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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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glücklicherweise versuchte sein Gegenüber, an dessen Namen er sich nicht erinnerte, gar nicht erst, das Gespräch fortzusetzen, sondern tat wie geheißen.

23. Kapitel: Mons Arbuini
    Sarus hatte das Torhaus mit Beschlag belegt, das den Felseinschnitt abschloss, durch den man in die Steinbrüche gelangte, und sich in dem Gewölbe links der Durchfahrt mit seinen Getreuen so eingerichtet, als gedächte er länger zu bleiben. Gero, der Hauptmann, der gewöhnlich den Befehl über die Wachen von Mons Arbuini führte, schien ein eher unwilliger Gastgeber zu sein und saß mit seinem Schreiber an den Rand gedrängt untätig herum; für Ardeija hatte er nur ein flüchtiges Nicken übrig.
    Sarus selbst schien sich nicht daran zu stören, dass seine Gegenwart in Mons Arbuini von der eigentlichen dortigen Besatzung nicht eben freudig begrüßt wurde, sondern war in aller Seelenruhe damit befasst, Kastanien zu rösten, während er zuhörte, wie eine Frau, in der Ardeija eine der Schreiberinnen des Vogts zu erkennen glaubte, ihm eine Liste angeblicher oder tatsächlicher Mängel vorlas, die in den Steinbrüchen bestünden. Vieles klang hergesucht und das schien Sarus zu wissen; er wich Geros Blick beharrlich aus und war offensichtlich durchaus dankbar für die Unterbrechung, die Ardeijas Erscheinen bedeutete.
    »Sieh an!«, sagte er mit einem breiten Lächeln, indem er sich erhob, um den Besucher zu begrüßen. »Schickt Aquae uns nun doch Verstärkung? Wir hatten ja kaum noch zu hoffen gewagt, aber auf Euch kann man sich verlassen, wie ich sehe!«
    »Ganz so ist es, fürchte ich, nicht«, entgegnete Ardeija bedauernd. »Wenn in Aquae Calicis etwas über das, was hier vorgeht, bekannt ist, dann nicht allgemein. Ich bin nur für Frau Herrad hier, in einer Gerichtssache.«
    Sarus zog die dichten, halb ergrauten Augenbrauen zusammen, bot seinem Gast aber dennoch einen Platz beim Feuer an. »Es würde Geta ähnlich sehen, erst abzuwarten, wer sich durchsetzt, bevor er auch nur einen Finger rührt.«
    »Herr Geta wird keinen Finger mehr rühren.« Ardeija hatte zu viel Zeit darauf verschwendet, im Hinsetzen seinen Mantel zu ordnen, als dass er noch hätte verhindern können, dass Gjuki sich in seiner Unempfindlichkeit gegen Hitze an den Kastanien vergriff. »Entschuldigt. Mein Drache ist hungrig, fürchte ich. Gjuki, komm her! – Wie ich schon sagte, Geta kann sich nicht mehr einmischen. Er ist tot.«
    »Der Vogt von Aquae ist tot? Das erklärt immerhin, warum er sich nicht selbst um seine Steinbrüche kümmert. Wie ist es geschehen?«
    »Ein Jagdunfall, sagt man.«
    »Das wird schon die passende Art von Unfall gewesen sein … Sie häufen sich, diese Unfälle. Sonst wären wir ja auch nicht hier.« Es lag mehr Schicksalsergebenheit als aufrechte Empörung in Sarus’ Stimme und er gab einem Diener, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, einen Wink, Wein zu bringen.
    »Vielleicht war man sich der Bereitschaft Eures Vogts, jedem König zu folgen, doch nicht so sicher.« Die Schreiberin ordnete ihre Papiere und nestelte einen löwenförmigen Ohrring los, der sich bei einer raschen Bewegung in ihrem Haar verfangen hatte. Sie hatte flinke Finger, doch die dunklen Tintenflecken gaben ihnen ein ungesundes Aussehen.
    Ardeija fühlte sich unbehaglich, selbst, als man ihm einen schmucklosen Becher mit Wein reichte. In wilden Tagen, wie diese es zu werden versprachen, wollte er sich auf den Schutz des Gastrechts nur ungern verlassen. » Jedem König? Was ist geschehen? Ihr findet mich völlig unwissend.«
    Sarus hatte lachend Gjuki beobachtet, der auf dem Boden vor der Feuerstelle mit einer besonders widerspenstigen Kastanie kämpfte, sah nun aber mit ernsterem Blick auf. »Bekommt man denn nichts mehr mit dort oben in Aquae? Man hat versucht, den König zu töten, und es ist wohl fast gelungen.«
     »Zwei Messerstiche auf den Kirchenstufen, als Gundulf zur Messe gehen wollte. Drei Tage ist das her.« Die Schreiberin scharrte mit den Füßen, als sei es zu viel verlangt, auch nur zwischen zwei Atemzügen stillzuhalten. »Doch der eine hat ihn nur gestreift, und den anderen hat das geweihte Kreuz, das er trug, abgefangen. Ein Wunder, sagt man.«
    »Oder auch nur ein gewöhnliches Schmuckstück und viel Glück.« Sarus lehnte sich behaglich zurück. »Das ist nicht sicher. Die verhinderten Mörder sind entkommen. Man weiß also weder, wer hinter diesem Anschlag steht, noch, was sich in den nächsten Tagen ergeben könnte, und da von

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