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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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waren. Sie brauchte mehr Zeit. Und ich würde warten.
    »Hi«, erwiderte sie schließlich.
    Ich stellte mir vor, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Ein Dialogfenster nach dem anderen poppte auf, so schnell, dass sie schon damit überfordert war, die Fragen nach ihrer Priorität zu sortieren. Wenn sie nicht bald Antworten erhielt, würde demnächst unweigerlich die Fehlermeldung »unzulässiger Vorgang« über den Bildschirm flimmern und den ganzen Computer lahmlegen.
    Und dann hatte sie plötzlich auf wundersame Weise den gesamten Datenstrom verarbeitet und eine einfache Frage generiert, die quasi alle anderen, gleichzeitig laufenden Prozesse überflüssig machte.
    »Du bist Ashlyn?«, fragte sie matt.
    Ich nickte, wohlwissend, dass sie mich nicht sehen konnte, und zugleich dankbar für diesen Umstand. Ich war noch nicht bereit, mein Geheimnis mit ihr zu teilen. Ich war noch darauf fixiert, ihr Lügenmärchen aufzutischen und mich wegen fiktiven Tragödien von ihr trösten zu lassen.
    Und vor allem hatte sie es nicht auf diese Art und Weise herausfinden sollen.
    So viel zu meiner Überzeugungsarbeit. Ich hatte versucht, Sophie von ihrem Vorhaben abzubringen, und sie war hingegangen und hatte ihre Bekannte im Büro noch einmal nach der Nummer gefragt. Nach meiner Nummer. Hätte ich mir
denken können. Niemand weiß besser als ich, dass sich eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit genauso wenig aufhalten lässt wie ein Mann auf der Jagd nach Sex.
    »Ja, ich bin Ashlyn«, gestand ich beschämt. Ich wusste, mit welcher Reaktion ich rechnen konnte. Ich wusste, was sie davon halten würde. Also holte ich tief Luft und rüstete mich.
    »Du bist Ashlyn, die Treuetesterin?« Sie wartete offenbar noch darauf, dass ich losprustete und »April, April!« rief. Dass ich ihr offenbarte, ihrer Arbeitskollegin aufgetragen zu haben, Sophie meine Nummer zu geben, um ihr eine Lektion zu erteilen. Ihr mitteilte, dass es gar keine Ashlyn gab. Dass ich mir das alles bloß ausgedacht hatte. Überraschung! Reingelegt!
    Das hätte ich zweifellos tun können. Doch ich sagte lediglich: »Ja.«
    »Wie kann das sein? Ich dachte, du arbeitest für eine Investment Bank.«
    » Hab ich auch, bis vor zwei Jahren.«
    Wieder Schweigen. Weitere Daten, die verarbeitet werden mussten.
    »Weißt du noch, meine Beförderung vor etwas mehr als zwei Jahren? Das größere Büro, das neue Handy?«
    »Jaaa...«, sagte sie zögernd.
    Damit war der Code geknackt, unverständliche Buchstabenreihen verwandelten sich in eine Geschichte. Eine Geschichte über ein Leben, von dem sie nicht das Geringste wusste. Und sie konnte nicht fassen, was ihr alles entgangen war.
    »Also, das war gar keine Beförderung.«
    »Aber... Wie viele? Und warum hast du’s mir nicht erzählt? Und...«
    »Ich konnte es dir nicht erzählen!«, sagte ich nachdrücklich. »Ich konnte es niemandem erzählen. Keiner weiß es. Es war eine Entscheidung, die ich ganz allein getroffen habe.
Etwas, das ich für mich tun musste. Und außerdem hatte ich Angst, du würdest es nicht gutheißen.«
    »Natürlich hätte ich es nicht gutgeheißen! Verheiratete Männer, Jen! Ehemänner! Und du hast sie geküsst?«
    Ich ließ den Kopf hängen. »M-hm.«
    »Und du hast dich von ihnen anfassen lassen?«
    Ihre Stimme troff vor Abscheu. Die Bilder in ihrem Kopf geisterten über die leeren weißen Wände meines Schlafzimmers wie über eine riesige Kinoleinwand.
    In diesem Moment waren wir eins. Ein Verstand. Ein Gedanke. Eine Vision.
    Und diese Vision gefiel mir ganz und gar nicht.
    »M-hm«, würgte ich mit Tränen in den Augen hervor. Ich blinzelte.
    »Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Hör mal, Sophie, was hältst du davon, wenn ich zu dir komme und wir uns bei einer Flasche Wein darüber unterhalten? Dann erzähle ich dir alles. Ich fange am Anfang an und höre erst auf, wenn du verstehst, was dahintersteckt. Meine Beweggründe, meine Motive. Ich habe gute Gründe, das schwöre ich dir. Ich werde es dir beweisen.«
    »Ich will dich jetzt nicht sehen«, stieß sie rasch hervor. Ihre Stimme klang reserviert. Sophie wohnt keine fünf Autominuten weit weg, ganz egal, zu welcher Tageszeit, aber in diesem Augenblick war sie Lichtjahre entfernt.
    Eine Distanz, die selbst Südkaliforniern ein Begriff ist.
    »Okay«, murmelte ich, während sich die erste Träne erfolgreich einen Weg unter meinen fest zusammengepressten Augenlidern hervorbahnte und triumphierend den langsamen

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