Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
sein wollte, dann war hier und jetzt die Gelegenheit, einen Strich zu ziehen. Er konnte den Technosophen den Rücken kehren und friedlich das Leben eines berühmten Magiers leben. Nur noch dieses Leben.
Die Stimme TalAfirs forderte eine Entscheidung. «Natürlich bleibt auch Ihr Plan erhalten, Bruder TyMar. Werden Sie Ihren Beitrag leisten?»
TyMar atmete tief durch, blickte auf und nickte. «Ich werde meinen Teil tun, Meister.»
«Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann. Ich wünsche Ihnen einen freien Geist, Bruder.»
«Ihnen auch, Meister.» TalAfirs Gesicht verschwand, die Malerei kehrte zurück. Bevor auch Har Guil die Verbindung beenden konnte, fragte TyMar ihn: «Wer ist mit der Entführung beauftragt?»
«Bruder SteNer», antwortete Guil.
«Natürlich», sagte TyMar düster. Er verabschiedete sich von Guil, und auch das zweite Gemälde wurde wieder sichtbar. Eine Weile saß TyMar noch im Sessel und hing seinen Gedanken nach. Als die Technosophen sich Rok aussuchten, um ihre Abtei zu errichten, war der Planet noch einigermaßen zivilisiert. Nach dem Zusammenbruch der Regierung war es zu Kämpfen gekommen, die Straßenbanden hatten ihre Reviere festgelegt und andere erobert. Und die Technosophen waren vor der Entscheidung gestanden, zu gehen oder zu kämpfen. Sie hatten sich fürs Bleiben entschieden und sich einen Namen gemacht: die Arkanen. Schon damals waren aus den theoretischen Pazifisten pragmatische Kämpfer geworden, die ihr überlegenes Wissen nutzten, um andere zu besiegen und in Schach zu halten. SteNer gehörte zu den Nachfolgern jener Truppe, die gegen die anderen Banden erfolgreich gewesen waren. Warum also störe ich mich an meinem neuen Auftrag, fragte sich TyMar. Sie hatten schon immer für ihr Überleben gekämpft. Aber dies war kein Kampf, man bedrohte sie nicht. Die Zweifel ob der Richtigkeit des Ratsbeschlusses blieben und nagten an ihm.
Schließlich siegten Pragmatismus und Verantwortungsgefühl über abstrakte Zweifel – man zählte auf ihn. Er machte sich daran, Vorbereitungen zu treffen. Es galt noch vieles zu tun, um den Plan in die Tat umzusetzen und sich selbst abzusichern.
Als er sich über das Casinomodell beugte, blickte er zur Seite, auf das Fenster. Die See war noch immer ruhig, aber jetzt spürte er die Gefahren und unberechenbaren Strömungen, die in den Tiefen lauerten.
Das Wrack
Scyna DeVere beendete ihre Andacht und schloss die Türen des kleinen hölzernen Altars. Sie warf noch einen letzten Blick auf das geschnitzte Gebilde aus dunklem Holz. Es stellte das Symbol des einen Gottes dar, das aus den drei heiligen Zeichen bestand: eine sich windende Schlange und eine Mondsichel, aus deren Verbindung eine Flamme erwuchs. Der Gott der Eianer – Scynas Gott – hatte keinen Namen und es gab kein Abbild von ihm, da er allumfassend und transzendent war. Er griff nicht direkt in die Geschicke ein und doch spendete er Trost und Zuversicht, stellte Prüfungen, belohnte, bestrafte und vergab, wenn man nur an ihn glaubte und seine Zeichen in der Welt sehen wollte.
Scyna neigte ihren Kopf, als sie den Riegel vor die Altartüren schob und blickte dann auf ihre Hände. Sie zitterten wie bei leichtem Schüttelfrost, während der restliche Körper ruhig blieb. Scyna stand auf, steckte die Hände in die Taschen ihres Overalls und wollte gerade die Kabine verlassen, als eine Stimme aus dem Nichts sagte: «Guten Tag.»
Scyna hatte die Stimme noch nie gehört. Sie vergewisserte sich mit einem Blick, dass niemand außer ihr in der Kabine war. Alarmiert ging sie in Richtung des Schrankes, in dem sie ihre Waffen wusste.
«Darf ich mich Ihnen als die medizinisch kybernetische Persönlichkeit der Rosenblatt vorstellen?»
Jetzt verstand Scyna. Sie erinnerte sich, dass Gilescy gesagt hatte, die medizinische KP sei bereits installiert. «Ah, hallo», sagte Scyna. Sie war sich nicht ganz sicher, was zu tun war. «Was ist denn?»
«Es ist meine Aufgabe, die Gesundheit der Besatzung zu gewährleisten. Es tut mir leid, feststellen zu müssen, dass sie an lokal begrenzten Symptomen des Dimensions-Hyperaktivitäts-Syndroms leiden. Ist dies der erste Ausbruch?»
Scyna hob ihr Hände. Das Zittern war eine bekannte Krankheit bei Menschen während Hyperraumfahrten. Manche bekamen epileptische Anfälle, bei anderen zitterten nur bestimmte Körperteile, wie in ihrem Fall. In der medizinischen Forschung nannte man das ein lokales DHS, aber außer diesem Namen und der
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