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Tricks

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Titel: Tricks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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zu tun. Mrs. Travers war enttäuscht, aber sie fing sich und rief mit fröhlicher Bestürzung aus: »Aber die Kinder sind doch nicht etwa auch in Ottawa?«
    »Leider nein«, sagte Mavis. »Aber sie sind gerade nicht besonders gut zu haben. Ich bin überzeugt, sie würden die ganze Mahlzeit hindurch greinen. Das Baby hat Frieselausschlag, und Gott weiß, was Mikey fehlt.«
    Sie war eine schlanke, sonnengebräunte Frau in einem purpurroten Kleid, mit einem farblich genau abgestimmten breiten purpurroten Band, das ihre dunklen Haare zurückhielt. Hübsch, aber mit kleinen Säckchen der Langeweile oder der Missbilligung um die Mundwinkel. Sie rührte ihr Essen kaum an und erklärte, dass sie gegen Curry allergisch sei.
    »Ach, Mavis. Wie schade«, sagte Mrs. Travers. »Ist das neu?«
    »Oh nein. Das habe ich schon ganz lange, aber früher war ich immer höflich. Irgendwann war ich es dann leid, mich die halbe Nacht lang übergeben zu müssen.«
    »Hättest du mir doch bloß was gesagt … Was können wir dir anbieten?«
    »Lass nur, es geht schon. Ich habe sowieso keinen Appetit, bei der Hitze und den Freuden der Mutterschaft.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an.
    Hinterher, beim Spiel, geriet sie mit Wat in Streit über eine Definition, die er benutzte, und als das Lexikon sie als annehmbar bestätigte, sagte Mavis: »Oh, tut mir leid. Ihr seid mir eben weit überlegen.« Und als es so weit war, dass alle für die nächste Runde einen Zettel mit einem eigenen Wort einreichen mussten, lächelte sie nur und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keins.«
    »Ach, Mavis«, sagte Mrs. Travers. Und Mr. Travers sagte: »Komm schon, Mavis. Ein x-beliebiges Wort genügt.«
    »Ich kenne aber kein x-beliebiges Wort. Tut mir leid. Ich bin heute Abend einfach dumm. Spielt ihr ruhig ohne mich.«
    Was sie taten, alle verhielten sich, als sei nichts geschehen, während Mavis rauchte und eisern an ihrem sanft gekränkten, unglücklichen Lächeln festhielt. Nach einer kleinen Weile stand sie auf und sagte, sie sei schrecklich müde und könne die Kinder nicht länger den Großeltern zumuten, der Abend sei reizend und lehrreich gewesen, und sie müsse jetzt nach Hause.
    »Ich werde euch nächstes Weihnachten ein Oxford-Lexikon schenken«, sagte sie in die Runde, als sie mit bitterem Auflachen hinausging.
    Das Lexikon der Travers, das Wat benutzt hatte, war ein amerikanisches Nachschlagewerk.
    Als sie fort war, wagte keiner, die anderen anzuschauen. Mrs. Travers sagte: »Gretchen, hast du die Kraft, uns allen eine Kanne Kaffee zu brühen?« Und Gretchen ging in die Küche und murmelte: »Ach Gott, ach Gott. Mir kommen gleich die Tränen.«
    »Ihr Leben ist eben nicht einfach«, sagte Mrs. Travers. »Mit den beiden Kleinen.«
    *
    Unter der Woche hatte Grace an einem Tag eine längere Pause, zwischen dem Abräumen des Frühstücks und dem Eindecken für das Abendessen, und als Mrs. Travers davon erfuhr, gewöhnte sie sich an, nach Bailey's Falls zu fahren, um Grace für diese freien Stunden an den See zu holen. Maury war dann zur Arbeit – er arbeitete den Sommer über bei dem Bautrupp, der den Highway 7 ausbesserte –, Wat war in seinem Büro in Ottawa, und Gretchen war mit den Kindern zum Schwimmen oder Rudern am See. Für gewöhnlich kündigte Mrs. Travers von sich aus an, dass sie Einkäufe zu erledigen oder Vorbereitungen für das Essen zu treffen oder Briefe zu schreiben habe, und sie überließ Grace sich selbst in dem weitläufigen, kühlen, schattigen Wohn-Esszimmer mit dem ausgesessenen Ledersofa und dem vollen Bücherregal.
    »Lesen Sie alles, worauf Sie Lust haben«, sagte Mrs. Travers. »Oder machen Sie es sich gemütlich und schlafen Sie ein bisschen, wenn Ihnen danach ist. Ihre Arbeit ist anstrengend. Sie müssen müde sein. Ich passe auf, dass Sie rechtzeitig zurück sind.«
    Grace schlief nie. Sie las. Sie saß fast reglos da, und unterhalb ihrer Shorts wurden ihre nackten Beine schweißnass und klebten am Leder. Vielleicht, weil das Lesen ihr solches Vergnügen bereitete. Sehr oft bekam sie fast nichts von Mrs. Travers zu sehen, bis es Zeit wurde, wieder von ihr zur Arbeit gefahren zu werden.
    Mrs. Travers fing nie irgendein Gespräch an, bis Grace nicht genug Zeit gehabt hatte, ihre Gedanken von dem Buch, in das sie gerade vertieft gewesen war, zu lösen. Dann konnte es sein, dass Mrs. Travers erwähnte, es selbst gelesen zu haben, und äußerte, was sie davon gehalten hatte – doch stets auf nachdenkliche

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