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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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geschüttelt hatte, doch er hatte nur zu viel Verständnis dafür, dass andere weniger Zurückhaltung übten.
    »Willst du nicht doch eine?«, fragte Ardeija und hielt auf Wulfilas abwehrende Handbewegung den Nusskern Gjuki hin, der von seinem Platz auf Ardeijas Schulter aus aufmerksam die Gesellschaft ringsum betrachtete. »Na, dann nicht.«
    »Später vielleicht.« Für den Augenblick war es ein ausreichender Genuss, zu sehen, dass Ebbo sich offensichtlich nicht durchsetzen konnte und einem seiner Männer mit der Faust drohte.
    »Werden sie kämpfen?«, fragte Wulfin.
    Wulfila fuhr ihm durchs Haar. »Wahrscheinlich nicht. Die Zeiten, in denen das als angemessener Zeitvertreib auf einer Beerdigung galt, sind lange vorbei.«
    »Schade eigentlich«, bemerkte Wulf und beobachtete mit sichtlicher Befriedigung, wie Ebbo sich verärgert abwandte und über eine Unebenheit im Boden stolperte. »Aber es spielt auch keine Rolle … Dass das hier eine Beerdigung ist, halte ich bisher noch für ein Gerücht. Es wäre schneller gegangen, den Vogt in den Fluss zu werfen, und doch ungefähr genauso würdig gewesen.«
    Wulfins gutes Herz regte sich. »Aber dann wäre er doch bestimmt traurig.«
    Oshelm drückte ihm eine Nuss in die Hand. »Das ist er gewiss ohnehin. Im Fluss versenkt zu werden wäre sicher weniger schlimm als das Wissen, dass eigentlich niemand hier sein will, kaum jemand aus seinem Gefolge und nicht einmal seine Familie.«
    »Wenn, dann kann er höchstens von seiner Geliebten enttäuscht sein«, warf Ardeija ein. »Ihre Kinder sind zu klein, viel zu entscheiden oder auch nur zu verstehen, und wenn er von seiner Frau und dem einen Sohn, der ihm aus seiner Ehe geblieben ist, noch etwas erwartet hat, war er dumm.«
    Auf Wulfilas fragenden Blick hin setzte er hinzu: »Sein älterer Sohn ist im letzten Krieg gefallen und über den anderen sagt man, dass er spätestens seit Bocernae nicht mehr ganz er selbst ist. Getas Frau soll ihrem Mann die Schuld daran gegeben haben und seitdem waren sie vollends entzweit.«
    »So unrecht hatte sie ja auch nicht«, verkündete Asgrim, der unbemerkt von allen herübergeschlendert war, als wäre es ganz natürlich für ihn, sich in ihr Gespräch zu mischen. »Er hat nicht immer klug gehandelt. – Aber kommt einmal her, Kürbisdieb. Ich habe etwas mit Euch zu besprechen.«
    Er wandte sich ab, ohne auf eine Antwort zu warten. Wulfila war fast versucht, die unfreundliche, wenn auch nicht unzutreffende Anrede zu überhören und zu bleiben, wo er war. Am Ende war es größtenteils Neugier, die ihn bewog, dem Fürsten zu folgen.
    Asgrim schritt munter aus, erst den großen Grabhügel hinunter, dann den nächstgelegenen, auf dem das Gras höher wuchs, hinauf; es schien ihm wirklich daran gelegen zu sein, unbelauscht reden zu können. »Die da drüben werden ohnehin noch eine Weile brauchen«, sagte er, als Wulfila neben ihm angelangt war. »Wir haben Zeit.« Als wolle er seine Worte noch unterstreichen, pflückte er einen gelblichen Halm ab und drehte ihn zwischen den Fingern.
    Wulfila sah zum anderen Hügel hinüber, von dem aus ihr Ausflug sehr genau beobachtet wurde. »Worum geht es?«
    »Weshalb so ungeduldig? Ich sagte Euch doch, dass wir Zeit haben!« Asgrim lächelte und tat, als betrachte er in aller Ruhe sein neugefundenes Spielzeug. »Doch ich vergaß … Ein Dieb ist immer in Eile, nicht wahr?«
    Wulfila lächelte so freundlich er irgend konnte. »Wollt Ihr Euren Denarius zurück, Fürst? Er sollte genügen, Euch für den verlorenen Kürbis zu entschädigen, der Euch ja doch nicht aus dem Kopf geht.«
    Asgrim schien ihm den Vorwurf nicht übel zu nehmen; er lachte. »Behaltet ihn! Ich will nur mit Euch sprechen. Ich habe Euch schon auf der Burg gesagt, dass Ihr mir bekannt vorkommt, und einigen meiner Krieger ging es nicht anders mit Euch, gerade, da Euer Vater auch kein Unbekannter ist. Er war früher Corvisianus, nicht wahr? Bernwards verrückter Hauptmann.«
    »Mein Vater ist nicht verrückt«, sagte Wulfila entschieden; dies war immerhin das Einzige an Asgrims Behauptung, was er halbwegs überzeugt abstreiten konnte.
    »Doch«, sagte Asgrim ungerührt. »Er hat seinerzeit bekanntermaßen einige Dinge getan, die vielleicht die Leute in alten Liedern tun, die aber nicht ins wirkliche Leben gehören, wenn man noch halbwegs bei Verstand ist. Ich weiß noch sehr genau, dass er sich bei Salvinae gut sichtbar auf einen Findling gestellt und den Bogenschützen des Vogts etwas wie

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