Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
Vom Netzwerk:
getreten bist. Weißt du etwas über die Geschichte?«
    »Ihr fragt gewiss umsonst.« Asgrim lachte erneut. »Wenn der überhaupt je eine Kirche betritt, dann sicher nicht, um zu beten.«
    Herrad spürte, wie Wulfila sich auf der Rückenlehne des Stuhls abstützte. »Die Unterstellung ist beleidigend und im Übrigen weder begründet noch sachdienlich«, sagte sie mit Nachdruck.
    Niemand sprach eine Entschuldigung aus, doch sie hatte auch nicht ernsthaft mit einer gerechnet.
     »Ich kenne den Bischof nicht persönlich«, sagte Wulfila, doch erst nach langem Zögern, als hätte ihm erst etwas ganz anderes auf der Zunge gelegen. Herrad war mehr als dankbar, dass er diesen ersten Gedanken nicht ausgesprochen hatte, doch ihre Erleichterung hielt nicht lange an.
    »Auf die Bekanntschaft würde er wohl auch keinen gesteigerten Wert legen«, bemerkte nämlich Asgrim, der wohl um jeden Preis das letzte Wort behalten wollte.
    Die Stuhllehne knarrte. »Nein, das würde er wohl nicht«, erwiderte Wulfila so sanft, dass Herrad gern gewusst hätte, wo genau sich sein Messer im Augenblick befand. »Allerdings muss ich gestehen, dass es mir umgekehrt ähnlich geht. Wenn es stimmt, was man sich erzählt, hat er mehrfach gegen die Pelagianer gepredigt und auch sonst schon immer sehr engstirnige Ansichten vertreten. Ich glaube nicht, dass wir uns gut miteinander vertragen würden, ob er nun gerade betrunken wäre oder nicht.«
    »Wir sprachen von dem Begräbnis!«, warf Ebbo vernehmlich ein, bevor Asgrim antworten und das Gespräch womöglich noch in theologische Zwistigkeiten ausarten konnte. »Können wir auf Euch zählen, Frau Herrad?«
    Herrad verspürte nicht unbedingt große Lust, eine Rede auf jemanden zu halten, über den sie in letzter Zeit wenig Gutes gedacht hatte. »Wo soll er überhaupt begraben werden, wenn die Kirchen und Kirchhöfe der Stadt nicht geeignet sind? Es gibt sonst kaum einen Platz, der für einen Vogt angemessen wäre.«
    »Nun …« Ebbo hob die sechs Solidi endgültig auf und reichte sie Herrad mit einem freundlichen Lächeln. »Erst hatten wir an die Römergräber gedacht, besonders, da er ja behauptete, auch Vorfahren von der Seite zu haben, doch eigentlich ist die Nekropole heute kein guter Ort mehr für ein Begräbnis; es betätigen sich ja eher Schatzsucher aller Art und noch übleres Gesindel dort. Deshalb wird es besser sein, wenn wir einen der Grabhügel an der Straße nach Corvisium nutzen. Einen neuen aufzuschütten wäre zu viel Arbeit, da werdet Ihr mir zustimmen, gerade, da der erste Frost bevorsteht. Aber die alten Heidenfürsten, die dort liegen, haben gewiss nichts dagegen, wenn ein Vogt von Aquae ihnen Gesellschaft leistet.«
    »Gut.« Herrad bezweifelte zwar, dass dies das richtige Wort war, ihre Empfindungen angesichts dieser Pläne zu beschreiben, aber es war wohl an der Zeit, ihre Zustimmung zu bekunden. »Wenn allerdings jemand auch nur auf den Gedanken kommen sollte, im Zuge dieser Angelegenheit nach altem Brauch ein Pferd am Grab zu opfern, werde ich einschreiten.«
    »Da sorgt Euch nicht.« Ebbo winkte ab. »Dafür würde man uns nicht nur schief ansehen, es würde auch entsetzlich teuer werden. Denn das ist die nächste Schwierigkeit. Von den Einkünften, die der Vogt von Aquae seit seinem Amtsantritt im Sommer gehabt haben sollte, ist nicht viel übrig. Wir vermuten, dass seine Geliebte genommen hat, was sie nur zusammenraffen konnte, aber ob wir sie nun noch ausfindig machen und ihr etwas nachweisen können, ist mehr als fraglich.«
    »Die Kriegskasse, die in der Nekropole hätte sein sollen, hätte helfen können«, fügte Asgrim hinzu.
    Ebbo nickte, und mit einem Schlag wirkte sein Gesicht müde und fast wie das eines viel älteren Mannes. »Ich will ehrlich mit Euch sein, Frau Herrad«, begann er, »denn aus weiteren Heimlichkeiten kann beiden Seiten kein großer Nutzen erwachsen. Wir haben Euch ursprünglich herrufen lassen, um nachzuforschen, ob Euch etwas über den Verbleib des Geldes oder auch nur des Goldes aus den Gräbern in Tricontium bekannt ist. Allerdings gestehe ich ein, dass es vielleicht zu kurzsichtig von uns war, anzunehmen, Ihr würdet es ganz wie Honorius halten und nur auf Euren eigenen Vorteil sehen. Ihr wisst auch nicht, was aus dem Schatz geworden ist, nicht wahr?«
    »Nein.« Herrad hielt es nicht für geraten, Wulfs Beobachtung zu erwähnen, dass die Beigaben aus den Gräbern sich unmittelbar vor dem Austausch des Geldes gegen die Steine ebenfalls in

Weitere Kostenlose Bücher