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Tricks

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Titel: Tricks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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Trend entsprach, und dann gab es einige, die zurechtkommen konnten, wenn sie bei Verwandten untergebracht waren.
    Tessa gehörte zu dieser Gruppe. Offenbar hatte sie einige Elektrobehandlungen gebraucht, als sie eingeliefert wurde, aber schon seit geraumer Zeit benötigte sie nur noch die geringste Medikamentendosis.
    »Schockbehandlungen?«, fragte Nancy.
    »Vielleicht Schock
therapie
«, sagte die Oberschwester, als ob es da gewisse Unterschiede gäbe. »Sie sagen, Sie sind keine Angehörige. Das bedeutet, Sie haben nicht vor, sie aufzunehmen.«
    »Ich habe einen Ehemann …«, sagte Nancy. »Ich habe einen Ehemann, der … er wäre in einem Heim wie diesem, nehme ich an, aber ich pflege ihn zu Hause.«
    »Ach. Tatsächlich«, sagte die Oberschwester, mit einem Seufzer, der nicht ungläubig klang, aber auch nicht mitfühlend. »Und das Problem ist, dass sie offenbar nicht einmal amerikanische Staatsbürgerin ist. Sie selbst meint, sie ist keine – also nehme ich an, Sie sind jetzt nicht daran interessiert, sie zu sehen?«
    »Doch«, sagte Nancy. »Doch, das bin ich. Deswegen bin ich hergekommen.«
    »Ah.Gut. Sie ist gleich um die Ecke, in der Bäckerei. Sie backt hier seit Jahren. Ich glaube, anfangs war ein Bäcker hier beschäftigt, aber als er ging, wurde nie wieder einer eingestellt, das war gar nicht nötig, dank Tessa.«
    Als sie aufstand, sagte sie: »Ach. Vielleicht möchten Sie, dass ich nach einer Weile hereinschaue und sage, es gibt noch etwas, was ich gerne mit Ihnen besprechen würde. Dann können Sie die Flucht ergreifen. Tessa ist ziemlich schlau und weiß, woher der Wind weht, und sie könnte sich aufregen, wenn sie sieht, dass Sie ohne sie gehen wollen. Also werde ich Ihnen eine Gelegenheit geben, sich davonzustehlen.«
    *
    Tessa war nicht völlig grau. Ihre Locken wurden von einem engen Netz zusammengehalten, und die Stirn darunter glänzte faltenlos und war noch breiter, höher und weißer als früher. Auch ihr Leib war breiter geworden. Sie hatte große Brüste, die hart wie Findlinge aussahen, unter ihrer weißen Bäckerkleidung, und trotz dieser Last, trotz ihrer Körperhaltung in diesem Augenblick – sie stand über den Tisch gebeugt und rollte ein großes Stück Teig aus – waren ihre Schultern ausladend und stattlich.
    Sie war allein in der Bäckerei, außer ihr war nur noch ein großes, dünnes, zartes Mädchen da – nein, eine Frau, deren hübsches Gesicht zuckte und sich ständig zu bizarren Grimassen verzog.
    »Ach, Nancy. Du bist's«, sagte Tessa. Sie sprach ganz natürlich, wenn auch mit dem galanten Stocken des Atems, der unbeabsichtigten Gemütlichkeit jener, die eine prächtige Ladung Fleisch auf den Knochen tragen. »Lass das, Elinor. Stell dich nicht so an. Geh und hol meiner Freundin einen Stuhl.«
    Als sie sah, dass Nancy sie umarmen wollte, wie man es jetzt tat, geriet sie in Verlegenheit. »Ach, ich bin ganz voll Mehl. Und außerdem, Elinor könnte dich beißen. Elinor mag es nicht, wenn jemand mir zu nahe kommt.«
    Elinor war eilig mit einem Stuhl zurückgekehrt. Nancy ließ es sich angelegen sein, ihr ins Gesicht zu schauen und freundlich zu sein.
    »Danke schön, Elinor.«
    »Sie redet nicht«, sagte Tessa. »Sie ist aber meine rechte Hand. Ohne sie käme ich gar nicht zurecht, was, Elinor?«
    »Also«, sagte Nancy. »Ich staune, dass du mich erkannt hast. Ich bin ganz schön verwittert seit den alten Zeiten.«
    »Ja«, sagte Tessa. »Ich habe mich gefragt, ob du kommst.«
    »Ich hätte ja auch tot sein können. Erinnerst du dich an Ginny Ross? Sie ist tot.«
    »Ja.«
    Kuchenböden und -decken, das machte Tessa. Sie schnitt ein rundes Stück Teig aus und klatschte es auf den Boden einer Kuchenform, den sie hochhielt und geschickt auf einer Hand drehte, während sie mit einem Messer, das sie in der anderen Hand hielt, den überstehenden Teig abschnitt. Das tat sie rasch mehrmals hintereinander.
    Sie fragte: »Wilf ist nicht tot?«
    »Nein, er lebt noch. Aber er ist nicht mehr ganz bei Verstand, Tessa.« Zu spät erkannte Nancy, dass sie sich nicht besonders taktvoll ausgedrückt hatte, und sie versuchte, eine harmlosere Note hineinzubringen. »Er hat sich ein paar sonderbare Angewohnheiten zugelegt, der arme Wolfie.« Vor Jahren hatte sie versucht, Wilf Wolfie zu nennen, weil sie fand, dass der Name besser zu seinem langen Kiefer, dem schmalen Schnurrbart und den hellen, strengen Augen passte. Aber er mochte den Namen nicht, argwöhnte Spott, also hatte sie es

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