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Tribunal

Tribunal

Titel: Tribunal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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nicht erinnern, Achim!«
    »Warum nicht? Der Name Bromscheidt ist doch griffig. Im Übrigen wird sie eine Anruferliste führen. Oder gibt es so was in eurer Kanzlei nicht?«
    »Doch«, antwortete Stephan für Löffke.
    »Aber es wird nichts nützen, Achim!«, sagte Löffke kleinlaut. »Ich weiß, dass meine Sekretärin das Gespräch nur mit den Worten rüberstellte, dass ein Herr Blomeier oder so ähnlich mich privat zu sprechen wünsche. Ich wunderte mich noch, als er sich am Telefon mit Bromscheidt meldete. Meine Sekretärin ist sonst sehr aufmerksam, wenn sich Anrufer melden und ihren Namen mitteilen. Sie muss fast nie nachfragen, weil sie den Namen nicht verstanden oder nicht richtig zugehört hat.«
    »Also hat er sich absichtlich mit falschem Namen gemeldet«, folgerte Marie matt.
    »Hast du denn deiner Sekretärin nachher nicht gesagt, dass es kein Blomeier war, der angerufen hat, sondern ein Bromscheidt?«, bohrte Frodeleit nach.
    »Nein!«
    »Warum nicht, Hubert? Es gehört sich doch, das Anruferverzeichnis richtig zu führen. Du bist doch immer der Formalist, Hubert. Warum nicht ausgerechnet hier?«, fragte er scharf.
    Löffke schwieg.
    »War es das, dass niemand von Bromscheidt wissen durfte, Hubert? Hattest du Angst, dass jemand von diesem ach so wissenschaftlichen, reputationsträchtigen Projekt erfährt? Ja? War es das?«
    Frodeleit lachte höhnisch auf. »Natürlich war es das. Ich kenne dich doch, Hubert! – Die dampfende blaue Lagune von Syburg. Mein Gott, wie albern das jetzt alles ist.«
    »Schuldzuweisungen helfen uns jetzt nicht«, mahnte Stephan. »Wir sollten besser überlegen, was wir tun können.«
    »Und das hoffentlich bald«, forderte Frodeleit.
    Löffke zitterte. Er war derjenige, der sich am meisten für das Projekt begeistert hatte. Er hatte sich Bromscheidt förmlich angebiedert. Aber waren die anderen im Grunde nicht ebenso unkritisch gewesen? War es nicht unglaublich leichtsinnig gewesen, sich von einem Fremden überreden zu lassen, einen alten Bunker zu besichtigen, der als Ausstellungsort dienen sollte? Dazu noch zu einem Zeitpunkt, als sie noch gar nicht wussten, welche Anlagen sie überhaupt besichtigen würden? Sie alle hatten bereitwillig ihre Handys abgegeben. Zwar hatte Stephan einwenden wollen, dass die bloße Mitnahme der Handys nicht gefährlich sein könne, hatte sich diese Bemerkung aber verkniffen, nachdem Bromscheidt selbst als Erster sein Mobiltelefon auf den Tisch gelegt hatte. Bromscheidt war nie befehlend aufgetreten. Sie hatten keinen Argwohn gehegt. Wie aufmerksam hatte Bromscheidt Frodeleits Bedenken gegen das Projekt aufgenommen. Nein, keiner von ihnen hatte Grund, dem Anderen Leichtgläubigkeit vorzuwerfen.
    »Woher wusste Bromscheidt eigentlich von Ihrer Vorliebe für Rotwein?«, fragte Stephan. »Ich vermute, von Ihrer Sekretärin weiß er es nicht. Oder gab es mehrere Gespräche?«
    »Nein, er hat nur einmal in der Kanzlei angerufen«, erwiderte Löffke. »Alle weiteren Gespräche mit ihm habe ich direkt über Handy geführt.«
    »Der Kontakt sollte ja geheim bleiben, natürlich!«, giftete Frodeleit.
    »Ich habe keine Ahnung, woher er wusste, dass ich leidenschaftlich gerne Montepulciano trinke.«
    »Bromscheidt war auch darüber im Bilde, dass Sie alle im Dortmunder Süden wohnen«, fuhr Stephan fort. »Auch das wird er nicht bei seinem Anruf in der Kanzlei erfahren haben.«
    »Das heißt: Er kennt uns oder weiß zumindest mehr über uns, als er vorgibt«, folgerte Marie.
    Stephan nickte. »So sieht es aus.«
    »Wie war das eigentlich mit der Internetrecherche, die Sie vorhin erwähnten?«, wollte Frodeleit von Marie wissen.
    »Vor unserem Besuch bei Bromscheidt hatte ich seinen Namen bei Google eingegeben und kein Suchergebnis gefunden. Es gab nicht einen einzigen Eintrag.«
    »Aber das ist doch ein geläufiger Name, Frau Schwarz! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man nichts findet.«
    »Das ist genau der Punkt, Herr Frodeleit«, meinte Stephan. »Alles ist so arrangiert, dass es in Wirklichkeit so sein könnte. Bromscheidt ist ein Name, den man für existent hält, weil er so echt klingt.«
    »Also gibt es keinen wirklichen Bromscheidt«, rief Frodeleit mit ungekannter Erregtheit aus. »Womöglich wohnt er auch nicht in dem Haus mit der so bezaubernden blauen Lagune. Wahrscheinlich gibt es auch keine körperbehinderte Frau. Letztlich wird er auch kein Psychologe sein. Er hat, woher auch immer, Schlüssel zu dem Tunnelsystem hier unten, und er

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