Trias
tschechischer SIM-Karte, die offiziell nicht existiert. Es kennen nur vier Leute die Nummer: Kaltenborn, Becker, Sie und ich.«
Croy nickte dankbar. Jetzt war er wieder vor ungebetenen Telefonaten geschützt.
»Im Kofferraum finden Sie vier Zünder, zehn Pakete C4-Plastiksprengstoff mit Magnetschalen und eine telefongesteuerte Fernbedienung.«
»Woher haben Sie das ganze Zeug?« Er sah ihr direkt in die Augen. Ihm kam es spanisch vor, dass eine Ministeriumsangestellte über eine derartige technische Ausrüstung verfügte.
Malichova wich ihm nicht aus. Sie kannte diesen Blick inzwischen und sah ihn spöttisch lächelnd an.
»Sie sind nicht der Erste, der auf diese Idee gekommen ist«, sagte sie.
»Ach …«
»Es ist an der Zeit, Ihnen reinen Wein einzuschenken. Ich kann mir vorstellen, dass Sie mir gegenüber etwas misstrauisch sind. Das halte ich in Ihrem Beruf für durchaus gesund.« Croy war perplex. Doch bevor er etwas antworten konnte, redete Malichova weiter. Ihr Ton war jetzt nüchtern, die Sätze schnörkellos.
»Als wir von dem nicht gekennzeichneten Sprengstoff erfuhren, machten wir der NATO und dem Chef unseres Inlandgeheimdienstes BIS davon Meldung. Während man in Brüssel auf eine schnelle Vernichtung drängte, wollten sich die BIS-Leute von den NATOkraten nicht unter Druck setzen lassen.« Natokraten, der Begriff gefiel Croy. Er lächelte fein, während Gabriela weiterredete. »Erst als wir an der tschechisch-österreichischen Grenze in Dolni Dvoriste im vorletzten Jahr bei einem Autofahrer zweieinhalb Kilo Semtex fanden, die er außer Landes schmuggeln wollte, wurden sie aktiv. Ich konnte und wollte es Ihnen nicht früher sagen, weil auch ich mir erst einmal ein Bild von Ihnen verschaffen wollte.«
»Und was passierte?«, fragte Croy schnell. »Ich will jetzt alles hören. Mir brennt die Zeit unter den Nägeln. Und außerdem: was heißt im Zusammenhang mit dem Sprengstofffund wir ?«
Malichova nickte. »Das BIS schlug vor, das Y3 ganz offiziell abzutransportieren und in einem stillgelegten Steinbergwerk in der Nähe von Prag zu sprengen. Doch der Verteidigungsminister legte sich quer. Er wandte damals ein, dass man mit 150 Tonnen Y3 eine Menge Devisen einnehmen könnte. Den Rest der Geschichte kennen Sie bereits.«
»Warum haben Sie mir den ersten Teil bei unserer letzten Begegnung vorenthalten?«
»Weil ich vom BIS ausgewählt wurde, die Operation durchzuführen. Sie kennen meine Biografie noch nicht …« Malichova sah aus der Seitenscheibe auf den Hof, auf seine alte Pflasterung. Sie grub sichtbar nach Argumenten. »Ich klinge Ihnen gegenüber nicht besonders glaubwürdig, nicht wahr?«
»Da haben Sie verdammt recht«, knurrte der Ermittler. Und fügte sofort an: »Waren Sie früher für den tschechischen Geheimdienst aktiv?«
»Ja. Ich bin dort ausgebildet worden als Sprengstoffexpertin. Ich sitze nicht umsonst auf diesem Stuhl im Ministerium.«
»Und wie kamen Sie als Kontaktfrau zum BKA?«
»Durch Ihren Chef Kaltenborn. Ich lernte ihn vor einigen Jahren auf einer Tagung kennen, bei der es um die aufkommende terroristische Bedrohung aus Nahost ging. Damals war er noch nicht erster Vizepräsident, sondern Hauptabteilungsleiter bei der Sicherungsgruppe und kümmerte sich um die Koordinierung des Personenschutzes für öffentlich gefährdete Personen in Meckenheim bei Bonn.«
»Und wie überzeugte er Sie, für das deutsche BKA zu arbeiten?«
Sie sah durch die Frontscheibe auf die Motorhaube. Regentropfen hatten ein hübsches Muster darauf gebildet.
»Na ja …«, sagte sie gedehnt, »wir kamen uns näher …«
»Verstehe«, sagte Croy und grinste in sich hinein. »Also eine Art Romeo-Verhältnis?«
»Das trifft es nicht«, sagte sie schnell und nagte an ihrer Unterlippe. Ihre Gesichtshaut wechselte von Blass zu Rosa.
»Wir hatten ein etwa zweijähriges Verhältnis«, erzählte sie leise.
»Aha«, sagte Croy kurz. »Nur ein Verhältnis oder eine Beziehung?« Er sah auf ihr Profil. Ihre Nasenflügel bebten jetzt leicht.
»Für eine Beziehung hat es nie ganz gereicht. Wir waren uns sehr nah, es war schon so etwas wie Liebe. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass Konrad …« Gabriela blickte auf ihre Hände, die auf ihrem Schoß ruhten. »Ich glaube, Kaltenborn konnte und wollte zu seinen Gefühlen einfach nicht stehen. Unser Verhältnis tat mir eher weh, als dass es mich glücklich gemacht hätte. Verstehen Sie, was ich meine?«
Croy nickte kaum sichtbar. Ihn rührte Malichovas
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