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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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schwebte, aber Scyna hatte es damals besser gefallen, da das mangelnde Können mit Leidenschaft wettgemacht wurde. Es sollte das letzte Mal sein, dass Blaine mit einem Orchester aus Fleisch und Blut spielte. Nach dem Konzert hatte Scyna ihm ihre Situation geschildert. Vieles blieb ungesagt, und er fragte sie nicht. Für ihn zählte nur, dass sie von Eian fliehen musste und nicht zurückkehren konnte. Er war ihre große Hoffnung gewesen.
    Blaine war vier Jahre älter als sie und hatte Eian mit zwanzig verlassen. Von Kindesbeinen an war Blaine als frecher Bengel verschrien gewesen, ungehorsam und aufsässig gegenüber jeder Form von Autorität, zu Hause wie in der Schule. Jeder Lehrer attestierte ihm hohe Intelligenz darin, sich aus Problemen herauszumanövrieren, die er sich selbst eingebrockt hatte. Der Vater hatte erwartet, Blaine würde wie sie und ihr älterer Bruder in der Werkstatt arbeiten, doch das hatte nicht funktioniert. Zwei Jahre hatte er im Familienbetrieb gearbeitet, doch nie war er dort glücklich gewesen – und der Vater nicht mit ihm. Mit den Gedanken im Weltraum und bei der Musik waren seine Finger unbrauchbar für Ingenieursarbeit. Es war Onkel Caspian zu verdanken, dass Vater und Sohn nicht zu Feinden im eigenen Haus wurden. Er schlug vor, Blaine auf die Universität von Janasom gehen zu lassen.
    Blaine hatte genug Geld besessen, um sich die Einschreibegebühren und eine Bleibe leisten zu können. Der Familie lag er nie auf der Tasche. Ihr Vater hatte von Anfang an gesagt, dass er dieses sinnlose Studium nicht finanzieren würde, und so fand Blaine Wege, sich das nötige Geld zu beschaffen. Er schrieb davon, Musikunterricht zu geben, aber Scyna vermutete schon bald andere Geldquellen, von denen ihr Bruder nicht einmal ihr etwas erzählte.
    Er hatte sich nur selten gemeldet, war in den folgenden vier Jahren nur siebenmal zu Besuch gekommen. Einzig mit Scyna hatte er regen Kontakt gehalten. Er erzählte ihr vom Studium der Kosmologie und Exopsychologie, Fächer, die er neben Musik belegte. In seinen Nachrichten schwang nur selten Heimweh mit, aber jeder Satz machte klar, wie sehr er sich nach den Sternen sehnte. Blaine interessierte sich nicht dafür, was auf Eian passiert, nie fragte er, wie seine Familie die Repressalien der Merdianer verkraftete oder ob der Vater und Ahearn die Werkstatt halten konnten, zumal doch merdianische Waren unter dem Herstellungspreis feilgeboten wurden, um die eianische Wirtschaft klein zu halten. Blaine träumte von den unerforschten Weiten und der Freiheit in den Randbezirken des Reiches. Er wollte wissen, was hinter dem Bekannten lag und errechnete für sich Flugrouten in die kernabgewandten Randbezirke, jene fernen Bezirke, die von freien Forschern erkundet wurden – und nicht vom merdianischen Militär. Sein größter Wunsch war ein eigenes Schiff, mit dem er die Sterne bereisen konnte.
    Als Scyna dann von Eian fliehen musste, weil die merdianische Regierung von ihren Verbindungen zum Widerstand erfahren hatte, wusste sie nur eine Person, der sie vertrauen konnte. Ihre Eltern, die nichts von ihren Aktivitäten wussten, wurden beschattet, die Firma in den Bankrott getrieben. Bestimmt hätten ihre Eltern sie beschützt, doch sie waren dazu nicht mehr in der Lage, und ihre Nachbarn und früheren Freunde hätten sie vermutlich denunziert. Mit falscher Identität floh Scyna durch das Reich. Sie hatte sich überlegt, nach Fedder zu gehen, jenem neutralen Fleckchen inmitten des Merdianischen Reiches, auch wenn sie nicht wusste, wie sie die strengen Einreisevorschriften erfüllen sollte. Sie hatte sich Rat bei Blaine holen wollen, doch der hatte eine andere Idee.
    Janasoms Raumhafen war nichts Besonderes, aber da die Universität einen bekannten Lehrstuhl für Exowissenschaften hatte, kamen auch regelmäßig Tiefenraumforschungsschiffe hierher. Es waren meist private Schiffe in schlechtem Zustand, deren Besatzungen wenig verdienten, aber mit Leib und Seele dem Weltraum verfallen waren. Die alten Hasen beäugten die Studenten mit Misstrauen und offenem Spott, aber hin und wieder nahmen sie auch ein paar von ihnen mit auf einen Forschungsflug, wenn der Preis stimmte. Blaine kaufte für sich und Scyna Passagen für einen Flug in die südlichen Randbezirke, weit entfernt vom Machtzentrum Merdias.
    Natürlich gab es keine Passagierkabinen auf einem solchen Raumschiff, jeder Zentimeter wurde gebraucht, und wenn man Monate in unerforschten Weiten verbringt, ist eine

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