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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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verhindern und unsere Sicherheitsbehörden endlich auf Zack. Wie wahrscheinlich ist denn«, wandte sie sich an Boyan Chopov, »dass Moskau aufgrund der Protestnote nicht einknickt?«
    Chopovs Brillengläser funkelten. »Präsident Semjonow ist ein Kriegsveteran. Was ihn beeindrucken würde, wären chinesische Atomraketen, die Sibirien als Ziel hätten. Aber ein Blatt Papier? Pah …«
    Sprado richtete den Blick auf Ralph Weinstein. »Und Nancy?«
    Auch Weinstein gab sich gelassen. »Die Präsidentin mochte einen Ihrer Vorgänger ziemlich gern. Er war bekannt dafür, die Entscheidungen über heikle Vorgänge auf die lange Bank zu schieben. Die deutschen Medien erfanden damals den Begriff des Aussitzens .«
    Die Kanzlerin lächelte und griff sich erneut an die Stirn. Ihr Pony fiel jetzt wie ein Fächer. »Gut. Dann also …« Und Chinas Protest segelte in ein Fach, auf dem das Wort Ablage stand.
    »Meine Herren«, fuhr sie mit einem feierlichen Blick fort, »wir stehen vor weiteren bedeutsamen Entscheidungen. Die beiden Attentate von Görlitz und Kirow, fünfundzwanzig Tote bei der Sprengung des Flüssiggas-Terminals auf der Insel Sachalin und der Diebstahl von 150 Tonnen Y3-Sprengstoff sowie seine Zerstörung durch amerikanische Truppen in der Slowakei haben zu Verunsicherung und Nervosität auf allen Seiten geführt. Aus dieser Situation heraus gibt es …« - Kanzlerin Sprado holte kurz Luft - »eindeutige Signale aus Washington und Moskau, entweder die Unterzeichnung von Trias auf unbestimmte Zeit zu verschieben oder aber über eine kurzfristige Entscheidung nachzudenken. Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen, den Sie bitte mit Washington und Moskau abstimmen wollen.«
    Das Treffen dauerte mehr als drei Stunden. Um Trias Wirklichkeit werden zu lassen, fielen im Verlauf einige bedeutsame Sätze mit weit reichenden Folgen. Vor allem war die Rolle der deutschen Medien ein heiß umkämpftes Thema. Am Ende wurde sich das Trio einig. Sie verabredeten absolutes Stillschweigen über jedes gesprochene und geschriebene Wort ihres Meetings.
    Es waren nur noch wenige Tage bis zum Beginn des G8-Gipfels im Ostseebad Marienstrand.

21
    Marokko, Casablanca, gleicher Tag, 12:37 Uhr, Ortszeit
    Während Lee Kong in Peking einen perfiden Plan schmiedete, begann in Marokkos Hauptstadt Casablanca ein Hasentreiben auf einen Mann, den der Chinese bis zum Vortag noch für vertrauenswürdig und ein Organisationstalent gehalten hatte.
    Lee Kong sah in ihm den Schuldigen des Misserfolgs in der Slowakei. Zudem war Kong froh, nicht in Ungnade gefallen zu sein, und setzte nun alles daran, weitere Risiken zu vermeiden. Saanigris Wissen, das war Kong klar, glich einer Zeitbombe, die, wenn sie hochginge, seinen sicheren Tod an einem chinesischen Galgen bedeuten würde.
    Der Marokkaner erfuhr von dem Untergang des Sprengstoffkonvois über seine eigene Satellitenstation. Sie war in einem Tiefkühlschrank verbaut und hatte ihren Standort in seinem Keller. Warum er dennoch in Casablanca geblieben war, anstatt unterzutauchen, blieb sein Geheimnis.
    Die Männer kamen zu fünft. Sie sahen nicht wie Staatsanwälte aus und trugen ihre Waffen sichtbar unter engen Lederwesten. Gemeinsam drangen sie in das Gebäude vor, in dem der Marokkaner sein Büro hatte. Doch es war verschlossen. Schließlich war Wochenende. Sie traten mit Wucht die leichte Tür ein.
    »Ausgeflogen«, quetschte einer der Männer hervor. Sie kippten Benzin über Tische, Stühle, Schränke, Fußboden und Türen und warfen anschließend ein Streichholz in die Treibstofflachen. Seelenruhig überquerten sie die Straße, während das Gebäude in ihrem Rücken lichterloh brannte.
    In Saanigris Stamm-Café zwei Querstraßen weiter quälten sie den Wirt mit glühenden Zigarettenstummeln so lange, bis sie mehr als nur einen Ort erfuhren, an dem sie Saanigri finden könnten. Sie erschossen den Mann noch hinter seinem Tresen.
    Bei der zweiten Adresse fanden die Killer ihr Opfer. Der Marokkaner saß, wie an jedem Samstag, bei seinem Barbier vor einem riesigen Spiegel, ein weißes Tuch über Schulter und Beinen. Der Bartschneider führte eben sein Rasiermesser an Saanigris Hals, als die fünf Todesengel nacheinander den kleinen Laden betraten.
    »Das trifft sich gut«, sagte deren Wortführer kalt. »Schneide ihm gleich die Kehle durch. Tust du es nicht, so erledigen wir es.« Saanigri erstarrte. Der Barbier trat einen Schritt zurück, klappte das Messer zusammen. Der Anführer der fünf trat dicht

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