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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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einen wilden Urwald kämpfen. Knorrige Ranken hingen in Hüfthöhe, so starr, dass jeder Zusammenstoß wehtat, aber zu elastisch, um sie einfach abzubrechen. Nachdem sie ein paar Schritte in dieses Dickicht vorgedrungen war, in der Hoffnung, auf dem richtigen Pfad zu sein, zerrte sie ihren Mantel aus den mit Dornen übersäten Luftstängeln, drückte den Dreispitz fest auf den Kopf und konzentrierte sich.
    Sie ließ ihre Arme sinken, drehte die Handflächen nach vorne und vollführte mit den krallenbewehrten Fingern kleine Bewegungen. Schibals Hände, jene Gabe, mit der sie der Prophet als Auserwählte gesegnet hatte, fuhren unsichtbar aus ihren Krallen, wuchsen mehrere Meter in die Länge und tasteten sachte, doch unverwundbar durch das Gestrüpp. Sie bogen es, wenn nötig, zur Seite und fanden schließlich fünf Meter zu ihrer Rechten den Durchgang, der in der Dunkelheit der Nacht nicht zu sehen gewesen war. Sie öffnete die Augen, wandte sich um und vollführte mit ihren Händen eine Geste, als würde sie ein Buch aufschlagen. Schibals Hände folgten ihrem Willen und schlugen die Pflanzen zur Seite. Tischara schritt durch die von ihren geistigen Kräften erschaffene Gasse und gelangte so schließlich auf den Pfad zum Hauseingang. Als sie ihre Konzentration von den Sträuchern hinter ihr löste, schwangen Äste, Ranken und Stängel mit einem aggressiven Brausen an ihre gewohnten Plätze zurück, offensichtlich wütend darüber, Tischara nicht aufgehalten zu haben.
    Das Haus selbst war nicht weiter auffällig. Es vergammelte wohl schon seit einigen Jahren, von seinen Bewohnern gänzlich missachtet. Nur hinter wenigen Fenstern sah man Licht, und wenn, schien es meist durch Holzbalken, die man als Schutzgitter vor die Scheiben genagelt hatte. Neben und über der Tür räkelten sich verwachsene Kreaturen, Monsterfratzen starrten gierig herab, Lederflügel ragten aus dem Stein und Krallenhände schnappten in der Luft. Im flackernden Stadtlicht schienen die Steinskulpturen zu leben und Schattentänze aufzuführen. Zwischen all den Geschöpfen aus Alpträumen und grausigen Märchen fand Tischara das Zeichen, das einen sicheren Ort für Leute wie sie bedeutete. Sie legte ihren Krallenfinger auf die dritte Klingel von oben, fast im gleichen Augenblick schwang die Tür knarrend nach innen auf. Im ersten Moment glaubte Tischara, dies sei automatisch geschehen, bis sie zu ihren Füßen eine Stimme hörte. Zuerst war es nur ein Zirpen und Trillern, dann wurden die Worte von Tischaras Translator übersetzt. «Es ist mir eine Ehre, die gesegnete Gesandte willkommen zu heißen.»
    Vor ihren Stiefeln sah Tischara einen Käfer, oder besser, seinen Rücken und die darunter hervorzuckenden Fühler. Der Körper des Käfers hatte eine ovale Form und war so lang wir ihr Unterarm.
    «Es war eine gute Reise», erwiderte Tischara.
    «Die Straßen sind dunkel und rau, doch hier werdet Ihr Helligkeit erfahren.»
    «Niemand ist erfreuter als ich», vollendete Tischara den Begrüßungscode. Hier wohnte der Agent also.
    Das Käferwesen vor ihr lief rückwärts, um sie einzulassen. Dabei richtete es das vordere Drittel seines Körpers auf, sodass seine schwarzen Facettenaugen sie ansahen und das vordere Armpaar nervöse Gesten vollführte. Die Mandibeln zitterten und erzeugten klackernde Pfeiftöne: Worte in seiner Sprache. «Mein Name ist Kriva», hörte Tischara die Übersetzung. «Ich werde Euch zu Priester Mizra führen, Gesegnete.»
    Ein Gläubiger, dachte Tischara, nickte und folgte dem Käferwesen. Der Geruch von Schimmel war unangenehm, und sie musste zweimal niesen. Körner, Käfer und Kieselsteine knirschten auf dem abgenutzten Teppichboden. In den Wänden hörte sie kleines Getier. Der Flur war nur spärlich beleuchtet, doch anders als Menschen konnten Iril gut im Dunkeln sehen – in diesem Moment war das allerdings kein Vorteil. Die Tapete war stellenweise von den Wänden gerissen, und der Kleister ein gefundenes Fressen für Ungeziefer.
    Als sie eine schiefe Treppe erreichten, klappte Krivas Rückenpanzer auf, zwei Flügelpaare entfalteten sich und summend flog er hinauf. Tischara folgte ihm. Obwohl sie ihre Füße vorsichtig aufsetzte, ächzten die Holzstufen. Die Treppe endete an einer Tür, die Kriva öffnete. Tischara trat hindurch und war angenehm überrascht. Das Licht war genau auf die Bedürfnisse ihrer Rasse angepasst. Der Flur, durch den sie anschließend gingen, war vom Alter gezeichnet, aber gut gepflegt – der Teppich

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