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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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verschwunden.
    Herrad fragte sich, ob Ebbos Entschuldigung oder ihre eigenen Worte diese Veränderung bewirkt hatten. »Jederzeit«, sagte sie. »Man soll seinen Freunden Hilfe nicht versagen. Ich stelle Euch gern einen Gerichtskämpfer und ich bin auch bereit, Euch noch in anderer Hinsicht zu unterstützen. Ihr habt ein unbesetztes Hochgericht und niemanden in Corvisium oder auf dem Brandhorst, dem Ihr es ohne Bedenken übertragen könnt. Hier in Aquae habt Ihr nur Herrn Honorius zur Verfügung, der Euch nach dem Vorfall bei den Römergräbern nicht sehr gewogen sein dürfte, und zudem hättet Ihr ein unbesetztes Niedergericht, wenn Ihr ihn von seinem jetzigen Amt abziehen würdet. Wenn Ihr anderswo nach einem geeigneten Richter sucht, wird der Gerichtstag in einer Woche verstreichen, ohne dass viel geschehen kann, vielleicht noch ein weiterer. Wenn Herr Ebbo tatsächlich Vogt von Aquae werden und heil über den Winter kommen will, wird er aber die Einnahmen aus Geldbußen benötigen, namentlich die aus den bedeutenden, die das Hochgericht verhängen kann. Spätestens mit den ersten Frösten muss in Mons Arbuini die Arbeit ruhen, der Fluss bleibt nicht jeden Winter hindurch schiffbar und die Straßen sind ebenfalls ruhiger als im Sommer. Von dort könnt Ihr also erst im Frühjahr wieder mit nennenswerten Zahlungen rechnen. Kurz und gut, gebt mir erst vorläufig, später dauerhaft, das Hochgericht, und ich helfe Euch, Otachars Befreiung so wenig anfechtbar wie möglich zu machen, wenn Ihr erst rechtmäßiger Vogt von Aquae seid.«
    Ebbo hatte sich wieder zurückgelehnt. »Nun, dagegen spricht eigentlich nichts. Allerdings werde ich Euch wohl kaum größere Summen zur Verfügung stellen können, um die nötigen Leute anzuwerben. Kommt Ihr mit nichts aus?« Das rasche Entgegenkommen des Grafen wäre weniger beunruhigend gewesen, wenn er dazu nicht gelächelt hätte.
    Herrad wünschte sich, ihn besser einschätzen zu können. »Ich bin gern bereit, die Buße, die Ihr für Wigbold gezahlt habt, auf die Weise zum gemeinen Besten zu nutzen. Allerdings solltet Ihr noch eines erfahren, bevor Ihr mich so bereitwillig einsetzt. Ich habe an die königliche Kanzlei geschrieben und meinem Befremden über die Vorgänge in der Tricontinischen Mark Ausdruck verliehen. Es mag sein, dass von dort noch etwas nachkommt.«
    Ebbos Lächeln vertiefte sich. »Herr Geta hat nicht gelogen, als wir ihn nach Euch fragten. Er hat Euch entsetzlich ehrlich und rechtschaffen genannt.«
    Er griff in den pelzgesäumten linken Ärmel seines Obergewands und zog einen versiegelten Brief hervor. »Da! Nehmt Euer Schreiben zurück. Ich habe nicht gelesen, was Ihr über mich zu sagen hattet, doch es schien mir ratsam, gewisse vielleicht unbedachte Worte nicht nach Padiacum dringen zu lassen. Ihr wisst, wie viel Ärger aus Irrtümern und Fehleinschätzungen entstehen kann!«
    Herrad zwang sich, den Brief in ihrer Tasche zu verstauen, ohne zu prüfen, ob das Siegel allen Beteuerungen des Grafen zum Trotz gelöst worden war. »Gewiss. Ich hoffe nur, Ihr schuldet mir keine Buße für den Boten?«
    Ebbo lachte. »Nein! Ein toter Mann erschien mir eigentlich genug, und …«
    Er hielt inne, als es an der Tür klopfte und unaufgefordert der gut gekleidete junge Mann eintrat, in dessen Gelächter vorhin niemand hatte einstimmen mögen. Er flüsterte Ebbo hastig einige Worte ins Ohr, ohne Herrad dabei aus den Augen zu lassen, als erwarte er einen heimtückischen Angriff von ihr. Was Unauffälligkeit betraf, hatte er noch viel zu lernen, doch Ebbo ging mit väterlicher Nachsicht darüber hinweg. »Es ist schon gut«, sagte er nur, »er soll hereinkommen.«
    An Herrad gewandt setzte er hinzu: »Euer Schreiber ist hier, aber sorgt Euch nicht, das hat seine Richtigkeit. Ich vergaß zu erwähnen, dass wir ihn zu Otachar geschickt haben.«
    »Darüber war ich unterrichtet«, erwiderte Herrad und nahm endlich einen kleinen Schluck Wein. »Es wird in Eurem Sinne sein, dass ich es ihm etwas erleichtert habe, seine Botschaft auszurichten.«
    Ebbo nickte mit einem leichten Lächeln, als wolle er sagen, dass sie, wenn ein aufgehaltener Brief nach Padiacum gegen einen bemerkten heimlichen Boten stand, halbwegs quitt miteinander seien.
    Asgrim dagegen war nicht erfreut. »Hat Theodulf geredet?«
    Oshelms Erscheinen enthob Herrad einer Antwort.
    Der Schreiber steckte noch immer in Reisekleidern und der Gedanke, dass sie ihn seit über einer Woche nicht in einer der schlichten,

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