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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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    Dann stand sie auf, trat ins Freie und schüttete den Tee, den er ihr gereicht hatte, auf den Boden; die anderen beiden taten es ihr nach. Deutlicher hätten sie ihre Verachtung und ihren Ärger nicht zeigen können.
    Bara stritt nicht gern mit seiner Frau, aber noch weniger gern mit seinen Schwestern, und so hielt er wacker dagegen, als Alcha gegen seinen neu gefassten Entschluss, Asri mit auf einen seiner Jagdausflüge zu nehmen, viele Einwände erhob. Doch es nützte ihm nichts, dass er sich durchsetzte. Asri jagte nicht gern, und wenn sie mehr von ihrem Vater hielt, als ihre Mutter es tat, wurde es ihm nicht deutlich. Sie war verschlossen gegen ihn und gehorchte ihm wohl nur, um ihm keinen Anlass zu geben, sie zu schelten. Alcha hingegen machte ihren Unmut laut und häufig deutlich, besonders, wenn Asri mit Verletzungen, die auf weiten Ritten, auf der Jagd und bei Kampfspielen nicht ausbleiben konnten, zu ihr heimkehrte.
    So ging es mehr schlecht als recht, bis Terguri Khan seinen großen Zug nach Westen begann und Bara und seine Familie davon mitgeschwemmt wurden.
    Das, was zunächst halb Wanderung in bessere Weidegründe, halb Kriegszug war, begann, als Asri eben erst in ihrem zehnten Jahr stand und zwei schlimme Winter hinter ihnen lagen. Im losen Verband ging es zuerst nur langsam und nicht auf geradem Wege nach Westen. Mehrfach stockte die Welle für Monate und in dem Jahr, als Baras Vater starb, sah es fast aus, als solle sie ganz zum Stillstand kommen. Wann genau aus allem die große Verheerung und Plünderung wurde, die den Menschen des Westens als der Barsakhanensturm in Erinnerung blieb, war auch in der Rückschau schwer abzuschätzen, doch bis es dahin kam, hatte Bara außer seinem Vater auch noch seine mittlere Schwester begraben und selbst eine Pfeilwunde, die sich entzündet hatte, nur knapp überstanden.
    Mit Alchas Gesundheit hatte es schon zu Beginn dieser Zeit nicht zum Besten gestanden, doch im vierten Jahr, als die Gegenden, die gute Weiden für die Herden boten, hinter ihnen lagen und sich nur noch dichtbesiedeltes Bauernland vor ihnen erstreckte, verschlechterte sich ihr Zustand erheblich. Bara wusste nicht damit umzugehen und so kam er mit, als Terguri im Frühjahr die Krieger aller Stämme sammelte, um sie durch die bewaldeten Hügel in das Gebiet, das Bara später als die Tricontinische Mark kennen sollte, und darüber hinaus zu führen. Bara war nie solch ein großer Kämpfer wie manch ein anderer gewesen und er wusste, dass seine älteste Schwester ihn bei der Aufteilung der Beute immer übervorteilen würde, doch dieser eine Sommer war für jeden, der ihn überlebte, einträglich. Tricontium wurde überrannt und im Anschluss daran teilte sich das Heer. Während Terguri mit der Hauptmacht durch die Sümpfe des Kranichwalds weiter nach Westen vorstieß und andere nach Süden drängten, hielt Sabur sich mit einigen weiteren Häuptlingen nördlich und nahm, was er in den Dörfern und auf den Gütern der kleinen Herren finden konnte. Nur die große Burg, die auf seinem Weg lag, den Brandhorst, konnte er nicht einnehmen; die Barsakhanen hatten sich noch nie auf Belagerungen verstanden und eroberten einen befestigten Platz kaum jemals anders als im Sturm oder durch List.
    In Corvisium dagegen waren die Wälle schlecht instand gehalten und die Stadt fiel rasch, als Sabur sie im Frühherbst angriff. Corvisium war ein reicher Bischofssitz und so waren die Leute von der Roten Stute mit Schätzen beladen, als sie sich auf den Weg in ihr Winterlager jenseits der Wälder machten. Selbst für Bara waren neben einer ganzen Reihe von Ziegen und mehreren Kleinigkeiten auch einige kostbare Schmuckstücke abgefallen, die Alcha gewiss zufrieden stellen würden, und so war er auf dem Ritt in guter Laune und unvorsichtig wie auch die meisten seiner Stammesgenossen. Ihm wurde das nicht zum Verhängnis, wohl aber Sabur, denn so wehrlos, wie sie auf den ersten Blick gewirkt hatten, waren die Sesshaften nicht und sie wussten einen Häuptling zu erkennen.
    Saburs Reiter trafen nicht auf die Krieger des königlichen Heerbanns, die Terguri Khan vor Aquae Calicis für einen Winter zurückwarfen und durch seinen Tod im folgenden Frühjahr davor bewahrt wurden, sich künftig Schlimmerem als Beutezügen einzelner Stämme entgegenstellen zu müssen. Die Leute, die in einem waldigen Tal, in dem sich die Wendigkeit der Barsakhanenpferde nicht ausspielen ließ, im Hinterhalt lagen, bildeten noch nicht

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