Trias
Unglauben. »Und man hat ihn nicht sofort …?«
»Suspendiert, meinen Sie? Es waren und blieben interne Protokolle.«
»Niemand sagt so etwas nur dahin, oder?« Croy hoffte, Kühl noch weiter aus der Reserve zu locken. Vielleicht wusste er ja etwas über Rumpfs nationale Gesinnung, was er, Croy, noch nicht ahnte.
Kühl zuckte die Schultern und sagte kurz: »Ich bin da ganz Ihrer Meinung.« Er erhob sich abrupt.
»Moment«, bat Croy. »Denken Sie, er sympathisierte mit dem rechten Rand der CDU?«
»Soviel ich weiß, verließ er die CDU bereits vor einem Jahr. Aber ich muss nun leider gehen«, antwortete Kühl nun bestimmt.
Croy ließ nicht locker. »Warum haben Sie mir von Rumpfs Entgleisungen erzählt? Sehen Sie darin irgendeinen Hinweis auf die Attentäter?«
»Vielleicht runden meine Informationen auch nur Ihr Bild von Staatssekretär Rumpf ab. Forschen Sie doch mal. Ich muss jetzt leider los. Ich werde im Bundeskanzleramt erwartet.«
Sie tauschten Telefonnummern aus und verabredeten ein Abendessen, wenn der Fall endlich gelöst und G8 vorüber war.
Minuten später betrat Croy das Büro Konrad Kaltenborns. Der BKA-Vizepräsident empfing seinen Fahnder betont herzlich. Croy berichtete ihm zunächst von Kühls Interna aus dem Auswärtigen Amt. Doch Kaltenborn schien abwesend und desinteressiert. Er forderte von Croy vielmehr einen ausführlichen Bericht über dessen missglückten Semtin-Einsatz.
Als Croy endete, fragte Kaltenborn: »Wir wissen möglicherweise bald, wer Sie niederschlug und die Sprengstoffpakete abtransportierte.«
Croy wirkte gespannt.
»Inspektor Malik hat die noch lebenden Wachmänner in Semtin ausgequetscht. Einer von ihnen konnte den Mann einigermaßen präzise beschreiben.«
»Die noch lebenden ? Wie meinen Sie das?«
»Bevor die Trucks mit dem Sprengstoff den Semtiner Salzstock verließen, wurden zwei von ihnen regelrecht hingerichtet. Die Arbeit eines kaltblütigen Profis. Nach Geheimdienstmanier, würde ich sagen.«
In Croy stieg die Erinnerung an sein Versagen wie Magensäure hoch. Diese Vorgänge mussten sich abgespielt haben, als er bewusstlos auf dem Boden gelegen hatte.
»Wer ist der Unbekannte? Wie präzise ist die Beschreibung des Wachmannes?«
»Genug dafür, ihn demnächst enttarnen zu können. Die Spur dieses Mannes führt nach Berlin. Nachdem Sie uns die Diplomatennummer per Kurzmitteilung durchgaben, setzten wir einen Wagen der Grenzschutzabteilung der Bundespolizei auf ihn an. Er benutzte ein französisches Kennzeichen, das schon längst nicht mehr gültig ist.«
Deshalb war Kühl also hier, stellte Croy fest.
»Wir beschatten den Kerl seitdem rund um die Uhr. Es sieht so aus, als käme er aus unseren eigenen Reihen.«
Croys Nerven spannten sich an. Kaltenborn blieb äußerlich gefasst.
»Wir tippen auf den Bundesnachrichtendienst. Falls tatsächlich Männer einer BND-Abteilung auf eigene Rechnung Wildwest spielen, schreiten wir ein, bevor wir ein High Noon erleben.« Kaltenborn schien sich selbst zuzulächeln. Für Croys Geschmack klang das alles etwas zu lax.
»Sind zwei Morde nicht High Noon genug?«
Kaltenborn blickte düster. »Ja und nein. Wir dürfen nicht zu früh dazwischengehen. Ich möchte, dass Sie herausfinden, wer sich hinter diesem mysteriösen Sprengstoffdiebstahl verbirgt. Sie haben dabei völlig freie Hand. Ich werde Kanzleramtschef Wilkens in seiner Rolle als Geheimdienstkoordinator darüber in Kenntnis setzen, dass wir mutmaßliche BND-Angehörige im Visier haben.«
Croy nagte an seinem Daumennagel.
»Und was ist mit den Chinesen? Gibt es nicht irgendeinen Hinweis auf eine mögliche Verstrickung?«
Kaltenborn fingerte zwischen zwei Papierbögen und zog ein kurz gefasstes Memorandum hervor.
»Unsere V-Leute wollen von einem Streit zwischen Ministerpräsident Jiang, seinem Verteidigungsminister und dem Staatssicherheitschef gehört haben. Sie stützen sich dabei auf Aussagen eines Adjutanten im Regierungspalast. Aber für besonders auffällig halte ich das nicht.«
Croy sah das anders. Für ihn waren diese Informationen ein Hinweis darauf, dass Peking irgendetwas plante.
»Aber es ist ein Indiz, das ich für wichtig und nachforschenswert halte.«
Kaltenborn brummte irgendetwas, während Croys Augen unzufrieden blitzten. Als sich sein Chef, scheinbar desinteressiert an einem weiteren Gespräch, seinem Telefon zuwandte, wusste Croy, dass von Kaltenborns Seite jetzt nichts mehr kommen würde. Der Ermittler stakste einmal quer
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