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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Zeichnung Strich um Strich auf ein Vorlagenblatt für eine Stickerei zu übertragen, die wohl einmal eine Mütze zieren würde.
    »Wenn er ein Zauberer ist, wird er schon klug genug sein, nötigenfalls auch hier zu klopfen«, sagte sie nun. »Kein Grund, den ganzen Abend mit müßigem Warten zu verschwenden. Aber geht ruhig schon hinüber; es ist Suppe im Tontopf, die halbwegs warm geblieben sein sollte.«
    Ardeija verriegelte die Tür zur Straße. »Seid ihr denn nicht hungrig?«
    »Wir kommen nach«, antwortete Theodulf, den Blick bereits wieder auf Asris schmale Finger gesenkt, die sein Buch offen hielten.
    Ardeija begriff, dass seinen Eltern gerade andere Dinge wichtiger waren als das Abendessen oder sogar der Besuch des Zauberers.
    »Komm, Rambert«, sagte er daher nur und sie gingen durch den leichten Regen, der mittlerweile eingesetzt hatte, ins Haus hinüber. Gjuki war der Tag anscheinend lang und anstrengend genug gewesen, denn er zog sich schon in sein Nest zurück, bevor Ardeija ein Licht entzünden, den Tontopf aus der Glut heben und das Feuer neu anfachen konnte.
    Rambert hatte sich währenddessen schon darum gekümmert, die Holzschwerter ordentlich in Ardeijas Truhe zu verstauen, und saß nun erwartungsvoll am Tisch. »Frau Asri ist nicht mehr so böse, dass Herr Theodulf hier ist«, bemerkte sie und nahm den Löffel, den Ardeija ihr reichte. »Meint Ihr, sie gewöhnt sich langsam daran?«
    Ardeija lächelte leicht und schöpfte Wasser in den Teekessel. »Wenn man sie mit guten Stickvorlagen besticht, ist sie bereit, im Gegenzug so einiges hinzunehmen … Nein, im Ernst – sie hat seine Geschichte gehört, und wenn sie auch noch immer sagen würde, dass alles nur seine Schuld war, nehme ich doch an, dass sie, ganz im Stillen, bedauert, was geschehen ist.« Er hängte den Kessel über das Feuer. »Und sie werden beide nicht jünger. Vielleicht ist die Aussicht, noch für zehn, zwanzig Jahre jemanden um sich zu haben, mit dem man gern streitet, besser als die, ganz allein alt und grau zu werden.«
    »Meint Ihr dann, dass wir hierbleiben werden?«
    »Ich würde mich zumindest darüber freuen.« Ardeija sah das Leuchten, das über ihr Gesicht ging, und fragte sich, was sie wohl vorher gekannt haben mochte, wenn ihr ein Haus, das eigentlich für vier Leute zu eng war, Asris ewig gleich langweilige Kohlsuppe und eine häufig uneinige Familie so gut erschienen. »Du fühlst dich wohl hier, ja? Hast du kein Heimweh nach dem Brandhorst?«
    Rambert schüttelte den Kopf. »Herr Theodulf ist ja hier.«
    »Aber deine Großmutter?«
    »Die mag mich nicht. Und ich mag sie auch nicht. Aber das darf man nicht sagen, nicht wahr?«
    Ardeija setzte sich und hob den Deckel vom Topf. »Nun, weißt du … Es ist so eine Sache mit der Verwandtschaft. Man kann Glück haben oder auch nicht und es ist keine Schande, zuzugeben, dass man Pech gehabt hat. Ich hatte beispielsweise einen Großvater, mit dem man auch nicht immer sonderlich gut auskommen konnte, und ob er mich nun mochte oder mich nur hingenommen hat, weil ich sein einziger Enkel war, weiß ich bis heute nicht recht …«
    Es tat erstaunlich gut, ehrlich über Bara zu sprechen und Rambert ihrerseits vom Brandhorst und den Menschen dort erzählen zu lassen, und sie redeten, bis Asri und Theodulf aus der Werkstatt herüberkamen.
    Malegis hingegen ließ sich zunächst nicht blicken; erst als Asri eben verkündet hatte, es sei nun so spät, dass es sich nicht lohne, länger aufzubleiben, klopfte es an der Hintertür.
    Der Magus machte einen noch zerzausteren Eindruck als üblich und schüttelte sich, kaum dass er über die Schwelle war, wie ein nasser Hund. »Verschließt die Tür gut!«, bat er Asri ohne weiteren Gruß. »Und wenn man nach mir fragt: Ich bin nicht hier.«
    »Verfolgt man Euch?«, fragte Ardeija und klang wohl spöttischer, als es angemessen war.
    Malegis warf ihm jedenfalls einen schwarzen Blick zu. »Sagt Eurer Richterin, dass sie gar nicht ahnen kann, was sie mir eingebrockt hat … Oh! Rieche ich Kohlsuppe? Es ist doch noch etwas übrig, nicht wahr? Ein hungriger Zauberer kann seine Kunst schlecht ausüben.«
    Später, als er, den Rücken zum Feuer, am Tisch saß und schlürfend die Reste des Abendessens in sich hineinlöffelte, kam er von sich aus noch einmal auf Ardeijas Frage zu sprechen. »Ich konnte nur auf Umwegen herkommen. In der Stadt kann ich mich im Augenblick nicht sehen lassen. Hätte ich mich nur nicht von Frau Herrad beschwatzen

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