Tricks
das Haus zu schließen. Und für Grace war es günstig, denn der Sonntag war immer noch ihr freier Tag.
Die ganze Familie würde da sein. Keine Gäste – es sei denn, man betrachtete Grace als Gast. Neil und Mavis und ihre Kinder würden bei den Eltern von Mavis wohnen und dort am Montag Thanksgiving feiern, aber den Sonntag würden sie bei den Travers verbringen.
Als Maury Grace am Sonntagvormittag an den See brachte, war die Pute schon im Backofen. Wegen der Kinder wurde schon gegen fünf Uhr gegessen. Die Kuchen standen auf dem Küchenbuffet – Kürbis, Apfel, wilde Blaubeeren. Gretchen hatte das Kommando in der Küche übernommen – als Köchin ebenso koordiniert wie als Sportlerin. Mrs. Travers saß am Küchentisch, trank Kaffee und legte mit Gretchens kleinerer Tochter Dana zusammen ein Puzzlespiel.
»Ach, Grace«, sagte sie und sprang auf für eine Umarmung – was sie noch nie zuvor getan hatte – und warf mit einer ungeschickten Bewegung die Puzzleteile hinunter.
»
Oma
«, heulte Dana auf, und ihre ältere Schwester Janey, die kritisch zugeschaut hatte, sammelte die Teile auf.
»Wir können sie ja wieder zusammensetzen«, sagte sie. »Oma hat es nicht mit Absicht getan.«
»Wo bewahrst du die Cranberry-Soße auf?«, fragte Gretchen.
»Im Küchenschrank«, sagte Mrs. Travers, drückte immer noch die Arme von Grace und kümmerte sich nicht um das zerstörte Puzzle.
»
Wo
im Küchenschrank?«
»Ach. Cranberry-Soße«, sagte Mrs. Travers. »Die mache ich selbst. Zuerst setze ich die Cranberrys mit wenig Wasser bei kleiner Flamme auf … nein, ich glaube, ich weiche sie vorher ein …«
»Dafür habe ich jetzt keine Zeit«, sagte Gretchen. »Heißt das, du hast keine fertige?«
»Ich glaube nicht. Brauche ich ja auch nicht, weil ich sie selber mache.«
»Ich muss jemanden welche holen schicken.«
»Vielleicht kannst du Mrs. Woods fragen?«
»Nein. Ich habe kaum je ein Wort mit ihr gewechselt. Das traue ich mich nicht. Jemand muss zum Laden fahren.«
»Schatz – es ist Thanksgiving«, sagte Mrs. Travers sanft. »Alles wird zu haben.«
»Der Laden die Landstraße runter, der ist immer offen.« Lauter fragte Gretchen: »Wo ist Wat?«
»Er ist mit dem Ruderboot draußen auf dem See«, rief Mavis aus dem hinteren Schlafzimmer. Sie ließ es wie eine Warnung klingen, denn sie versuchte gerade, das Baby dazu zu bringen einzuschlafen. »Er hat Mikey mitgenommen.«
Mavis war in ihrem eigenen Auto mit Mikey und dem Baby hergefahren. Neil kam später – er hatte noch Anrufe zu erledigen.
Und Mr. Travers war golfen gefahren.
»Ich brauche einfach jemanden, der zum Laden fährt«, sagte Gretchen. Sie wartete, aber aus dem Schlafzimmer kam kein Angebot. Sie sah Grace fragend an.
»Du kannst nicht Auto fahren, wie?«
Grace sagte nein.
Mrs. Travers sah sich nach ihrem Stuhl um und setzte sich mit einem dankbaren Seufzer hin.
»Aber Maury kann fahren«, sagte Gretchen. »Wo ist Maury?«
Maury war im vorderen Schlafzimmer und suchte seine Badehose, obwohl ihm alle gesagt hatten, dass das Wasser viel zu kalt zum Baden sei. Er sagte, der Laden habe bestimmt nicht auf.
»Doch«, sagte Gretchen. »Sie verkaufen Benzin. Und wenn sie zu haben, dann ist da noch der Laden, gleich wenn man nach Perth reinkommt, weißt du, der mit den Eistüten …«
Maury wollte, dass Grace ihn begleitete, aber die beiden kleinen Mädchen, Janey und Dana, zerrten an ihr, denn sie wollten ihr die Schaukel zeigen, die der Großvater unter dem Spitzahorn an der Seite des Hauses aufgestellt hatte.
Als Grace die Stufen hinunterging, merkte sie, wie das Riemchen einer ihrer Sandalen riss. Sie zog beide aus und lief ohne Schwierigkeiten über den sandigen Boden, den platt gedrückten Wegerich und das viele welke Laub, das schon gefallen war.
Erst schob sie die Kinder auf der Schaukel an, dann schoben die Kinder sie an. Als sie – barfuß – heruntersprang, gab ihr eines Bein nach, und sie stieß einen Schmerzensschrei aus, wusste nicht, was passiert war.
Es war der Fuß, nicht das Bein. Der Schmerz ging von der Sohle ihres linken Fußes aus, dort hatte sie sich an der scharfen Kante einer Muschelschale geschnitten.
»Dana hat die Schalen geholt«, sagte Janey. »Sie wollte ein Haus für ihren Schneck bauen.«
»Der ist weggelaufen«, sagte Dana.
Gretchen und Mrs. Travers und sogar Mavis waren aus dem Haus geeilt, überzeugt, der Schrei wäre von einem der Kinder gekommen.
»Sie hat einen blutigen Fuß«, sagte
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