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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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der Zange. Die Rolle Storms machte ihm dabei die meisten Sorgen. Seit er wegen des marokkanischen V-Mannes und seiner Informationen zu Trias überstürzt aus Prag abgereist war, hatte Croy nichts mehr von dem Ex-DDR-Agenten gehört. Er fragte sich, ob Michael Storm, ähnlich wie Kamidou Saanigri, nicht doch aktiv auf beiden Seiten mitmischte. Doch welchen Sinn sollte es machen, außer jenem, dass man bei Geheimdienstlern nie wusste, wie selektiv sie vorgingen und an wen sie welche Informationen preisgaben?
    Croy sah mit brütendem Gesichtsausdruck aus dem Seitenfenster des Autos. Bürogebäude der deutschen Siemens AG und der amerikanischen Citybank Incorporated schoben sich an ihm vorbei.
    Er fühlte sich in einer Sandwichposition. Rechts und links von ihm agierten Menschen, die er nicht hundertprozentig einschätzen konnte. Immer dichter rückten diese Menschen an ihn heran, während er in der Mitte nach möglichen Auswegen und Lösungen suchte.
    Er wählte aus dem Taxi Kaltenborns Nummer. Dessen Konterfei erschien auf dem Bildschirm seines Videotelefons.
    »Ja, Markus, was gibt’s?«
    »Ich frage mich, wo sich Michael Storm derzeit aufhält. Was er tut, welche Rolle er spielt?«
    Der BKA-Vize reagierte erst mit erstauntem, dann mit gereiztem Gesichtsausdruck.
    »Ich nahm an, dass Sie in engem Kontakt zueinander stehen«, antwortete Kaltenborn. »Immerhin waren Sie mit ihm essen, er kennt unseren Ermittlungsstand …«
    »Wirklich?«, spitzte Croy die Ohren. »Von wem denn?«
    »Von mir«, sagte Kaltenborn kurz.
    Die Mundwinkel des Ermittlers glitten abwärts.
    Kaltenborn schnappte in sein Mikrofon: »Storm hat das Gefühl, dass Sie ihn nicht mögen und auch nicht ernst nehmen. Ist das so?«
    »Ich versuche, professionell zu sein«, antwortete Croy. »Aber ich gebe zu, mit ehemaligen MfS-Offizieren meine Probleme zu haben. Liegt wohl an meiner Herkunft. Ich halte ihn für unberechenbar. Immerhin war er über Jahrzehnte ein führendes Mitglied des DDR-Apparates und machte Jagd auf Gegner des Regimes. Dass derselbe Mann heute für den früheren Klassenfeind arbeitet, halte ich für mehr als nur einen schlechten Scherz.«
    Kaltenborns Gesicht verzog sich leicht. »Dann schlage ich vor, Sie überlassen den Kontakt zu Storm mir. Möglicherweise brauchen wir ihn als Optikspezialisten gar nicht mehr.«
    Croy sah, wie sich Kaltenborn in seinem Schreibtischstuhl zurücklehnte.
    »Wofür denn dann?«, fragte er und starrte in die winzige Videokamera seines Telefons.
    »Beratend, nur beratend«, lächelte Kaltenborn dünn. »Und übrigens «, sagte er und beugte sich dicht vor den Fokus seiner Bürokamera, »gebe ich Ihnen grünes Licht für Semtin. Ich schließe mich Ihrer Argumentation an, dass sich das Zeug schnellstmöglich in Luft auflösen sollte. Ich empfehle ein nochmaliges Treffen mit Gabriela Malichova. Sie verfügt über die Ausrüstung, die Sie brauchen werden. Ich muss jetzt die Übertragung beenden.«
    Croy sah, wie sich Kaltenborns Hand bewegte. Dann erloschen das Bild und die Verbindung.
    Er spürte ein unangenehmes Ziehen im Magen. Genau dieser Frau misstraute er mindestens so, wie er Storm für windig und unberechenbar hielt.
    Als das Taxi den Prager Wenzelsplatz erreicht hatte, stieg Croy aus, schlenderte zu einem Tabakgeschäft, kaufte eine Handvoll deutscher Zeitungen und sah sich dabei unauffällig um. Ihm kam niemand verdächtig vor. Menschen hasteten an ihm vorbei und nahmen keine Notiz von ihm.
    Dennoch schwelte das Gefühl in ihm, beobachtet zu werden. Er bog in eine Seitenstraße ein, ging in ein Bekleidungshaus, griff nach einer Hose und betrat eine Umkleidekabine. Er spähte durch den Vorhang auf das Menschengewühl. Kurze Zeit später verließ er das Kaufhaus durch den rückwärtigen Eingang wieder. Er befand sich auf einer belebten Straße, die von Straßenbahnschienen durchzogen war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterbrach ein kleiner Park die Häuserzeile. Er setzte sich in Bewegung und durchquerte einen Tunnel, auf dessen Dach die nationalen und internationalen Züge den nahe gelegenen Hauptbahnhof ansteuerten. Nach wenigen hundert Metern hatte er seine Pension erreicht. Er setzte sich in den Frühstücksraum und las flüchtig die Überschriften der Nachrichten- und Kommentarseiten. Dem Fahnder fiel auf, dass Reporter und Kommentatoren in Berichten und Leitartikeln auffällig desorientiert in den wenigen Brocken wühlten, die ihnen BKA und Auswärtiges Amt zum Stand der

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