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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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›Ihr trefft ja doch nicht!‹ zugerufen hat. Und hat er nicht im letzten Krieg mit einem Bären gesprochen?«
    Wulfila hätte es bevorzugt, sich an diesen Vorfall nicht in allen Einzelheiten erinnern zu müssen. »Und?«, fragte er tapfer. »Den Bären hat das nicht gestört.«
    Asgrim zerbrach den trockenen Halm. »Anderen haben die Taten Eures Vaters aber weit weniger behagt und jetzt sollte er gar nicht hier sein. Dies hier ist jedenfalls nicht Mons Arbuini und seine zwölf Jahre dort sind noch nicht um, wie man es auch dreht und wendet.«
    »Ihr wisst, dass Strafen durch Geldbußen abgelöst werden können«, sagte Wulfila ohne große Hoffnung und zwang sich, äußerlich ruhig zu bleiben. Asgrim hatte die Sache nicht vor den anderen erwähnt, sondern erst hier. Das sprach eher für eine Drohung oder einen Erpressungsversuch als für eine schon fest beschlossene öffentliche Bloßstellung – und wenn Asgrim etwas wollte, konnte man es ihm geben oder ihn eine Weile hinhalten. Zwei, drei Tage scheinbarer Bedenkzeit würden ausreichen, über die Grenze zu flüchten.
    Eigentlich hätte er damit rechnen sollen, dass etwas Derartiges geschehen würde; es war in den letzten Tagen alles ungewohnt gut gegangen, gerade mit Herrad, und ein verdächtiger Mangel an kleinen Ärgernissen führte seiner Erfahrung nach unweigerlich zu großem Unglück.
    Asgrim lächelte überheblich. »Nicht solche Strafen, Kürbisdieb, das wisst Ihr selbst gut genug. Allein der König, einer seiner Vögte oder ein missus regius hätte die Aufhebung der Verurteilung gestatten können und wer hätte sich wohl für Euren Vater eingesetzt? Allerdings könnte ich wohl meinen Einfluss geltend machen, damit Ebbo sich der Sache annimmt, wenn er erst endgültig Vogt von Aquae geworden ist.«
    Wulfila schwieg. Zu heftig abzulehnen und den Zorn des Fürsten auf sich zu ziehen wäre ebenso verderblich gewesen, wie ihm zu danken und damit einzugestehen, dass seine Hilfe durchaus notwendig sein mochte. Eine Gegenleistung würde Asgrim ohnehin unweigerlich einfordern, ganz gleich, ob sein Angebot begeistert angenommen wurde oder nicht.
    Tatsächlich fuhr Asgrim fort, nachdem er stumm einen Augenblick gewartet und die Stücke des Grashalms von seiner Handfläche geschüttelt hatte: »Ihr wisst, dass ein solcher Gefallen seinen Preis hätte, und diesen Preis wollt Ihr hören, das sehe ich Euch an. Ebbo sagt, dass Ihr noch gut mit dem Schwert umgehen könnt, gut genug, ihn zu besiegen, was nichts heißen will, das wissen wir beide … Aber auch gut genug, Oda in Bedrängnis zu bringen, und das heißt schon mehr. Und früher wart Ihr noch besser, wenn ich mich recht entsinne.«
    Wulfila verstand nicht, worauf diese lange Einleitung hinauslaufen sollte. »Ich habe Euch doch schon zugesichert, Euch für Euren Gerichtskampf zur Verfügung zu stehen.«
    Asgrim lachte. »Das ist auch gut, aber es reicht mir nicht. Ihr wisst, dass mir ein Schwertmeister abhandengekommen ist? Ich brauche einen neuen, an den sich meine Leute über den Winter gewöhnen können, bevor es wie stets im Frühjahr an der Grenze unruhig wird. Das ist kein zu hoher Preis, nicht wahr? Eher ein zweites Geschenk. Keiner sonst wird Euch mit dem Brandmal nehmen und das Wohlwollen einer Richterin, die wohl nicht erfreut wäre, wenn sie wüsste, wie es um Euren Vater steht, bietet Euch nicht viel Sicherheit. Ihr könnt sogar ein gutes Barsakhanenpferd haben, ich habe zwei übrig … Und das Schwert zurück, das ich Euch abgenommen habe. Was sagt Ihr?«
    Wulfila hätte ihm gern gesagt, dass er zum Teufel gehen sollte, doch das wäre unter diesen Umständen wohl nicht die angemessene Antwort gewesen. »Das ist großzügig«, begann er am Ende zögerlich, »doch ich wäre nicht ehrlich, wenn ich verschweigen wollte, dass es mir nicht gefällt, wie Ihr zuletzt mit Eurem alten Schwertmeister umgegangen seid. Wenn mein Sohn in Eurem Verlies gewesen wäre …« Nun, da war er gewesen. »Wenn er in Ardeijas Lage gewesen wäre, meine ich, dann hätte ich an Theodulfs Stelle auch alles getan, ihn dort herauszuholen.«
    Asgrim betrachtete ihn prüfend. »Wahrscheinlich hättet Ihr aber mit dem Offensichtlichsten begonnen. Glaubt Ihr, dass ich es Theodulf nachgetragen hätte, wenn er tatsächlich seinem Sohn hätte helfen wollen? Das hätte ich ihm nicht vorgeworfen.« Er wandte sich ab und ging ein paar Schritte, um dann, den Blick auf den Wald gerichtet, als gäbe es den größeren Hügel und die Leute

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