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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Theodulf schien des Spiels müde zu sein. »Nein, sein Tod nützt ihm weniger als nichts, nicht allein, weil er klug genug ist, zu wissen, dass der erste Verdacht notwendigerweise auf ihn fallen muss, sobald öffentlich bekannt wird, dass Geta auf dem Brandhorst oder auf dem Rückweg von dort gestorben ist. Doch Ihr wollt mehr hören, nicht wahr? Alles, was ich Euch über seine Absichten und Pläne erzählen kann … Das sollt Ihr bekommen; wenn man einen Verrat begonnen hat, sollte man nicht auf halbem Wege innehalten.«
    »Einen Verrat kann man dies hier schwerlich nennen«, begann Herrad und wollte ohne Zweifel zu einer ausführlichen Erläuterung der Rechtslage ansetzen, doch Theodulf schüttelte den Kopf.
    »Schreibt!«, befahl er an Wulfila gewandt, als wolle er die Sache nun, da er einmal an diesem Punkt angelangt war, rasch hinter sich bringen. »Dies ist, was Theodulf, Sohn Alfhilds und Theodegars, ehemals Schwertmeister Asgrims vom Brandhorst, zu berichten hat und für wahr hält.«
    Für jemanden, der vermutlich in seinem Leben kein einziges Wort geschrieben oder auch nur gelesen hatte, kannte er sich gut mit den notwendigen Formeln aus, aber er hatte sicher oft genug zugehört, wenn Asgrim Recht gesprochen oder Urkunden aufgesetzt hatte.
    Wulfila schrieb, doch die beiden fremden Namen hätte er auch im Gedächtnis behalten, wenn er sie nicht auf dem Papier festgehalten hätte; hier war etwas, was er Ardeija erzählen konnte, eine Kleinigkeit nur, aber besser als die gestern so beklagte Abwesenheit jeglicher Hinweise.
    »Am Tag nach Ostern kam ein Bote aus Padiacum zum Brandhorst, mit der Nachricht, dass Herr Geta Herrn Adalhard als Vogt von Aquae Calicis ablösen würde. Das war keine unwillkommene Neuigkeit, doch in Corvisium war sie noch besser aufgenommen worden als bei uns, denn gleich am nächsten Morgen war Oda ebenfalls da, Ebbos Vertraute, und sprach eine Einladung zur Jagd aus. Herr Asgrim sollte zum Grauen Berg kommen, ganz im Norden der Grafschaft Corvisium. Ein Berg ist es eigentlich nicht, eher ein bewaldeter, felsreicher Hügel, aber ringsum liegt gutes Jagdland. Es gibt Wisente dort und einen See mit vielen Wasservögeln. Unten am Berg ist eine Hütte, die dem Grafen von Corvisium häufig als Unterschlupf auf der Jagd dient. In deren Umgebung blieben wir drei Tage. Wir waren nur acht Leute vom Brandhorst und neun von Herrn Ebbos Seite; viel besprachen der Fürst und der Graf auch allein. Alles habe ich folglich nicht erfahren, aber doch einiges, und was ich weiß, weiß auch Oda von Corvisium. Sonst war niemand von denen, die mit auf der Jagd waren, bei diesen Gesprächen dabei, obwohl beide, Asgrim und Ebbo, sehr darauf geachtet hatten, nur vertrauenswürdige Leute mitzubringen. Ebbo hatte sogar darauf verzichtet, einen zehnten, um den es später noch gehen wird, mitzunehmen, weil er sich seiner nicht sicher genug war … Vielleicht mit gutem Recht. Gleich am ersten Abend setzten wir uns zu viert zusammen und Herr Ebbo sprach von der Tricontinischen Mark.«
    Wenn Theodulf erst einmal zu erzählen begonnen hatte, hatte er eine gute Stimme dafür, selbst bei dem, was nur ein trockener Bericht hätte sein sollen, und Wulfila stellte verblüfft fest, dass er ihm gern lauschte, während seine Feder über das Papier flog, um das Wichtigste zu notieren. Er konnte die grob gezimmerte Jagdhütte, in der die vier sich ums Feuer drängten, geradezu vor sich sehen; gewiss waren die Ritzen in den Wänden mit Moos verstopft und die Bänke um die Feuerstelle mit Fellen bedeckt. Was die Verschwörer betraf, gingen Wulfilas Vorstellungen mehr auf seine eigenen Erinnerungen zurück als auf das, was Theodulf erzählte, doch er malte sich aus, wie Asgrim in seinem Luchspelzmantel abwartend zuhörte, sein Schwertmeister neben ihm stumm den Blick über die Gesichter der anderen gehen ließ und Oda ihren Lieblingsumhang mit der blau und grau gemusterten Borte gegen die kühle Luft des Frühlingsabends um sich zog, während Ebbo mit weit ausladenden Gesten redete.
    Er sagte, dass nun, da ein neuer Vogt in Aquae sei, auch endlich die Zeit kommen müsse, etwas gegen die unsicheren Zustände in Tricontium zu unternehmen. Genau genommen war es nicht die Tricontinische Mark selbst, in der es so schlimm stand, denn dem alten Turm und den Höfen ringsum geschah eigentlich wenig. Ihre Bewohner schwiegen ja auch klug, wann immer eine Schar Saxones vorüberkam, die es auf Dörfer bei Corvisium oder im Herrschaftsgebiet

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