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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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gebaut war, der zielgenau mit Tintenfässern werfen konnte, aber Herrad griff ein, bevor es so weit kommen konnte.
    »Was weiter?«, fragte sie, als wäre Theodulfs Erkenntnis über Wulfila weder erstaunlich noch sonderlich wichtig. »Denn eines habt Ihr mir noch nicht erklärt. Warum hat Ebbo auf die Erhebung Getas zum Vogt gewartet? Adalhard hätte das Geld auch genommen und einen ungerecht beeinflussten Gerichtskampf weit eher durchgehen lassen als sein Nachfolger, der doch das ursprüngliche Urteil selbst gesprochen hatte. Ihr verschweigt mir etwas.«
    Das leugnete Theodulf nicht, doch es verging einige Zeit, bis er antwortete. »Herr Geta hat damals in Maglinium etwas geheim gehalten«, sagte er schließlich widerstrebend, »und jeder andere Vogt in Aquae oder sonstwo hätte es entdecken können. Er dagegen musste weiterhin Sorge tragen, dass es nicht bekannt wurde.«
    »Was für eine Angelegenheit war das?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen.« Der Grund dafür konnte kaum in mangelndem Wissen bestehen, doch Herrad verzichtete darauf, Theodulf in dieser Frage weiter zu bedrängen.
    »Wer ist der Mann, der befreit werden sollte?«, fragte sie stattdessen.
    Die Antwort, die sie bekam, war wiederum weniger als eine halbe. »Er nennt sich Aquila. Fragt Euren Schreiber nach ihm, wenn Ihr wollt.«
    Herrad sah Wulfila fragend an, doch noch bevor er beteuern konnte, dass er ebenso wenig wie sie über Vogt Getas frühere Verfehlungen wusste, schüttelte Theodulf unwillig den Kopf. »Nein, nicht den. Euren richtigen Schreiber, Oshelm Kra. Als er zum Brandhorst kam, um meinen Sohn freizubitten, nahm Asgrim ihn beiseite, um ihm eine Botschaft an Aquila aufzutragen. Als Schreiber einer Richterin hat man Mittel und Wege, eine Nachricht nach Mons Arbuini zu bringen. Gefallen hat das Oshelm nicht, aber man hat ja gelegentlich noch alte Verpflichtungen aus den Jahren vor dem Krieg.«
    »Verpflichtungen Asgrim gegenüber?«
    Theodulf hob die Schultern.
     »Gut, Herr Theodulf.« Herrad hatte sich zurückgelehnt und die Fingerspitzen aneinandergelegt. »Ich könnte Euch damit drohen, auszugraben, was ich dank jener unterbrochenen Gerichtsverhandlung vor einigen Jahren noch gegen Euch in der Hand habe, oder fragen, warum Ihr Euch nicht an Euren eigenen Vorsatz haltet, Euren Verrat nicht nur halb zu begehen. Denkt darüber nach, warum ich es nicht tue, und beantwortet mir in der Zwischenzeit eine andere Frage. Weshalb hat Geta in Maglinium verheimlicht, wer jener vorgebliche Aquila tatsächlich war?«
    Wulfila war nicht zum ersten Mal sehr froh darüber, damals das Huhn und das Seidenhemd geradeheraus zugegeben zu haben. Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte … Doch Theodulf war noch nicht müde oder gleichgültig genug, ohne Zögern in die Falle zu laufen. »Wie kommt Ihr darauf, dass er das getan hätte? Was er verheimlicht hat, habe ich nie erwähnt.«
    »Nein.« Herrad lächelte. »Aber wir wissen beide, was es war.«
    Wulfila war sich nicht sicher, ob die Richterin nur log oder wirklich etwas ahnte, doch ihre angedeutete Vermutung lag offensichtlich nahe genug an der Wahrheit, um Theodulf zu verunsichern.
    Herrad ließ ihm ein wenig Zeit, über ihr vorgebliches Wissen nachzudenken, und kam zu Wulfila hinüber, um einen Blick auf seine Mitschrift zu werfen.
    »Solche Leute liebe ich. Die Hälfte erzählen, aber nicht die entscheidende, und das auch noch merken lassen!«, sagte sie leise, auch wenn Theodulf vermutlich ohnehin kein Wort verstanden hätte, da sie Latein sprach. Es kam ihr leicht und flüssig über die Lippen. »Du konntest das damals weit besser.«
    »Was meinst du damit?« Wulfila fand es äußerst seltsam, sich mit ihr in einer Sprache zu unterhalten, in der er sie nicht mit »Ihr« anreden konnte, doch unangenehm war es nicht.
    Herrad tat, als studiere sie einen Absatz, in dem es nicht viel zu lesen gab, besonders gründlich. »Du hast auch nur eine Hälfte erzählt, nur die schlechte, nicht aber die mit den mildernden Umständen.«
    »Die hättest du mir nicht geglaubt.«
    »Von mir ist wohl kein Mitgefühl zu erwarten.« Sie hätte nicht so betrübt, fast bitter, klingen dürfen. »Asgrim sagt auch, ich sei ein böses Weib.«
    »Asgrim redet Unsinn.«
    »Theodulf auch, wenn er sagt, dass du nicht nach einem Schwertkämpfer aussiehst. Ich glaube, ich habe deinen Vater zurückkommen hören. Sag ihm, dass ich Fencheltee haben möchte, nebst seiner zufälligen Anwesenheit hier, wenn er den Tee bringt. Zusammen

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