkettboden im Wohnzimmer hallten und sich dem Büro näherten.
    Panik erfasste mich. Mein Pfefferspray und mein Elektroschocker befanden sich im Schlafzimmer, weil ich ganz selbstverständlich davon ausgegangen war, dass ich, wenn überhaupt, dann nachts in eine solche Situation geraten würde. In den Horrorfilmen wird das Opfer ja auch immer im Bett überrascht. Folglich mussten die Waffen zu meiner Verteidigung in der Nachttischschublade liegen. Da nützten sie mir nun allerdings herzlich wenig.

    Jetzt kam der Eindringling durch den Korridor. Ich wollte nach meinem Schnurlostelefon greifen, doch die Halterung war leer.
    Verflixt! Ich musste es auf dem Wohnzimmertisch liegen gelassen haben.
    Ich saß in der Falle. Wenn ich versuchte, den Elektroschocker aus dem Schlafzimmer zu holen, lief ich dem Einbrecher direkt in die Arme, und wenn er eine Waffe hatte (was ich stark annahm), dann war ich geliefert. Gehetzt sah ich zum Fenster. Meine Wohnung befindet sich in der obersten Etage. Einen Sprung aus dem dritten Stockwerk würde ich nicht

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