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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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darauf nicht, fortzufahren: »Was hat mein getreuer Schwertmeister getan? Er hat heimlich Türen geöffnet, Ardeija versteckt und ihn sogar bewaffnet, so dass der Kerl mir in meinem eigenen Hause mit blanker Klinge gegenübertreten konnte, und ist am Ende feige mit ihm geflohen. Aber er hat in all den Tagen kein Wort zu mir gesagt, das auch nur auf die Sorgen eines Vaters um sein gefangenes Kind angespielt hätte. Ich habe ihn, als wir noch jung waren, aus einer Gefangenschaft freigekauft, die leicht sein Leben lang hätte dauern können, wenn ich nicht gewesen wäre. Ich habe ihn nach Bocernae nicht dem König übergeben, wie Euer Fürst Bernward es mit Eurem Vater getan hat. Ich habe mich über viele Jahre auf ihn verlassen und habe mir geschmeichelt, dass er sich ebenso auf mich verlassen würde, doch er hat mir nicht getraut, was seinen sogenannten Sohn betraf, sondern lieber einen Verrat begangen. Nennt Ihr das entschuldbar?«
    »Ob entschuldbar oder nicht, es ist erklärlich. Wenn man Angst hat, tut man viele Dinge, die man sonst lieber vermeiden würde.«
    Asgrim drehte sich wieder um. »Wenigstens seid Ihr ehrlich, doppelt ehrlich sogar … Denn nur von Theodulf habt Ihr nicht gesprochen. Ich will Euch nicht zu sehr drängen, Kürbisdieb. In einer Woche reite ich vorerst zum Brandhorst zurück; wenn Ihr dann vor der Burg auf mich wartet, nehme ich Euch mit. Überlegt Euch bis dahin, was Ihr tun werdet und was Ihr vermeiden wollt.«
     Wulfila neigte stumm den Kopf und wartete, bis Asgrim wieder bei seinen eigenen Leuten war, bevor er sich selbst auf den Weg zurück zum ersten Grabhügel machte. Ihm war übel und eigentlich hätte er sich lieber ins kühle Gras gelegt und zusammengerollt, bis das Schlimmste vorüber war, statt einen Fuß vor den anderen zu setzen und am Ende noch den anderen Rede und Antwort stehen zu müssen. Aber sie mussten erfahren, was vorgefallen war, und so blieb nichts, als weiterzugehen und sich an dem tröstlichen Gedanken festzuhalten, dass eine Woche lang genug sein würde, um die Familie in Sicherheit zu bringen.
    Als er auf der Hügelkuppe ankam, standen Ebbos Männer immerhin schon in einem knöcheltiefen Graben.
    Herrad unterbrach mit einer Handbewegung und der gemurmelten Bitte, sie kurz zu entschuldigen, den Redefluss der immer noch mit ihrem Schwiegervater befassten Ärztin und kam eilig zu ihren Leuten herüber, doch es war Ardeija, der die erste Frage stellte. »Was wollte er von dir? Du siehst verdammt blass aus.«
    Das wollten sie wohl alle gern wissen; selbst Gjuki hatte die Ohren aufgestellt.
    »Mich«, sagte Wulfila müde und streichelte mit dem Daumen Wulfins Hand, die sich in seine geschoben hatte. »Anderenfalls … Er weiß, wer wir sind.« Sein Blick ging zu seinem Vater hinüber und er konnte sehen, dass Wulf begriff, worin die Drohung bestanden hatte.
    Was Asgrims Forderung betraf, hatte er sich aber wohl nicht deutlich genug ausgedrückt, denn Ardeija sah ihn mit großen Augen an. »Dich? Guter Gott. Wer hätte gedacht, dass seine Neigungen in die Richtung gehen? Wir müssen wohl dankbar sein, dass er neulich auf dem Brandhorst noch nicht auf solche Gedanken gekommen ist.«
    Herrad hatte Wulfilas Gesicht die ganze Zeit über unverwandt gemustert und besser darin gelesen als Ardeija. »Ich glaube kaum …«, begann sie nun und kam doch nicht dazu, das Missverständnis aufzuklären, da Oshelm ihr ins Wort fiel.
    »Ihr irrt, Frau Herrad«, sagte er fest. »Es können schlimme Dinge geschehen, wenn Leute gefangen sind, das weiß ich vielleicht besser als Ihr.«
    »Ja, Aslak der Pferdedieb sei dein Zeuge«, warf Wulf ein und lachte trotz des Ernstes der Lage.
    Erstaunlicherweise hoben sich auch Herrads Mundwinkel, während Oshelm sehr finster dreinsah. »Das ist nicht lustig und war es schon damals nicht!«
    »Doch«, sagte Wulf ungerührt.
    Bevor Wulfin noch darauf kommen konnte, sich zu erkundigen, was es mit Aslak auf sich hatte oder was Ardeijas verhüllte Vermutungen zu bedeuten hatten, sagte Wulfila rasch: »Er will mich nur als Schwertmeister, sonst nichts.«
    »Dich?«, fragte Ardeija abermals und war vielleicht noch verblüffter als zuvor.
    Wulf zog die Augenbrauen hoch und Herrad verschränkte die Arme.
    »Lasst uns später darüber reden, wenn wir allein sind«, bat Wulfila und war froh, dass sein Vater einen stützenden Arm um ihn legte; er fühlte sich noch immer nicht sehr sicher auf den Beinen.
     
    Das zumindest war besser geworden, als sie

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