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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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hinein.
    »Natürlich nicht«, sagte Ardeija eilig, ohne sich ganz sicher zu sein.
    Theodulf lachte anerkennend. »Oh doch. Das tut sie.«
    »Meint Ihr, sie lässt mich mitkommen?« Rambert hätte ruhig weniger begeistert klingen dürfen.
    »Das wirst du sie nicht fragen«, entschied Ardeija, ehe aus einigen im ersten Ärger geäußerten Worten noch ein allgemeines festes Vorhaben werden konnte. »Und ich rede ohnehin noch einmal mit ihr. Können wir uns nicht darauf einigen, dass der Händler damals niemanden angetroffen und dich dann belogen hat?«
    » Du schlägst das deiner Mutter vor, wenn du unbedingt willst; ich halte sie nicht auf«, sagte Theodulf, doch immerhin schien er seinen Vorsatz, in der Kälte ausharren zu wollen, vorerst vergessen zu haben.

29. Kapitel: Fürst Asgrims neuer Schwertmeister
    Wulfins neuer Mantel war noch zu lang und zu weit für ihn, doch er würde hineinwachsen, und in die richtigen Falten gezogen ließ ihn der etwas verblichene pflaumenfarbene Stoff fast nach einem kleinen römischen Feldherrn aussehen. Vielleicht hatte sein Großvater, der am Morgen viel Zeit damit verbracht hatte, den Umhang zurechtzuzupfen und festzustecken, diese Wirkung absichtlich herbeigeführt. In jedem Fall brachte der Anblick Wulfila zum Lächeln.
    Fast hatte er ein schlechtes Gewissen dafür, so heiter zu sein, doch immerhin konnte er zu seiner Entschuldigung anführen, dass bisher auch sonst niemand diese Beerdigung mit der angemessenen Trauer zu begehen schien.
    Dort, wo die Straße von Aquae nach Corvisium sich im weiten Bogen vom Fluss entfernte, lagen die Heidenhügel, fünf an der Zahl, friedlich in der Morgensonne. Im größten und südlichsten sollte ein König mit seinem unermesslichen Schatz begraben liegen, doch hieß es auch, dass dort jede Nacht die Geister seiner sieben schwarzen Jagdhunde umgingen und jeden auffraßen, der auch nur einen Gedanken an Grabraub hegte. In der römischen Nekropole war bei geringerer Gefahr mehr zu holen, und so war der alte König die meiste Zeit ungestört. Was er davon gehalten hätte, nun einen toten Vogt von Aquae zur Gesellschaft zu bekommen, wusste Wulfila nicht recht, aber es war ein so schöner Tag, dass er selbst dem Herrn der schwarzen Hunde nicht zutraute, heute schlechter Laune zu sein.
    Der Himmel war fast wolkenlos und der Wind, der mit den Mähnen der Pferde spielte, die Herrn Geta auf einem offenen Wagen hergezogen hatten, trug kühle Luft vom nahen Wald herüber, wo sich der Winter gewiss schon versteckt hielt, um bald hervorzukommen. Was nun den toten Vogt selbst betraf, so lag er noch immer unter seinem schmucklosen Leichentuch und wartete geduldiger als alle anderen, während sein Grab geschaufelt wurde.
    Ebbos Planung oder ihre Umsetzung durch seine Diener hatte wohl ihre Schwächen gehabt, denn als der Leichenzug vor gut einer Viertelstunde bei den Hügeln eingetroffen war, hatte es – wie Wulfin es unverblümt ausgedrückt hatte – »kein Loch für Herrn Geta« gegeben. Viel gegraben worden war seither immer noch nicht, da unter den Leuten des selbsternannten Vogts ein Streit um den geeigneten Ort ausgebrochen war und Ebbos Schlichtungsversuche bislang wenig Wirkung zeigten. Asgrims Gefolge und Herrads Leute begnügten sich damit, zuzusehen, hatten aber wenigstens noch nicht begonnen, miteinander zu würfeln wie die drei Schreiber der Hafenzolleinnehmerin, die ohnehin nicht aus Achtung für den Verstorbenen, sondern nur als alte Bekannte der Richterin mitgekommen war. Aus dem gleichen Grund war wohl die rothaarige Ärztin hier, die eben irgendeine weitschweifige Geschichte über ihren Schwiegervater loswerden musste, der Herrad und die Zolleinnehmerin mit ergebener Miene lauschten. Einige einfach gekleidete Leute, die zu Getas Dienerschaft gehört haben mussten, hielten sich bescheiden am Rand der Versammlung. Größer war die Trauergemeinde nicht und es war nicht auszumachen, ob dem nur so war, weil man das Begräbnis in der Stadt nicht ausreichend angekündigt hatte, oder ob tatsächlich nur die wenigsten Geta sehr vermissten. Herrad war auch die Einzige, die sich die Mühe gemacht hatte, ihren gesamten Haushalt aufzubieten; weder Ebbo noch Asgrim hatten sonderlich viele Begleiter bei sich.
    Oshelm musste vorausgeahnt haben, dass mit einer wohlvorbereiteten Beerdigung nicht zu rechnen war, denn er hatte Haselnüsse mitgebracht, die er nun freigiebig verteilte. Wulfila hatte nur abgelehnt, weil Herrad ihrerseits standhaft den Kopf

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