Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
wissenschaftlich belegten Tatsache, dass es existierte und etwa fünf Prozent aller Menschen im Hyperraum befiel, hatte die Forschung nichts dazu zu sagen, geschweige denn eine Behandlung vorzuweisen. Natürlich gab es immer wieder Mediziner, die behaupteten, die Symptome ließen sich kurieren durch Diät, Sport, Bestrahlung oder das Einreiben mit widerlichen Tinkturen. Scyna hatte die ein oder andere Kur versucht, doch geholfen hatte keine. Manchmal zitterten ihre Hände zu stark, um ein Glas an die Lippen zu führen, dann wieder war das Zittern so schwach, dass sie sogar an Maschinen arbeiten konnte. Es schien kein einheitliches Muster der Krankheit zu geben, und so blieb ihr nichts anderes, als sich damit abzufinden, dass ihr während einer Fahrt im Hyperraum die Hände zitterten. «Nein», erwiderte sie auf die Frage der medizinischen kybernetischen Persönlichkeit. «Ich habe das seit meiner ersten Hyperraumfahrt. Du hast nicht ein paar Tabletten dagegen, Meky?»
«Es tut mir leid, aber es ist noch keine wirkungsvolle Therapie gegen dieses Syndrom bekannt.»
Als ob ich das nicht selber wüsste, dachte Scyna bitter.
«Möglicherweise könnte ich jedoch die Symptome mildern. Mein Bestand an Rohstoffen zur Medikamentenherstellung ist recht umfangreich. Wenn ich Zugriff auf das medizinische Informationsnetz bekäme, könnte ich mein Wissen mit den aktuellsten Forschungsergebnissen bereichern. Aber leider werden meine Versuche, Kontakt mit dem Med-Netz aufzunehmen von einer Schaltung blockiert, die Sie kurz nach dem Start eingebaut haben.»
Scyna erinnerte sich daran, schließlich wollten sie ja nicht, dass irgendein semiintelligentes Stück des Schiffes Einzelheiten über die illegalen, neuen Besitzer verbreitete. Sie öffnete die Tür ihrer Kabine und trat in den Flur. «Ich habe meine Gründe. Versuche doch einfach, mit deiner Apotheke was zusammenzubrauen. Geht das?»
«Selbstverständlich. – Sie sind Eianerin?»
«Du hast mich untersucht?», fragte Scyna zurück.
«Mit den internen Sensoren – eine ständige medzinische Kontrolle gehört zu meinen Aufgaben. Leider kenne ich jedoch nicht Ihren Namen.»
«Scyna DeVere.»
«Es tut mir leid, aber dieser Name ist mir unbekannt.»
Ohne zu zögern log Scyna: «Die eigentlichen Käufer sprangen kurz vor dem Start ab. Wir kauften das Schiff.»
«Ich verstehe. Danke für diese nette Unterhaltung.»
«Klar», sagte Scyna und ging weiter Richtung Heck.
Die letzten fünf Tage waren sie durch den Hyperraum gesegelt, das war immer eine Zeit, in der man nicht viel tun konnte. Da das Raumschiff keine automatische Steuerung besaß – diese Aufgabe wäre von der dominierenden kybernetischen Persönlichkeit übernommen worden, deren Installation sie verhindert hatten –, war es an Rix, das Schiff durch die Gravitationsflüsse und -winde zu segeln.
So hatte Scyna die Zeit irgendwie totgeschlagen, Teleholos aus der Konserve geguckt, sich mit den technischen Daten des Schiffes vertraut gemacht und mit Blaine Karten gespielt. Doch nun würde ihr Segeltörn bald beendet sein, also ging sie zu ihrem Bruder.
Blaine befand sich in der sichelförmigen Heckgalerie, gewählt hatte er sie wegen der hervorragenden Akustik. Scyna öffnete die Tür und glaubte, inmitten eines achtzigköpfigen Orchesters zu stehen, das in einem Wald spielte. Die Musik kam aus versteckten Lautsprechern, und das Panoramafenster der Galerie zeigte Bilder von einer großen Waldlichtung bei Sonnenuntergang. Die Bäume warfen lange Schatten, ihre Wipfel schwangen leicht im Wind. Blaine saß mit geschlossenen Augen auf einem Schemel und spielte das Cellosolo aus dem fünften Konzert Jarners, begleitet vom eianischen Alt-Orchester. Während er den Bogen gekonnt über die Vollton- und Resonanzsaiten seines eianischen Cellos strich, schien er völlig in die Musik versunken zu sein. Das Alt-Orchester war unbestritten eines der besten Interpreten der klassischen Musik ihrer Heimat – und Jarner einer der drei bekanntesten Komponisten der Epoche.
Scyna erinnerte sich an das erste Mal, als sie Blaine dieses Stück hatte spielen hören. Es war im kleinen Saal der Universität auf Janasom gewesen, dort hatte Blaine mit einem kleinen Orchester aus vielleicht vierzig Leuten gespielt, während ein Publikum aus Bekannten und Kommilitonen gelauscht hatte. Natürlich war die Interpretation dieses Orchesters weder so reif noch so technisch versiert wie die, die jetzt aus den Lautsprechern in der Heckgalerie
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