Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
mächtigste Unternehmer Zarons sein, aber als er in Indras Augen sah, wurden ihm die wahren Machtverhältnisse in diesem Raum wieder vollauf bewusst. Er sah schweigend auf seinen Teller.
Zu Indras linker Hand hob Manul Unger seinen Datenblock hoch, tippte etwas ein und legte den Block neben seinen Teller.
Indra sah ihn fragend an.
«Bruner ist angekommen», meldete Unger knapp.
***
In den letzten Tagen hatte Tischaras Heilung große Fortschritte gemacht; Pfarrer Sear hatte mehrfach sein Erstaunen über die schnelle Genesung zum Ausdruck gebracht. Tischara hatte ihm nie gesagt, dass die Körper von Iril ihres Standes durch Zuchtkontrolle und Körpermanipulation außerordentliche Fähigkeiten besaßen. Tischara setzte alle ihr zur Verfügung stehenden Kräfte ein, und die Bemühungen hatten Erfolg. Auf eine Krücke gestützt war sie in letzter Zeit mehrmals außerhalb der kleinen Kirche spazieren gewesen.
Im Moment saß Tischara aufrecht am Boden, den Rücken gerade, die Augen geschlossen und die spitzen Ohren standen aufrecht. Ihr Körper war völlig entspannt. Ihre Hände lagen unter ihrem Po, die Beine, gerade ausgestreckt, berührten nicht den Boden. Tischara hielt die Beine mit ihrer geistigen Gabe vom Boden fern. Sie hatte ihre materiellen Hände mit feinstofflichen Fingern vergrößert, die sich unter den Beinen ausbreiteten wie ein unsichtbares, weiches Kissen, damit keine Anspannung den Heilungsvorgang minderte.
Tischara war in Trance, ihre Umwelt nahm sie nur fern wahr. Eine Wahrnehmung auf der kein Fokus lag. Die eigentliche Welt war nun ihr eigener Körper, der Brennpunkt von Tischaras Empfinden lag auf der Wunde an ihrem linken Bein, dort arbeitete ihr Körper mit aller Kraft, um den Schaden zu reparieren. In einer tiefen Schicht ihres Wesens, half sie dem Körper mit ihrem Geist, die schwere Arbeit voranzubringen. Alle anderen körperlichen Nöte waren zu einem Minimum reduziert. Die Atmung war flach und die Pausen zwischen den Atemzügen länger als diese selbst. Jegliche überschüssige Energie fand ihren Weg in die Wunde. Die Heiltrance hatte ihr schon früher gute Dienste geleistet. Durch Studium und Übung in den alten Lehren war es vielen Iril möglich, in ihr eigenes vegetatives System einzugreifen. Es erforderte höchste Konzentration und Willensstärke, war aber die Mühe wert.
Um sich nicht zu verlieren, hatte Tischara vor der Mediation einen Zeitpunkt bestimmt, an dem sie erwachen wollte. Dieses Vorhaben hatte bislang geruht, erwachte nun aber und drängte sich in den Vordergrund. Tischara hieß ihn willkommen und zog ihren Fokus von der Wunde zurück, deren Heilung in der letzten Stunde vorangeschritten war. Ihre Atmung fand zum natürlichen Rhythmus, das Herz schlug schneller und sie öffnete die Augen. Da ihre Beine taub waren, spreizte sie Schibals Finger und stemmte sich auf ihnen hoch. Sie ließ vier Finger wachsen und hielt mit den anderen ihren Körper fest. So hob sie sich in ihr Bett. Durch die Anstrengung war ihr kalt. Sie zog die Decke bis an die Brust.
Es klopfte an die Tür und sie bat den Gast herein. Mizra trat in ihr Zimmer. «Sie haben nach mir gerufen?»
Tischara wies auf einen Haufen, der auf dem Stuhl lag. «Das hat mir Pfarrer Sear gebracht. Es sind die Geräte und der Anzug, die der Arkane bei sich hatte. Nehmen sie die Brille und setzen Sie sie auf.»
Er tat, worum sie ihn bat. Die Brille war klobig und lag schwer auf seiner verkürzten Schnauze. Durch die Gläser sah er seine Umgebung in einem rötlichen Licht. Sosehr ihn dieses Sichtspektrum und die am Rand laufenden Zahlenkolonnen störten, waren die Konturen doch viel schärfer geworden. Er drehte seinen Kopf etwas, um Tischara anzusehen, die ihre Beine aus dem Bett gehoben hatte. Sie streckte ihre linke Hand aus, die – im Gegensatz zum restlichen Körper – hell schimmerte. Dann wuchsen die Finger, wurden immer länger, schließlich unglaublich lang. Fast einen Meter maßen die leuchtenden Finger jetzt, und sie bewegten sich wie Schlangen, als hätten sie keine Gelenke oder Knochen. Die Finger wuchsen weiter durch die Luft. Während Tischara immer noch auf dem Bett saß, griffen die Schlangenfinger den Stuhl und hoben ihn in die Luft. Da verstand Mizra. «Allmächtige Schöpfung!», hauchte er. Seine Beine gaben nach, er riss die Brille herunter. «Das kann nicht sein!»
«Doch», sagte Tischara und machte eine Geste, um Böses von ihr abzuwenden. Sie setzte den Stuhl ab. Zwischen ihr und dem
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