Tricontium (German Edition)
ist tot. Sehr tot.«
»Das hast du gut gemacht.«
»Ich weiß nicht.« Theodulf klang nachdenklicher, als er es hätte sein sollen. »Es ist kein sehr schöner Zug, froh und erleichtert zu sein, wenn man einen Mann erschlagen hat, auch wenn es in einem guten Kampf war. Doch ich war erleichtert, als er tot war, zumindest, bis ich wieder zu mir kam und sah, was ich angerichtet hatte, obwohl es auch anders gegangen wäre. Es war nur eine der üblichen Angelegenheiten, weggetriebene Schafe, doch als ich sah, dass Boso unter den Räubern war, war ich nicht mehr ich selbst. Asgrim meinte, als er mich so gesehen hätte, hätte er verstanden, was die alten Geschichten bedeuten, in denen die Krieger sich in der Schlacht in wilde Tiere verwandeln, in Bären, Wölfe und Eber … Ich glaube, ich habe allen Angst gemacht. Es hat sich tagelang keiner in meine Nähe gewagt, als ich dann zurück war.«
»Zurück?«
»Von Halli. Ich bin zu Halli geritten, gleich nach dem Kampf.«
Ardeija war sich nicht sicher, ob er das ganz richtig verstanden hatte. »Du bist zu Halli geritten, nachdem du gerade seinen Bruder erschlagen hattest?«
»Ja. Ich habe ihm mein Leben angeboten oder eine Buße, was er lieber wollte.«
»Und er hat die Buße genommen?«
»Nein. Er hat mich nur eine Weile angesehen, wie es so seine Art ist, und ›Andersherum wäre es schlimmer gewesen‹ gesagt. Dann hat er mit mir getrunken und seitdem haben wir feste Freundschaft gehalten. Das war fünf Jahre, nachdem Asgrim mich freigekauft hatte, ein Jahr, bevor er Fürst auf dem Brandhorst wurde und ich sein Schwertmeister.«
»Guter Gott.« Ardeija stützte den Kopf in die Hände. »Hast du das alles auch meiner Mutter inzwischen erzählt?«
»Warum sollte ich? Sie weiß doch, was sie wissen will.«
Ein wenig verärgert richtete Ardeija sich auf. »Nichts weiß sie und sie wird auch damals nichts gewusst haben. Was auch immer sie von dir halten mag, sie hätte dich nicht bei Boso gelassen. So etwas täte sie nicht.«
»Gut, dann täte sie so etwas nicht und hat eben nichts gewusst.« Theodulf klang nicht, als ob der Einwand für ihn viel änderte. »Das ist dennoch kein Grund, ihr etwas zu erzählen. Warum sollte ich mich dem Verdacht aussetzen, jetzt, da ich auf ihre Hilfe angewiesen bin, ihr Mitleid erregen zu wollen, sei es mit einer wahren Geschichte oder einer ausgedachten? Und sie würde doch nur Letzteres annehmen, für alles andere ist sie viel zu klug.«
»Ich danke für die großzügige Einschätzung,« sagte Asri gekränkt und trat aus der Werkstatt hervor, in die sie von außen gelangt sein musste, und das so früh, dass sie genug oder so viel, wie sie für genug hielt, gehört hatte. Anderenfalls hätte sie ihre Anwesenheit wohl kaum freiwillig verraten.
Ardeija sagte sich, dass es nun wohl angeraten gewesen wäre, still ins Haus zurückzukehren, um seine Eltern die Sache unter sich ausmachen zu lassen, doch er gab den Plan auf, als Ramberts Stimme aus dem Dunkel hinzufügte: »Es tut uns auch leid, dass wir gelauscht haben.«
»Mir nicht.« Alles andere hätte Ardeija seiner Mutter auch nicht abgenommen. »Es war nötig.«
Theodulf war aufgestanden. »Es gehört sich dennoch nicht.« Aber der Tadel klang wenig überzeugt, als sei er nur ein Mittel, Zeit zu gewinnen oder Asri von dem Bericht abzulenken, der nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war.
»Nein«, gab Asri unbeeindruckt zurück. »Aber das ist jetzt nicht von Belang.«
Ardeija hielt es für ein gutes Zeichen, dass sie nichts weiter sagte; gewöhnlich hatte sie keine Schwierigkeiten, Zorn und Enttäuschung deutlich zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht würde der Rest der Nacht ruhig und ohne neuen Streit verlaufen. »Wir sollten ins Haus gehen«, schlug er vor. »Hier wird es kühl.«
Doch Rambert war die Einzige, die ein paar Schritte in die richtige Richtung machte, bevor auch sie stehen blieb, als niemand ihr folgte.
»Geht nur«, sagte Theodulf, »ich bleibe hier draußen.«
»Wenn du gebeten werden willst, hereinzukommen, dann warte nicht darauf, dass ich es tue«, entgegnete Asri im Ton größter Gleichgültigkeit. »Ohne dich wird es viel ruhiger sein und das ist gut; ich muss nachdenken. Aber wenn mein Vater getan hat, was er wohl getan haben muss, dann gehe ich morgen hin und spucke auf sein Grab!« Mit diesem finsteren Versprechen ging sie zum Haus hinüber.
»Das tut sie doch nicht wirklich, nicht wahr?«, fragte Rambert in das lange Schweigen
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