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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Sie Beziehungen, die auf weite Distanzen funktionieren?« Fragend sah sie zu ihm auf. Die Regenfront war weitergewandert und hatte einer kalten Abendsonne Platz gemacht, die in den Wagen hineinleuchtete und ihr Haar noch heller färbte, als es ohnehin schon war.
    »Fernwärme aus der Heizung ist sicher etwas anderes als ein Feuer aus dem Kamin«, meinte Croy.
    »Und ich sitze eben lieber am Kamin und wärme mich direkt«, antwortete sie. Sie klang so selbstbewusst wie jemand, der unangenehme Erfahrungen verdaut hatte und endlich losgeworden war.
    Er setzte sich in seinem Sitz aufrecht. »Wollen wir …«
    »… wieder zum Eigentlichen kommen?«
    Croy nickte.
    »An Ihrer Stelle würde ich es so machen …« Malichova fasste in ein paar Sätzen zusammen, wie sie damals geplant hatte, selbst vorzugehen.
    Ihr Vorschlag gefiel ihm. Er klang logisch und war relativ risikolos durchführbar. Er dachte an seine eigene Skizze. Sie sah ein wenig anders aus.
    »Denken Sie daran, dass unsere Polizei noch immer wie zu kommunistischen Zeiten organisiert ist. Man weiß nie, wer Freund und wer Feind ist. Außerdem sitzen den Männern die Pistolen auffällig locker.«
    »Erste Regel in unserem Geschäft: Was du nicht sicher nach Hause bringst, fass gar nicht erst an«, erwiderte Croy. Malichova besah ihn prüfend und griff dann nach ihrer Tasche.
    »Ich steige hier aus und gehe zu Fuß ins Ministerium zurück.« Croy tippte ihr leicht auf die Hand. Sie sah ihn scheu an und stieg aus. Kurz drehte sie sich noch einmal zu ihm um, winkte ihm lächelnd zu und verschwand durch die Toreinfahrt aus seinem Blick.
    Kaum war der BKA-Ermittler rückwärts auf die schmale Gasse hinausgefahren, meldete sich sein Telefon. Kaltenborn. Croy sah auf die Uhr. Bis zum Treffen mit Storm blieben ihm noch zwei Stunden. Er brauchte weitere Waffen, Munition und ein Nachtsichtgerät mit Restlichtverstärker. Die Gerätschaften würde er in Beckers Waffenkammer finden. Er war nicht in der Stimmung, mit seinem Vorgesetzten zu sprechen. Ihm waren die privaten Gefühle Malichovas noch zu präsent. Schließlich nahm er das Gespräch dennoch an.
     
    »War es ein gutes Gespräch? Sie ist noch keine fünf Minuten weg, nicht wahr?« Kaltenborns Ton war jetzt der eines Polizisten.
    Croy sah perplex aus der Frontscheibe auf die Straße vor ihm. Sie glänzte vor Nässe.
    »Wohl hellseherische Fähigkeiten?«, brummte er in den Hörer.
    »Gabriela schrieb mir eben über ihr Handy eine längere Nachricht. Klang danach, als möge sie meinen Sonderermittler.« Croy nahm wahr, wie fein Kaltenborn den Vornamen Malichovas betonte.
    »Warum auch nicht?«, fragte Croy zurück. »Ich habe ihr mal ein bisschen zugehört. Frauen mögen das.«
    Er steuerte das Auto auf einen kleinen Parkplatz unter drei Lindenbäumen. Dahinter öffnete sich ein schmiedeeisernes Tor, an dem ein größeres Messingschild hing: Kinski Park .
    Croy stieg aus dem Wagen. »Moment«, sagte er in den Hörer. Er war sicher, genügend Zeit für einen Spaziergang zu haben.
    »Ja … sie ist ein Profi«, sagte Kaltenborn gedehnt. »Sie erkennt genau, wer es ernst mit ihr meint und wer das nur vorgibt.«
    Croy grinste in den Hörer.
    »Wie geht es ihr denn?«, fragte Kaltenborn hinterher. In seiner Stimme lag eine Art Hast.
    Croy war sich aber nicht ganz sicher. Er überlegte kurz und sagte dann vorsichtig: »Sie hat nach Ihnen gefragt.«
    »Aha. Was wollte sie denn wissen?« Kaltenborn mühte sich jetzt um einen viel zu neutralen Ton, das spürte Croy. Er ging ein paar Schritte. Vor ihm lag ein Weg, der einen Hügel hinaufführte, auf dessen Scheitel eine Parkbank stand. Sie wird nass sein, dachte Croy.
    »Wollen Sie eine ehrliche Antwort hören?«
    »Ja, das will ich. Reden Sie schon. Es interessiert mich.«
    Doch Croy entschloss sich, erst einmal abzuwiegeln. »Nichts Bestimmtes. Welche Frage hatten Sie erwartet?«
    Kaltenborn schwieg. Das tat er selten. Er war es gewohnt, Gespräche zu lenken und ihnen die Richtung zu geben, die er wollte. Zielorientierte Kommunikation, nannte er das. Croy überwand den kleinen Anstieg. Er spürte, wie sich ihm die Kühle auf die Bronchien legte.
    »Was hat sie Ihnen von mir erzählt?«, wiederholte der BKA-Vizepräsident seine Frage noch einmal sehr ruhig.
    »Dass Sie mal ein Paar waren«, sagte Croy wahrheitsgemäß und hatte doch im selben Moment das Gefühl, etwas preiszugeben, wozu ihn Gabriela Malichova nicht autorisiert hatte.
    »Ja, das waren wir«, bestätigte

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