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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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zu hören, und bei Gebhards Tochter schien sich auch nichts zu tun. Er stellte sich insgeheim darauf ein, dass selbst Halli, der im Geldeintreiben sehr geduldig war, bald die Lust verlieren und sich doch noch an Wiglaf wenden würde.
    Doch er hatte zu früh verlernt, das Beste zu hoffen; an einem Regentag im März kam Herr Asgrim mit sechs Reitern auf den Hof zurück, stieg vor Halli ab und sagte mit aller Selbstverständlichkeit: »Ich habe gehört, Ihr wollt mindestens eine Kuh. Ich habe drei draußen, die Ihr haben könnt, wenn ich Theodulf mitnehmen kann.«
    Die Kühe stammten, wie er stolz erläuterte, als sie später auf dem Brandhorst zusammensaßen, von Bosos Weiden, doch Theodulf war zu dem Zeitpunkt noch viel zu fassungslos, die Geschichte gebührend zu würdigen oder sich auch nur wirklich zu freuen.
    Anscheinend war er nun frei oder nur noch durch eine Dankesschuld gebunden, aber daran musste er sich erst gewöhnen. Noch länger dauerte es, bis er herausfand, was aus Asri geworden war. Den ganzen Sommer über forschte er nach, wann immer sich Gelegenheit dazu bot, doch es war Oktober, als ihm endlich ein Ort genannt wurde, ein Fürstensitz weiter südlich, Sala.
    Theodulf brach am nächsten Morgen auf. Nach der Anschaffung von Kleidern, Waffen und anderen notwendigen Dingen war nicht viel von dem, was Asgrim ihm zukommen lassen konnte, übrig geblieben, doch das Wenige, was er in kühnen Träumen von einem besseren Schwert beiseitegelegt hatte, reichte hin, vier fürchterliche Teeschalen zu kaufen, nicht ganz diejenigen, die Asri gewollt hatte, aber doch welche mit leuchtend bunten Drachen. Er würde sich für den Streit entschuldigen und ihr viel erklären müssen, doch sie würde ganz sicher trotz allem froh sein, ihn zu sehen und zu erfahren, dass er nicht durch eigene Schuld so lange fortgeblieben war. Früher oder später würde sie mit ihm zum Brandhorst kommen und dann würde wirklich alles gut sein.
    Es war sonnig und fast zu warm für die Jahreszeit, als er an einem späten Nachmittag den Weg nach Sala hinaufkam, so mild, dass man noch im Garten sitzen konnte, und das tat Asri, als er sie wiedersah, den Rücken an die Hauswand gelehnt, ein Kind auf dem Schoß und zwei Männer neben sich, ihren Vater, was noch erklärlich war, und einen seiner Freunde aus den Zeiten in Corvisium, einen gewissen Valerian, der ebenso wenig hätte da sein sollen wie der kleine Junge, der zu groß war, als dass er sehr lange nach dem Streit um die Teeschalen hätte gezeugt sein können.
    Theodulf stand im Tor durch den Flechtzaun und hoffte, dass er das Bild, das sich ihm bot, gründlich missverstand und sich alles noch aufklären würde.
    Doch dann sprach Asri und hatte nach all den Jahren keine andere Begrüßung für ihn als: »Du bist hier nicht willkommen.«
    Das sah Theodulf selbst und wollte es doch nicht wahrhaben. »Wir müssen reden.«
    Asri zog ihr Kind enger an sich, als müsse sie es vor ihm beschützen. »Darauf lege ich keinen Wert.«
    »Ich aber.«
    »Das ist deine Sache. Ich habe keine Zeit für dich; du siehst, dass ich einen Mann und einen Sohn habe, um die ich mich kümmern muss.«
    Ihr Mann, der gefälligst nicht ihr Mann hätte sein sollen, saß nur verlegen neben ihr, doch ihr Vater brauchte keine weitere Aufforderung, aufzustehen, die Hand an den Dolchgriff zu legen und den ungebetenen Besucher zu verscheuchen.
    Theodulf ging, ohne sich umzusehen, und wusste, dass der Händler damals doch die Wahrheit erzählt hatte. Asri hatte seine Botschaft sehr wohl erhalten, sie hatte sie nur nicht beachten wollen.
    Er wäre gern umgekehrt, um ihr alle vier Teeschalen einzeln an den Kopf zu werfen, aber dazu waren sie zu teuer gewesen. Immerhin erwiesen sie sich mit den Jahren als erstaunlich haltbar. Eine davon setzte er eingedenk dessen, was Asri früher, in einem anderen Leben, über Teeschalen und Hundenäpfe gesagt hatte, dem Kätzchen vor, das im folgenden Jahr den Weg zu ihm fand, doch die flüchtige Befriedigung über diese kleine Rache verging rasch und selbst die Katze war nicht getigert, wie sie hätte sein sollen, sondern schwarz mit drei weißen Pfoten. Es ging eben nichts so, wie man es sich vorstellte.
     
    »Ich gehe hin und bringe Boso um«, sagte Ardeija, als sein Vater geendet hatte. »Ich bringe ihn sogar sehr um.«
    Theodulf, der die ganze Zeit über in die Nacht hineingesprochen hatte, als hätte er keinen Zuhörer, wandte endlich wieder den Kopf zu ihm. »Da kämst du zu spät. Er

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