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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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jede Gefahr vorüber.«
    Ardeija lag mehr als eine Frage auf der Zunge, doch selbst wenn er sein Zurückscheuen davor, allzu beharrlich nachzuforschen, hätte überwinden können, wäre es zu einer Fortsetzung des Gesprächs nicht gekommen. Wulfila hatte kaum geendet, als ein Scharren und Schaben anzeigte, dass die schweren Riegel der Tür zurückgeschoben wurden.
    »Dann wird es wohl beginnen«, bemerkte Wulfila mit gesenkter Stimme, indem er sich den Mantel um die Schultern legte und sich gerader aufrichtete.
    »Viel Glück«, erwiderte Ardeija und ahnte, als die Tür aufschwang, dass er nicht seinem Freund, sondern sich selbst hätte Glück wünschen sollen. Denn es waren keine Wachen gekommen, um den Kürbisdieb vor Asgrim zu führen oder ihm gleich sein Urteil zu verkünden; vielmehr war es Theodulf, der in staubbedeckten Kleidern auf der Schwelle erschienen war und nun knapp auf Ardeija deutete. »Dieser da ist der Verletzte; könnt Ihr etwas tun?«
    »Das wird sich finden«, sagte bedächtig ein Mann, der augenscheinlich mit dem Schwertmeister gekommen war und nun an ihm vorbei in das Verlies trat. »Doch da er nicht gerade im Sterben zu liegen scheint, sollte es mir nicht unmöglich sein, ihm zu helfen.«
    Wäre Theodulfs Begleiter der Medicus vom Vortag, ein anderer Vertreter seines Standes oder auch nur ein harmloser Kräuterkundiger gewesen, hätte Ardeija jegliche Hilfe dankbar angenommen. Doch der Besucher, der sich nun gemessenen Schrittes näherte, trug ein mit allerlei fremdartigen Zeichen besticktes dunkles Gewand und hatte sich Schnüre und Ketten, an denen Knochenamulette, Ringe und kleine Federn befestigt waren, ins Haar und in den ungepflegten Bart geflochten, so dass er eher einem wilden Mann aus den Wäldern als einem achtbaren Menschen glich. Als hätte das noch nicht genügt, ihn als Zauberer und Totenbeschwörer auszuweisen, hing an seinem Gürtel einer jener kleinen Bronzespiegel, mit denen man, wie es hieß, Vergangenheit und Zukunft ergründen konnte.
    Das alles wäre vielleicht noch zu verschmerzen gewesen, wenn es sich um einen beliebigen all der Zauberer gehandelt hätte, die in Aquae Calicis und den umliegenden Gebieten ihre Dienste feilboten; dieser eine hier war Ardeija leider nur zu gut bekannt, hatte Frau Herrad ihn doch erst im vergangenen Winter verurteilt. Genug Geld, die Buße, die ihm auferlegt worden war, zu zahlen, hatte der Mann ganz offensichtlich gehabt, und so war er empfindlicheren Strafen entgangen. Dass er Ardeija in freundlicher Erinnerung behalten hatte, stand dennoch nicht zu erwarten, und vertrauenswürdig war er gewiss nicht.
    Gjukis Schwanz hatte beim Eintritt des Magus wie der eines aufgeregten Eichhörnchens hin- und herzuzucken begonnen, und Ardeijas Finger schlossen sich beinahe ohne sein Zutun um Kreuz und Bernstein. »Ich benötige keine weitere Hilfe«, hörte er sich selbst mit stockender Stimme sagen. »Man kann doch jetzt ohnehin nur abwarten.«
    »Das könnt Ihr tun«, sagte Theodulf und schob die Tür hinter sich zu; auf dem Gang davor mussten sich weitere Männer befinden, denn einer der Riegel wurde eilig wieder vorgelegt. »Aber wenn Ihr Euch darauf beschränkt, werdet Ihr Euren Arm nie mehr so recht gebrauchen können, und Ihr seid noch zu jung, als dass Ihr den Verlust leicht in Kauf nehmen könntet.« Er klang nicht, als hätte er sich diese Einschätzung nur ausgedacht, und es kostete Ardeija einige Mühe, sich angesichts einer solchen Aussicht unbewegt zu geben.
    »Lasst den Medicus noch einmal kommen, wenn Ihr derart besorgt seid«, entgegnete er und sah kurz zu Wulfila hinüber, in der Hoffnung, erfahren zu können, ob die Voraussagen des Arztes tatsächlich derart düster gewesen waren; doch an der Miene seines Freundes war nicht mehr als Ratlosigkeit, gepaart mit einem gewissen Misstrauen, abzulesen. »Oder einen anderen Heilkundigen.«
    Theodulf betrachtete den undankbaren Gefangenen höchst missvergnügt. »Herr Malegis ist der beste Magus im ganzen Land und ich habe nicht einen halben Tag und eine Nacht im Sattel verbracht, um ihn herzurufen, nur damit Ihr seine Hilfe nun zurückweist.«
    »Niemand hat Euch gebeten, mir einen Hexenmeister auf den Hals zu schicken.«
    Der so beleidigte Zauberer war zwei Schritte von Ardeija entfernt stehen geblieben. »Ihr hättet mir sagen sollen, dass Euer Verletzter einer dieser Frömmler ist, die Weihwasser, in das einmal ein Pfaffe gespuckt hat, mehr Heilkraft zutrauen als dem Wissen unserer

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