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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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des Fürsten vom Brandhorst abgesehen hatte. Der Vogt von Aquae Calicis hätte etwas dagegen unternehmen müssen, doch Adalhard war auf dem Ohr immer taub gewesen. Sein Nachfolger hingegen würde begreifen, dass man dort keinen Richter, sondern erfahrene Krieger benötigte, davon war Ebbo überzeugt, besonders, da er einen guten Vorschlag zu machen hatte, was eben diese Krieger betraf. Als es in Tricontium noch einen Markgrafen gegeben hatte, hatten sich schließlich Barsakhanensöldner als besonders fähig erwiesen, die Grenze zu sichern. Nach allem, was Ebbo gehört hatte, hatten die Leute von der Weißen Kuh, die damals Otachar gedient hatten, gerade mit einer Seuche zu kämpfen, die ihnen die Schafe zu Dutzenden sterben ließ, und würden daher gewiss nicht abgeneigt sein, nach Tricontium zurückzukehren.
    »Schön und gut«, sagte Asgrim darauf, »aber Ihr wisst, dass man nicht einfach einen Hauptmann über Barsakhanen setzen kann. Sie folgen ihrem Häuptling, und der beugt sich seinerseits nur jemandem, den er als würdigen Anführer achtet. Es wird nicht ausreichen, wenn der Vogt von Aquae einen Gefolgsmann schickt, und er kann ebenso wenig wie wir ständig selbst in Tricontium sein.«
    »Ich wüsste jemanden, dem die Barsakhanen folgen würden«, entgegnete Ebbo, und dann warteten beide lauernd ab, wer zuerst aussprechen würde, wen er damit gemeint hatte.
    »Und wen?« durchschnitt Herrads Stimme die Stille, als Theodulf an dieser Stelle seiner Erzählung innehielt.
    Der ehemalige Schwertmeister schien kurz zu zögern. »Einen fähigen Mann«, sagte er schließlich. »Herr Geta hatte einige Jahre zuvor, als ihm für kurze Zeit die weltliche Gerichtsbarkeit auf den Ländereien des Klosters von Maglinium übertragen worden war, einen Mann nach Mons Arbuini geschickt, sei es im Namen des königlichen Rechts, sei es aus Bosheit. Um die Freilassung dieses Mannes bemühten sich seitdem Herr Ebbo und Herr Asgrim ebenso heimlich wie vergeblich, ohne je zum Erfolg gelangen zu können, weder auf geradem Wege noch durch List und Bestechung. Ihr werdet ahnen, dass dieser Mann kein einfacher Missetäter war, sondern einer der Unglücklichen, die zu teuer dafür bezahlen mussten, im letzten Krieg auf der falschen Seite gestanden zu haben. Die Strafe für ein solches Vergehen kann neben dem König selbst nur ein königlicher Vogt aufheben, und dieses Vorrecht wollte sich Ebbo zunutze machen. Er meinte, man könne den Vogt gewiss überzeugen, eine Anfechtung des Urteils und einen Gerichtskampf zuzulassen. Fürst Asgrim hielt das für einen guten Plan und verfeinerte ihn noch. Er erkannte ganz richtig, dass der Vogt eine Niederlage seines Vertreters in einem solchen Kampf leichter hinnehmen würde, wenn sie mit einem Gewinn für ihn verbunden war.«
    »Schreibt: ›Verabredung der Bestechung der Gegenpartei vor einem Gerichtskampf‹«, instruierte Herrad Wulfila halblaut.
    Theodulf wirkte nicht verärgert über den Einwurf. »Mit einer solchen Anklage rechnete er, ja«, sagte er stattdessen ruhig. »Deshalb meinte er, man müsse dafür sorgen, dass nach außen hin keine Bestechung nachzuweisen sei und der Vogt dennoch wisse, wer ihm einen Gefallen getan habe. Einen großen Gefallen. Geld und Gold sind immer willkommen, aber Herr Geta brauchte etwas anderes dringender. Etwas wie eine Reliquie. Deshalb schlug dann … jemand vor, dass man ihn in den Gräbern in Tricontium eine finden lassen könnte, nebst ausreichend Grabbeigaben.«
    »Ging denn jemand davon aus, dass es ganz leicht wäre, einen alten Markgrafen zum Heiligen zu erklären?«, fragte Herrad und musterte Theodulf unverwandt.
    Er lächelte mit leichtem Spott. »Nein, aber jemand kennt viele alte Geschichten aus der Gegend und eine davon besagt, dass Helmold ein besonderes Schwert besaß. Ein Zauberschwert, wie manche sagen, vielleicht sogar ein heiliges Schwert. Vor vielen Jahren – das mag wahr sein oder auch nicht – begegneten einander in Aquae zwei ehemalige römische Soldaten nach langer Zeit wieder, und sie tranken und würfelten miteinander. Der eine setzte ein Schwert, das er auf einem Feldzug, wohl dem Perserfeldzug des Kaisers Julian, erbeutet hatte. Natürlich verlor er es, aber er besaß genug Anstand, dem Gewinner zu sagen, dass es kein gewöhnliches Schwert sei, sondern das eines Königs, eines gewissen Melchior irgendwo aus dem Osten, der schon lange tot sei. Nun, damals wusste er nicht, wer genau dieser Melchior gewesen war. Doch einige Jahre,

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