Tricontium (German Edition)
Kirche bringe, um für deine Errettung aus der Gefangenschaft zu danken, und eine für die Ahnen und die guten Geister anzünde, bleiben immer noch vier. Das ist ganz gut, nicht wahr?«
Ardeija nickte, obwohl ihm Eskils Kerzen nicht gleichgültiger hätten sein können, und war nahe daran, sich vollends in unzufriedenen Gedanken zu verlieren, als er sah, dass Rambert eben den Deckel des roten Kästchens wieder schloss, das Theodulf unbedingt vom Brandhorst hatte mitnehmen wollen. Der Junge schien ein schmales blaues Band, dessen Enden mit fein gearbeiteten Silberblättern beschwert waren, daraus hervorgeholt zu haben, ohne Zweifel ein Zugeständnis an den bevorstehenden Besuch bei Herrad. Gjuki, der sich mit dem sicheren Gleichgewichtssinn eines Drachen auf Theodulfs Stuhllehne niedergelassen hatte und den Schwanz baumeln ließ, streckte prüfend eine Vordertatze danach aus, um sehr gekränkt dreinzusehen, als Rambert das Band mit einer raschen Bewegung vor ihm in Sicherheit brachte.
»Ich glaube, jetzt ist er mir böse«, stellte der Junge fest, und Ardeija, der nur zu gut wusste, wie beunruhigend es sein konnte, aus großen, bernsteingelben Augen vorwurfsvoll angesehen zu werden, lachte leise.
»Du hast das schon ganz richtig gemacht«, versicherte er und ging zu den dreien hinüber, um Gjuki aufzusammeln. »Wenn man ihm nicht sehr deutlich macht, dass er etwas, das schön bunt ist und auch noch glänzt, dort lassen soll, wo es ist, dann kann es geschehen, dass er beschließt, es in sein Nest mitzunehmen, und was erst einmal dort ist, gibt er nicht gern wieder her.«
»Wo hat er sein Nest?« Rambert sah sich suchend um, als erwarte er, zwischen den Dachbalken eine Art Vogelnest erspähen zu können.
Ardeija hatte begonnen, Gjuki am Rückenkamm entlang zu streicheln. »Eigentlich in einem alten Schuh unter dem Bett. Aber der ist in meinem Reisegepäck, und das ist noch in Frau Herrads Haus. Also gibt es vorerst kein Nest. So einfach ist die Sache.« Die freundliche Ablenkung war offensichtlich nicht genug gewesen, denn Gjuki beobachtete aufmerksam Ramberts Hände. Ardeija drehte das Drachenköpfchen sacht zu sich herum. »Gjuki? Das Haarband ist nicht für dich.«
Gjukis Miene besagte ganz eindeutig, dass er es ihm noch lange übelnehmen würde, ihm so in den Rücken gefallen zu sein.
Theodulf hatte sich während des gesamten Gesprächs nicht einmal umgewandt, aber wohl durchaus zugehört, denn nun sagte er mit unerwarteter Großzügigkeit: »Wenn er es so gern haben möchte, lasst ihn. Er hat uns schließlich gefunden und gerettet.«
»Gerettet?« Rambert betrachtete Gjuki mit neuem Respekt, doch Asri fühlte sich leider berufen, sich als vernünftige Spielverderberin zu betätigen, bevor jemand dem Kind erzählen konnte, der kleine Drache hätte sämtliche Krieger Asgrims im Alleingang erlegt.
»Er ist zur rechten Zeit im Wald nahe beim Brandhorst aufgetaucht und hat den beiden sicher den Weg gewiesen, vorbei an allen Leuten, die der Fürst auf die Suche nach ihnen geschickt hatte«, erklärte sie knapp.
»Ja.« Ardeija betrachtete den kleinen Drachen, der ihn seinerseits abwartend beäugte. »Aber daraus hätte man eine bessere Geschichte machen können.«
Asri goss den Tee auf. »Vor allem auch eine lange mit tausend Ausschmückungen. Die Richterin wird nicht ewig auf euch warten wollen. – Ist noch ein brauchbares Band da im Kasten, Rambert?«
Ardeija machte sich bereit, dem Jungen unauffällig über die Schulter zu sehen, doch Rambert öffnete das Kästchen nicht. »Kein geschmücktes mehr, nur die für alle Tage.«
»Ein einfaches genügt auch; nimm das alte, das noch auf dem Bett liegt.« Theodulf hatte sich noch immer nicht umgesehen, doch musste er auch so gut genug wissen, wo sein Sohn gerade stand. Die Geheimnisse des roten Kästchens, in die Rambert eingeweiht zu sein schien, waren wohl nicht für Ardeija bestimmt.
»Nein.« Asri hatte begonnen, Brot zu schneiden. »Geh hinüber in die Werkstatt. Auf der hinteren Fensterbank steht ein offener Korb; den bring mir her. Wir werden schon etwas finden.«
»Nein.« Das Gespräch Rücken zu Rücken hätte zum Lachen reizen können, hätte Theodulf nicht beinahe verärgert geklungen. »Das ist nicht nötig.«
»Geh nur. Theodulf ist zu bescheiden.« Asri wusste sehr genau, was sie tat, und wenn Ardeija dem unschlüssig dastehenden Rambert zunickte, ihrer Aufforderung zu folgen, dann vor allem, um seine Mutter nicht aussprechen zu hören, dass
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