Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
die Arme immer noch vor der Brust.
Es dauerte keine zwei Minuten, bis Kriva zurück war und Mizra einen kleinen Beutel Paket reichte. Dieser schlug die Tür zu und ging zum Sessel. Er nahm einen Schluck, stellte die Bierflasche ab und öffnete den Beutel. Er enthielt einen gelb funkelnden Kristall und mehrere Räucherstäbchen. Mizra grunzte zufrieden und reichte die Utensilien an Tischara weiter. «Sie kennen das Amta-Mantra?»
«Natürlich.» Tischara steckte den Beutel in eine der großen Manteltaschen.
«Rezitieren Sie es dreimal vor dem Kristall und ich werde mit Ihnen in Verbindung treten.» Mizra nahm die Bierflasche und ließ sich schwer in den Sessel fallen.
Tischara ging davon aus, das Treffen wäre beendet – was hätte ihr dieser Mann noch sagen können? –, und wandte sich zum Gehen.
«Warten Sie», hielt Mizra sie zurück. «Diese Trickser, mit denen Sie hier sind, haben die auch einen Namen?»
«Scyna und Blaine DeVere, ihr Roboter nennt sich Ega Rix.»
«Kein Roboter», sagte Mizra kopfschüttelnd, «ein Maschinoid, ein Caraner.»
«Sie kennen sie?»
«Die DeVeres haben einen guten Namen. Gute Leute, mit Witz – und Moral. Deswegen werden sie es wohl auch nie weit bringen. Moral ist wie ein Stein im Schuh.»
Tischaras Interesse war geweckt. «Was wissen Sie über sie?»
«Ein paar Sachen, die man auf den Straßen aufschnappt. Seider war das große Ding, mit dem sie sich einen Namen machten. Ein Industrieraub vom Feinsten, hatte irgendwas zu tun mit Plastik zersetzenden Bakterien, Nanorobotern, Nylonstrümpfen und einem Petunientopf. Oder waren es Geranien? Ich bin kein Profi in solchen Sachen, aber dieser Kerl, den ich kenne, ist ein wahrer Experte – und der hat sich halb totgelacht, als die Sache rauskam. Muss ein verfluchter Geniestreich gewesen sein. Klauen dieser Firma einfach Pläne und einen Prototyp des neuesten MultiFernglases – und die Sicherheitsabteilung merkt es erst zwei Tage später. Verdammt clevere Familie, zum Glück haben sie ihre restliche Sippschaft auf Eian gelassen.»
«Sie sind Diebe.» Auf einer Welt wie Rok gelten Raubzüge wohl als salonfähig.
«Stellen Sie sich das mal vor. Ist ja nicht so, dass Seider nur was aus der Portokasse geklaut wurde. Nein, ein paar Jahre Forschung dahin, die Kunden erhalten keine Ware, und das Schlimmste: Irgendein Konkurrent wird das Produkt auf den Markt bringen, in das Seider viel Geld und Zeit gesteckt hat. So ein Schaden nagt am Image und ist jahrelang spürbar.» Mizra nahm noch einen Schluck aus der nun zur Neige gehenden Flasche. «Der Geschäftsführer beichtet es dem Aufsichtsrat, und die wollen seinen Kopf. Als er an diesem Abend heim fährt, um seiner Familie zu sagen, dass sie sich ein kleineres Haus suchen müssen, erhält er einen Anruf. Man bietet ihm den Prototyp und alle Pläne an. Für die Hälfte des Schwarzmarktwerts. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Das Lösegeld war immer noch eine verflucht hohe Summe. Aber auf dem freien Markt hätte man mit diesen Dingern ein beschissenes Vermögen machen können. Wissen Sie, wie man so was nennt?»
Tischara wartete stumm, dass ihr Gastgeber fortfuhr.
«Stil.» Einen Moment musterte er schweigend die Bierflasche in seiner Hand. «Tja, natürlich ist der Geschäftsführer nicht blöd. Er akzeptiert und zahlt das Geld. Die Übergabe verläuft perfekt, und nichts Genaues weiß man nicht. Es gibt keine Beweise, die zu den Dieben führen. Bald heißt es, es sei das DeVere-Trio gewesen. Nur Gerüchte, nichts Konkretes. Sie sind Diebe, Betrüger, aber sie sind fähige Leute. Und sie haben Stil.»
Mizra sah Tischara an, er wirkte zum ersten Mal nüchtern. «Sie sind da an anständige Leute geraten.»
«Wenn Sie meinen.»
«Es gibt solche Trickser – und solche Trickser. Wie lief denn die Arbeit mit ihnen bisher?»
«Sie haben mir Foran vorgestellt.»
«Guter Kontakt.»
Tischara schaute zu, wie ihr Gastgeber die Bierflasche leerte und sie zu einer kleinen, geordneten Kolonne auf den Boden stellte. Er nahm sich sofort eine volle aus einem kleinen Kühlschrank, der in Griffweite neben dem Sessel stand. Trotz des abstoßenden Äußeren und der geradezu schmerzhaften Verwahrlosung des Priesters wuchs ihr Interesse an ihm. Meister Solov hatte ihr erzählt, Mizra sei schon über zwanzig Jahre auf Rok. Wenn er nicht all diese Jahre nur in diesem Zimmer verbracht hatte, würde er ihr vielleicht wirklich eine Hilfe sein können. «Nach unserem Treffen mit Foran wurden wir
Weitere Kostenlose Bücher