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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Geschichte an. Er dachte an Kaltenborn, und wie der wohl heute dazu stand.
    Gabriela entzündete eine Zigarette, ließ die Seitenscheibe herunter und machte den Eindruck, jetzt erst einmal schweigen zu wollen.
    Croys Gedanken glitten schlagartig ab. Das womöglich qualvolle Verhältnis von Malichova zu Kaltenborn erinnerte ihn an seine letzte, beinahe dreijährige Liebesbeziehung zu Anne, von der er sich sehr viel versprochen und in die er gleichwohl viel Kraft investiert hatte. Doch sie war zerbrochen. Er selbst hatte sie in ihrem Verlauf mit seinen eigenen Ängsten stranguliert.
    Das war ihm nicht zum ersten Mal passiert. Je stärker er sich mit seiner Arbeit identifizierte und auf der Suche nach Anerkennung war, umso blinder wurde er für die Momente, die seine Beziehung stetig vergifteten. Als sei er auch daheim noch der Polizist, blieb er Anne gegenüber misstrauisch und eifersüchtig. Als wolle er immer wieder die Zweifel an sich selbst herausschreien, übertrug er diese Gefühle auch auf sie. Hing es mit dem Fehlen bedingungsloser Liebe und Geborgenheit in der Kindheit zusammen, oder hatte er einfach nur Angst vor einem Rivalen? Croy hatte einer Polizeipsychologin einmal erzählt, dass seine dunkelsten Jahre die seiner Kinderheimzeit gewesen seien. Fünf Jahre lang habe er nach mütterlicher Zuneigung, nach einem Anker gesucht, an dem er seine kindlichen Gefühle von Freude, Bedrohung und Überschwang festmachen konnte.
    Als ihn endlich ein Ehepaar an Kindes statt aufgenommen hatte, da hatte sich diese unerträgliche Suche bereits wie Säure in seine Seele gefressen.
    Er versuchte, diese Gefühle abzuwehren.
    Ohne es selbst wirklich zu merken, forderte Croy von seiner Partnerin, immer und ausschließlich für ihn da zu sein. Seine tief sitzende Furcht, nicht mehr geliebt oder verlassen zu werden, verstellte ihm den Blick, machte ihn hart und ungerecht. Und oftmals war seine Eifersucht normal, doch manchmal schlug sie ins Pathologische um.
    Am Ende stand er allein da. Die Trennung von Anne schleuderte ihn in einen bis dato nicht gekannten Abgrund. Nach vielen Wochen der Wut, Trauer, der Enttäuschung, aber auch der Larmoyanz gestand er sich die eigene Ohnmacht ein, Probleme und Konflikte zu lösen, die ihn in diese Sucht geführt hatten.
    Er suchte nochmals die Hilfe der Psychologin des Bundeskriminalamts.
    »Ich schaffe es nicht allein. Ich habe das Gefühl, in der Mitte meines Lebens bereits auf sein Ende zu sehen.«
    Die Psychologin, eine Frau seines Alters, mit langen braunen Haaren, beinahe schwarzen Augen und einer sehr dezenten Brille ohne Rand, antwortete ihm: »Ihr Suchtverhalten hat Ihre Verlustängste nochmals verstärkt. Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. Aber hinter jeder Sehnsucht verbirgt sich auch Hoffnung.«
    »Sehnsucht wonach?«, fragte er.
    »Möglicherweise nach der endgültigen Liebe. Doch die ist ein Ideal.« Sie hatte ihre Brille abgenommen und zur Seite gesehen, sich ihm nach wenigen Sekunden aber wieder zugewandt.
    »Manchmal braucht man viele Menschen, um einen einzigen zu vergessen«, sagte sie. »Schauen Sie offen auf die Welt und lernen Sie, auf Ihre Erfolge stolz zu sein. Leben Sie Ihre Begierden aus, aber vermeiden Sie eine oberflächliche Befriedigung. Interessieren Sie sich wieder für die Probleme anderer. Die große Schwester von Hören heißt Zuhören.«
    Die Psychologin empfahl ihm, ein Tagebuch zu schreiben.
    Croy hielt sich daran bis heute. Seine Einleitungssätze lauteten: Es gibt nur zwei Arten von Tragödien. Die eine ist, nicht zu bekommen, was man möchte, und die andere ist, es zu bekommen. Das waren für ihn klare Aussagen, auch wenn sie nach einer Qual klangen, die er so oft durchlitten hatte.
    Malichova riss ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte ihre Zigarette durch das Fenster aus dem Wagen geschnippt.
    »Alles in Ordnung, Herr Croy? Sie sahen gerade so …«
    »Sie haben mich mit Ihrer Liebesgeschichte an meine eigenen Erfahrungen erinnert.« Doch bevor sie weiter nachfragen konnte, fügte er schnell, aber mit vorsichtiger Stimme an: »Warum haben Sie es nicht getan?«, fragte er vorsichtig.
    »Was getan?«
    »Den Job. Das Y3 vernichtet?«
    »Kaltenborn wollte es nicht. Er sagte, es sei zu gefährlich. Obwohl wir nicht mehr zusammen sind, ist doch eine Art Beschützerinstinkt von seiner Seite geblieben.«
    Sie schien die nächsten Fragen geradezu zu erwarten.
    »Und wie ist es bei Ihnen?«, fragte Croy beinahe zärtlich. »Lieben Sie ihn noch?«
    »Kennen

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