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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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bis er sich einen Augenblick später zu erinnern schien. Der Mann lächelte jetzt breit und zeigte mit einem Finger auf ihn.
    »Markus Croy, stimmt’s?«
    Der Ermittler lächelte überrascht und nickte. »Wie lange ist das wohl her, hm?«
    Croy dachte nach. »Zehn Jahre? Mehr sogar?«
    Ihm wollte partout der Name seines Gegenübers nicht einfallen. Vor allem hatte sich seine Stimme bei ihm eingeprägt. Sie war dunkel, klang etwas heiser, mit einem breiten, norddeutschen Dialekt.
    »So lange? Lassen Sie mich überlegen«, bat ihn der andere und sah in die Luft, als schwebe dort gleich die richtige Zahl vorbei. So standen sie schweigend einige Sekunden.
    »Stimmt. Aber es war vor elf Jahren«, sinnierte Croy. Der Mann nickte zustimmend.
    »Wir haben uns bei den Kriminalisten in Brühl kennen gelernt. Ich hielt einen Vortrag über illegale Zuwanderer, und Sie löcherten mich damals mit Zwischenfragen.«
    Croy grinste ihn an. Er erinnerte sich vage an das, wovon der Mann sprach. »Die mit den Vietnamesen?«
    »Richtig, das war eine davon. Sie fragten mich, wie man mit den DDR-Vietnamesen umgehen müsse, die seit etlichen Jahren im Osten lebten, aber nur geduldet waren und nie einen deutschen Pass bekamen und seit Jahren von illegalen Geschäften lebten. Übrigens kann ich Ihnen die Frage bis heute nicht beantworten, denn …« Der Mann wurde von einem Kollegen unterbrochen, der ebenfalls zur Drehtür hereinkam.
    »Guten Morgen, Henning«, sagte er. Der Angesprochene nickte ihm freundlich zu.
    Jetzt fiel es Croy ein. Vor ihm stand Henning Kühl, der Chef der deutschen Bundespolizei, Herr über mehr als vierzigtausend Beamte. Kühl stammte aus Hamburg und war ihm vor allem deshalb in guter Erinnerung, weil er ein Mann war, der bedächtig redete und zuhören konnte. Er blieb auch dann noch geduldig, wenn die Studenten Fragen stellten, auf die man besser einen Schnaps trank, als sie zu beantworten. Doch was hatte Kühl hier verloren? Hatte er seinen Dienstsitz nicht im Innenministerium? Croy verwarf weiteres Nachdenken.
    »Wo war ich stehen geblieben?«, fragte Kühl immer noch freundlich lächelnd.
    »Bei den Vietnamesen, die auch heute noch ein Problem darstellen.«
    »Ach richtig, ja. Nun, wir werden sie wohl niemals ausweisen, auch wenn sich viele von ihnen immer noch von der Schmuggelei zollpflichtiger Waren ernähren. Aber das ist jetzt kalter Kaffee. Wie geht es Ihnen, Markus? Sind Sie auch in Berlin gelandet?«
    Croy erzählte ihm die Kurzfassung seiner Karriere beim BKA, sparte seinen derzeitigen Auftrag aber aus.
    »Und was machen Sie aktuell?« Diese Frage kam aus dem Munde Kühls viel zu beiläufig, als dass Markus Croy darauf hereinfiel.
    »Top secret«, antwortete er lächelnd.
    »Sie sind als Sonderermittler unterwegs und klären das Attentat der letzten Wochen auf. Habe ich recht?«
    »Woher wissen Sie …?« Croys Gesicht spannte sich.
    »Ich kenne Ihren Chef Kaltenborn seit Jahren. Außerdem sitze ich in den internen Lagebesprechungen des Innenministeriums und bekomme regelmäßige Neidanfälle, wenn ich höre, wie heiß es an der Front zugehen kann. Meine Arbeit am Schreibtisch dagegen ist …«
    »Verzeihen Sie«, unterbrach ihn Croy schnell. »Eigentlich müsste ich …«
    Kühl suchte Croys Augen. »Ein paar Minuten haben Sie noch für mich.« Und jetzt warf Kühl einen Köder aus. »Wussten Sie, dass es offensichtlich erhebliche Misstöne zwischen Bundeskanzleramt und der Leitungsebene unserer Behörde gibt?«
    »Misstöne?«, fragte Croy zurück. Er hatte Kühl zwar durchschaut, schluckte dessen Köder aber dennoch.
    »Sie wissen schon. Die gemeinsamen Straßeneinsätze von Polizei und Bundeswehr. Schmeckt mir übrigens auch nicht. Sind ja schon südamerikanische Verhältnisse.«
    Croy fragte sich, worauf Kühl hinauswollte.
    »Schnell einen Kaffee in der Kantine?«, fragte ihn der hohe Beamte.
    Croy überlegte kurz, willigte dann ein und nickte dankbar.
    Der Bundespolizeichef umfasste freundschaftlich Croys Schulter und dirigierte den Sonderermittler in der Cafeteria an einen Ecktisch mit Blick auf den Eingang.
    Die Kellnerin, eine ausladend gebaute Person, stellte ihnen ungefragt zwei Pötte mit dampfendem Kaffee direkt vor die Nasen.
    »Frau Schulz«, lachte Kühl, »ein Unikum. Arbeitet hier, seit die Terrorabwehr hier sitzt. Ich möchte wissen, welche Dienstgeheimnisse sie nicht kennt.«
    Obwohl Croy den Mann nur als Dozenten kannte, war er ihm vertraut. Er überlegte. Rauchte Kühl noch? Er

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