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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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fortgeblasen, doch in der Hofmitte stand das Wasser noch in flachen Pfützen.
    Asri würdigte ihren Sohn keines Blickes, als sie sich mit geübten Bewegungen ihre Holzstücke auszusuchen begann, und im Grunde wusste Ardeija, dass es keinen Sinn hatte, ein Gespräch fortsetzen zu wollen, wenn seine Mutter die Lippen so zusammenkniff. Doch er war kein Kind mehr und es war seine Welt, die in den letzten Tagen gehörig aus den Fugen geraten war, ohne dass jemand geglaubt hätte, ihm eine Erklärung zu schulden.
    »Was hat Theodulf dir damals getan?«, fragte er in die Stille hinein. »War da eine andere Frau? Hat er dich betrogen?«
    Asri wandte sich nicht zu ihm um und hielt nicht einmal in ihrer Arbeit inne, aber immerhin antwortete sie. »Vielleicht. Wenn ja, dann weiß ich nichts davon.«
    Damit hatte Ardeija nicht gerechnet. Er hatte sich in Gedanken eine schlüssige, wenn auch nicht erfreuliche Geschichte zurechtgelegt, in der seine Mutter seinen Vater in den Armen irgendeines hübschen Mädchens überraschte und daraufhin rachsüchtig beschloss, ihm sein Kind zu verschweigen. Dass es nicht so gewesen war, enttäuschte ihn nun fast, ganz abgesehen davon, dass er sich nicht vorstellen wollte, was sonst vorgefallen sein mochte.
    »Hat er dich geschlagen?«, versuchte er es erneut und schwor sich, dass er, wenn das zutraf, Theodulf noch an diesem Morgen gewaltsam vor die Tür setzen würde, gebrochene Hände hin oder her.
    Asri stellte den Korb, der ihr zu schwer geworden sein mochte, ab. »Das hätte er wagen sollen … Dann wäre er tot.«
    Ardeija hatte sie Pfeile abschießen und einen Dolch gebrauchen sehen; er glaubte ihr. »Was dann?«, fragte er ratlos. »Noch schlimmer?«
    Asris Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines unfrohen Lächelns. »Ja und nein. Er ist nach einem belanglosen Streit gegangen, ohne Abschied und ohne je eine Nachricht zu senden. Das war, bevor ich wusste, dass du kommen würdest.« Ihr Lächeln wurde weicher, und Ardeija wünschte sich, es könne noch alles so einfach sein wie in den Zeiten, als ihm das Wissen, dass seine Mutter ihn lieb hatte, genug gewesen war, um das Leben gut und sicher erscheinen zu lassen. »Ich habe ihn erst nach drei Jahren wiedergesehen.«
    Ardeija rieb sich die Nase. »Und du weißt sicher, dass ihm nicht irgendetwas geschehen war?«, fragte er hoffnungsvoll, obgleich er sich sagte, dass er ein Narr sei, darauf zu hoffen, dass sich alles wie in einem alten Lied in Wohlgefallen auflösen würde. »Wenn er nun krank war – oder gefangen? Wenn er etwas Dummes angestellt hatte und sie ihn in die Steinbrüche geschickt hatten?«
    Asri schnaubte verächtlich. »So schlimm sah er nun auch wieder nicht aus, als er dann plötzlich in meinem Garten stand.«
    Ardeija meinte, nicht recht gehört zu haben. »Du meinst, er ist wiedergekommen? Von sich aus?«
    »Nach über drei Jahren.« Nach Asris Tonfall zu urteilen waren das mindestens drei Jahre zu viel gewesen. »Er hoffte sicher, für den Winter bei mir eine Bleibe zu finden, wie jetzt wieder. Lass mich durch; das Wasser wird heiß sein.«
    Ardeija hob ihr den Korb auf und bemerkte mit Missfallen, dass dabei immer noch ein Schmerz durch seinen Arm zog. »Aber irgendwann erzählst du mir noch genauer, wie es damals war und wie du dann mit Valerian einig geworden bist?«, fragte er und ahnte doch, dass die Bitte vergeblich sein würde.
    Asri hob auch nur die Schultern, während sie an ihm vorbei zur Tür schritt. »Viel mehr gibt es da nicht zu sagen. Theodulf ist gegangen, Valerian hat die Gelegenheit ergriffen, mich zu trösten, und das war es dann. So, komm … Du solltest es eiliger haben. Willst du nicht noch zu deiner Richterin?«
    Ardeija hatte darauf bestehen wollen, mehr zu erfahren, und er hätte ihr eine lange, bittere Rede über Eltern halten können, die glaubten, ihre Wunden ewig lecken zu dürfen und bessere Gründe für ihr Schweigen zu haben, als ihre Kinder sie für ihre Fragen hatten, doch die bösen Worte blieben ungesagt, zum einen, weil er keinen Streit wollte, zum anderen, weil Asri schon weitersprach, während er ihr ins Haus folgte, und ihm so die Gelegenheit nahm, weiter auf dem ihr so unbequemen Gegenstand zu beharren.
    »Eskil der Händler ist ein guter Mann«, erklärte sie etwas zu laut und heiter, um überzeugend verbergen zu können, dass sie auf dem Hof nicht über harmlose Alltagsangelegenheiten gesprochen hatten. »Er hat uns sechs Wachskerzen hiergelassen, und wenn ich eine zur

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