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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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heraus!«
    »Wenn es mit der Divination so einfach wäre, wie Ihr behauptet, hätten wir vor Gericht weder Zeugen noch Beweise nötig«, sagte Ardeija und erinnerte sich doch zugleich mit einem Schlag an das gestrige Gespräch in der Küche der Richterin und Wulfs ärgerliche Aufforderung, er möge sich einen anderen für seine Nekromantie suchen. Vielleicht hatte er ihn gefunden.
    »Ich hatte auch schon daran gedacht, anders an die Sache heranzugehen«, fuhr er zögernd fort. »Ich meine … Ich habe mit einem Mann gesprochen, von dem ich glaube, dass er gut mit den Ahnen reden kann, aber er war nicht bereit, mir zu helfen.«
    Malegis zog die dichten Brauen zusammen. »Wundert Euch das? Es ist sehr unhöflich und vermessen, einen Toten zu stören, der noch keine zwei Tage begraben ist! Man wartet in der Regel mindestens einen Monat, wenn nicht gar zwei, bis man sich an die Verstorbenen wendet. Alles andere wäre töricht, es sei denn, man legt es darauf an, sich sehr lästigen Spuk ins Haus zu holen.«
    »Ich meine nicht Herrn Geta!«, sagte Ardeija fast verärgert. »Fürst Gudhelm war auch zur richtigen Zeit auf dem Brandhorst, um mich zu besuchen … Oder schon wieder fort, das weiß ich nicht, aber fragen könnte man ihn doch.«
    »Ah!« Malegis klang schon viel zugänglicher. »Ihr überrascht mich, Herr Ardeija, doch nur im Guten. Aber eines nach dem anderen, nicht wahr? Zunächst die gebrochenen Knochen. Die sollte man nicht mit Geistern vermischen, das bekommt beiden nicht sonderlich gut.«
    So flink, als hätte es gar keine Unterbrechung gegeben, entfernte er Binden und Schienen, wobei er leise vor sich hinsummte, und ließ dann seine Finger jede Verletzung erspüren, bis Theodulf, der alles stumm über sich ergehen ließ, weiß im Gesicht war.
    »Gut, gut«, sagte Malegis, als er seine Untersuchung zu Ende gebracht hatte, »ich sehe, dass sich hieran mindestens zwei Leute zu schaffen gemacht haben, jemand mit viel gutem Willen und wenigen sachdienlichen Kenntnissen« – Ardeija sah zu Boden – »und später noch jemand, der zwar seinen Galen gelesen hat, aber nicht sorgfältig genug war. Das alles hat mehr geschadet als genützt. Ich will Euch nichts vormachen, Herr Theodulf. Dies hier sind Trümmer, und wenn ich Euch versprechen wollte, sie wieder völlig zusammensetzen zu können, würde ich lügen müssen. Aber ich kann das, was an Heilung möglich ist, beschleunigen und den Schmerz lindern. Wenn Ihr Glück habt, werdet Ihr Eure Hände wieder gebrauchen können, nicht so wie früher, aber gut genug, um nicht bei jeder alltäglichen Verrichtung Hilfe zu benötigen.«
    Wenn diese Voraussage irgendeine letzte heimliche Hoffnung zerschlug, ließ Theodulf es sich nicht anmerken. »Das würde auch genügen.«
    Malegis nickte. »Es ist gut, dass Ihr nicht mehr erwartet.« Er hielt auf einmal einen Salbentiegel in der Hand, der vorher nicht da gewesen war, und hob den abgegriffenen Deckel, auf dem eingeritzte Zeichen nur noch schwach zu erkennen waren. »Jemand sollte Euch festhalten, damit Ihr still sitzen bleibt, und selbst wenn Ihr das ohnehin tätet, schadet es nicht, jemanden zum Anlehnen zu haben.«
    Ardeija wollte vortreten, weil Rambert sicher die Kraft und Asri vielleicht der Wille fehlte, die nötige Hilfe zu leisten, doch seine Mutter schien wahrhaftig in sich gegangen zu sein, denn sie stand auf und stellte sich hinter Theodulf. »Ich werde mich darum kümmern. Sagt mir nur, was ich tun soll.«
    »Viel könnt Ihr nicht falsch machen«, behauptete Malegis unbesorgt und griff in eine der zahlreichen Taschen seiner Kleider. »Herr Ardeija? Ihr könnt Euch auch nützlich machen. Wärmt etwas Wasser und löst das hier darin auf.«
    Das Glasfläschchen mit dem bräunlichen Pulver sah zwar nicht unbedingt vertrauenerweckend aus, doch Ardeija tat, worum Malegis ihn gebeten hatte.
    Asri schloss kurz beide Arme um Theodulf, legte ihm den Kopf auf die Schulter und raunte ihm etwas ins Ohr. Ardeija fragte sich, ob es wohl das war, was sie ihm immer gesagt hatte, wenn er als Kind hatte tapfer sein müssen. »Sieh, dort drüben in den Schatten sitzt ein guter Geist, ein starker Tigergeist, der alle tapferen Krieger beschützt – du musst genau hinsehen, da, er hat den Schwanz bewegt! Der ist bei dir und wird dich stark machen!« Aber vielleicht hätte Theodulf das nicht gern gehört und sie hatte ihm nur gesagt, dass sie bei ihm war und darauf achten würde, dass der Zauberer keine Fehler machte?
    Malegis

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