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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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Iril-Sachen, die jetzt in Ihrem Besitz sind, verehrte Richterin, worauf werden die untersucht? Doch nur, ob sie bei einer möglichen Schlacht als Waffen eingesetzt werden können. Merdianer wollen nicht beobachten, sie wollen unterwerfen. Ein Element, das nicht unter Kontrolle ist, erweckt Misstrauen. Deswegen werden Sie Leute wie mich niemals verstehen.»
    «Unser Weg scheint mir sehr erfolgreich», gab Indra zurück.
    «Im materiellen Sinne haben Sie Recht. Doch ist dies nicht das Maß aller Dinge – und deswegen werden Sie die Iril nicht unterwerfen.»
    Im Kontrollraum zeigten TyMars Biowerte, dass er überzeugt war von seiner Rede.
    Indra hakte nach: «Sie meinen, wir werden einen Krieg verlieren?»
    TyMar schüttelte den Kopf. «Das habe ich nicht gesagt.»
    «Was meinen Sie dann?» Indras Stimme klang neugierig.
    «Eine Auseinandersetzung mit den Iril wird das Reich verändern. Das Streben nach materiellem Glück wird nicht mehr ausreichen.»
    Indra musterte ihn einige Sekunden.
    Schließlich fragte TyMar: «Haben Sie schon einen Votivort ausgesucht?»
    Was soll das denn jetzt, dachte Jans.
    Aber Indra folgte TyMar. «Ja, vor wenigen Tagen.»
    «Haben Sie ihn auch besucht?»
    «Natürlich.»
    «So natürlich ist das nicht, verehrte Richterin. Es ist Tradition, dass jeder neue Richter einen Votivort erhält. Jedoch sind Sie die Erste seit rund zwanzig Amtszeiten, die zur Eröffnungsmesse ging. All ihre Vorgänger waren nicht gläubig genug, um auch nur ein einziges Mal den Ort aufzusuchen, an dem sie ihre Götter anrufen sollen, um ihre Arbeit segnen zu lassen.»
    Jans sah darin nichts Ungewöhnliches. Die Kirche hatte im Merdianischen Reich die Rolle eines Traditionsbewahrers; ihre Vorstellungen hatten schon seit Jahrhunderten keinen Einfluss mehr auf Politik oder Rechtsprechung. Sie war aus dem öffentlichen Leben verschwunden und eine Angelegenheit rein privater Natur geworden. So wie es sein soll.
    Im Verhörzimmer fragte Indra: «Sie sprechen von der Rückkehr der Religion? Einem Erstarken der Kirche?»
    «Ich spreche von Glauben.» Der Technosoph blickte die Richterin ernst an.
    «Glauben ist etwas, was jeder für sich selbst entscheiden muss.»
    «Wenn Sie das sagen. Nur, wo ist der Unterschied zwischen Gesetzen, die die Gesellschaft betreffen und denen des Glaubens? In beiden Fällen werden Richtlinien gegeben, wie sich der Einzelne zu verhalten hat, damit ihm keine Strafen drohen – sei es von der Staatsmacht oder von den Göttern. Schließlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob man sich daran hält oder die Konsequenzen für ihre Nichtbeachtung trägt. Deswegen ist es nicht schlimm, dass sich die Merdianer nur noch für das Materialle interessieren, nicht für das Spirituelle. Das scheint doch einerlei. Aber das eine kann nicht ohne das andere existieren, denn jedes Lebewesen glaubt an etwas Größeres als es selbst. Sie, verehrte Richterin, regulieren das tägliche Leben, übernehmen aber nicht die Verantwortung für das Seelenheil des Volkes. Sie überlassen es jedem Einzelnen, es zu suchen. Sie sollten sich nicht wundern, wenn die Menschen ihren Glauben an Orten finden, die Ihnen unangenehm werden könnten.»
    «Sie glauben, die Iril werden als Götter gehuldigt?»
    «Nun, auf den Straßen Roks werden sie bereits eine Heimsuchung genannt für das materialistische Imperium der Merdianer. Sie geben den Unterdrückten Hoffnung, und Hoffnung gebiert Glauben.»
    Indra lächelte humorlos. «Ich gebe nicht viel auf das Gerede von Straßenpredigern auf einer heruntergekommenen Welt.»
    «Das ist natürlich Ihr gutes Recht», erwiderte TyMar. Er lehnte sich entspannt zurück, doch seine Augen funkelten. «Verehrte Richterin, Sie kennen sich doch bestimmt im Heiligen Kanon der merdianischen Kirche aus. Sagen Sie, was haben wohl die Riesen gedacht, bevor Wandun kam, ihre Geheimnisse raubte und die Macht über Merdia an sich riss? Ob sie ihn auch für einen unbedeutenden Straßenprediger gehalten haben?»
    Im Kontrollraum wechselte Jans zum ersten Mal in diesem Gespräch die Kamera, mit der er das Verhörzimmer überwachte. Nun sah er Indras Gesicht im Zoom. Sie schien ernsthaft über TyMars Worte nachzudenken, und es verging fast eine halbe Minute in Schweigen. Schließlich wischte die Richterin alle Überlegungen mit einer Geste beiseite. «Wo wir schon von Geheimnissen sprechen, Herr TyMar: Woher hatten Sie überhaupt die Iril-Sachen?»
    TyMar stief einen schweren Seufzer aus. Er setzte sich wieder

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