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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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eine Berliner Vorwahl. Bevor er das Gespräch annahm, sah er sich rasch um. Niemand um ihn, der ihm auffiel. Die beiden Damen waren nur noch schlendernde Punkte. Der Anrufer hatte eine Videoübertragung unterdrückt. Er hielt sich das Telefon ans Ohr.
    »Hier ist Croy.« Vor den eisernen Toren der Klosteranlage sah er einen staubigen Skoda Octavia stehen. Er erkannte Gabriela Malichova. Er hob die Hand und zeigte ihr drei Finger. Für ein längeres Gespräch hatte er keine Zeit und auch keine Lust.
    »Meine Name ist Katja Kirchner«, klang eine klare, helle Stimme an sein Ohr. »Ich bin Journalistin der Berliner Tagespost . Wie ich hörte, ermitteln Sie im Fall Rumpf. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?« Croy war überrascht und gleichzeitig verärgert.
    »Woher haben Sie meine Nummer?«, fragte er gallig.
    »Unterschätzen Sie uns Journalisten nicht.«
    Er spürte an ihrer Stimmlage, dass sie es ihm nicht verraten würde, auch wenn er weiterinsistierte.
    »Wie war noch mal Ihr Name?« Sein Ton war keine Spur freundlicher.
    »Katja Kirchner von der Berliner …«
    »Ja«, unterbrach er sie schnell. »Jetzt weiß ich es. Sie sind die Autorin eines Kommentars, den ich las. Leider habe ich gerade wenig Zeit, und wie Sie wissen, darf ich während laufender Ermittlungen nicht …«
    »Nicht so schlimm«, unterbrach sie ihn jetzt ebenfalls. »Ich laufe in Berlin nur gegen verschlossene Türen, und deshalb glaubte ich, Sie könnten mir weiterhelfen.«
    »Selbst wenn ich das wollte«, sagte Markus Croy in sachlichem Ton, »dürfte ich es nicht. Dafür gibt es beim BKA eine Presseabteilung.«
    »Die mauern da alle«, sagte sie mit trotziger, aber weicher Stimme.
    Croy blieb reserviert. Ihm behagte es nicht, mit einer Journalistin, die er noch nicht einmal persönlich kannte, ein womöglich für ihn gefährliches Gespräch zu führen. Doch er wollte sie nicht gänzlich verprellen. Ihre Stimme gefiel ihm.
    »Ich habe Ihren Kommentar gelesen und gebe zu, dass Sie Fragen aufgeworfen haben, die ich mir selbst auch stelle. Insofern segeln wir auf dem gleichen See, aber nicht in denselben Booten. Ich kann Ihnen also nicht weiterhelfen, selbst wenn ich es wollte.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. Es klang ein wenig deprimiert. »Darf ich Sie vielleicht später doch noch mal anrufen?« Ihre Stimme wärmte sein Ohr.
    »Welchen Sinn würde das machen?«
    »Ich könnte Informationen haben, die Sie unter Umständen interessieren. Ich bin die beste Freundin von Emma Rumpf.«
    Das Landeskriminalamt Berlin schien den Medien gegenüber tatsächlich dichtgehalten zu haben. Offenbar wusste die Journalistin noch nicht, dass ihre beste Freundin nicht mehr am Leben war.
    »Hören Sie«, sagte er hastig. »Ich habe gerade wirklich sehr wenig Zeit.«
    »Dann auf Wiederhören«, sagte sie freundlich. »Ich bleibe an Ihnen dran, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Er hörte ein Klicken in der Leitung. Sie bleibt an mir dran, wiederholte er stumm und war unentschieden, ob er ihren letzten Satz mögen oder aufdringlich finden sollte.
    Croy lief den Weg durch den feuchten Klostergarten zurück zu dem Auto, in dem Gabriela Malichova sich jetzt vom Lesen irgendwelcher Papiere aufrichtete. Auf seinem kurzen Weg wechselten Zorn und Mitgefühl einander ab. Zornig war er, dass seine Nummer nicht mehr geheim war. Gleichzeitig berührte ihn, dass eine Frau ihre Freundin verloren hatte, ohne davon zu wissen.
    Noch ganz in Gedanken öffnete er die Wagentür und fiel in den Sitz neben Malichova.
    Die Sprengstoffexpertin sah ihn neugierig an.
    »Probleme?«
    »Dieser Fall hat viele Akteure, zu viele«, sagte er gehetzt, kam dann aber sofort auf den Grund ihres Treffens zu sprechen.
    »Es ist ein Dienstwagen Ihres Ministeriums?«, fragte er.
    »Ja, es schien mir so am sichersten«, antwortete sie. »Das Auto steht offiziell in einer Werkstatt und wird deshalb die nächsten Tage nicht vermisst.«
    »Verstehe.« Er nickte anerkennend.
    Malichova fuhr an, bog nach wenigen Fahrminuten in eine Sackgasse und dann scharf rechts in eine Toreinfahrt ein. Sie gelangten in einen weitläufigen Hof, der im Stil der italienischen Renaissance mit zweigeschossigen Galerien umbaut war. Sie hielt an.
    »Im Handschuhfach liegt alles, was Sie für die Operation brauchen. Ein deutsch-tschechisches Konversationswörterbuch, eine Identitätskarte, ein Stadtplan, Unterlagen und ein Grundriss über das Semtex-Lager in der Sprengstofffabrik sowie ein Funktelefon mit einer Videokamera und

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