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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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bist mein Vater«, sagte Asri, »ich komme mit dir, auch wenn diese Frau dabei ist.«
    »Du magst sie nicht, weil ich sie deiner Mutter vorgezogen habe, doch du wirst sie noch schätzen lernen.«
    »Man sagt aber, dass sie zaubern kann. Was, wenn sie meine Mutter verflucht hat? Denn vor deiner Rückkehr schien es ihr besser zu gehen; erst nachdem du mit Perlenkranich gesprochen hattest, ging es ihr schlechter. Das sagen auch meine Verwandten von der Seite meiner Mutter!«
    »Das sind Lügen!«, sagte Bara und wischte seiner Tochter ungelenk die neuerlichen Tränen ab. Asri beharrte nicht weiter auf ihrer Vermutung, doch der böse Verdacht warf einen Schatten über ihre Unternehmung.
    Der vereinbarte Tag kam heran. Bara wählte seine besten Pferde für die Flucht aus und achtete darauf, die wertvollsten Beutestücke des Sommers gut zu verpacken. Sie würden sich gegen neues Vieh und alles andere Lebensnotwendige eintauschen lassen. Ansonsten rüstete er sich aus wie für eine mehrtägige Jagd. Asri tat es ihm gleich, doch er sah sie auch das Krummschwert bereitlegen, das von Alchas Vater stammte. »Du bist keine Kriegerin und noch sehr jung«, sagte er besorgt zu ihr. »Wenn du dieses Schwert bei dir trägst, wird man Verdacht schöpfen, dass wir nicht nur auf die Jagd wollen.«
    »Ich nehme es mit«, erwiderte Asri ungerührt und Bara ließ die Sache auf sich beruhen, um nicht schon vor dem Aufbruch in Streit zu geraten. Als sie dann nach Westen, den Wäldern zu, ritten, sahen sie zwei Schwäne fliegen. Das war ein günstiges Vorzeichen, aber vielleicht hatte es nicht ihnen gegolten, denn als sie zu dem vereinbarten Platz gelangten, war Perlenkranich nicht dort und erschien auch nach langem Warten nicht.
    »Sie ist eine Zauberin und Lügnerin!«, sagte Asri, doch das konnte Bara nicht glauben.
    »Sie wird kommen«, sagte er, und als wäre er selbst ein Zauberer, dessen Worte die Macht hatten, Menschen wie Geister herbeizuzwingen, kam Perlenkranich den Hang heraufgeritten.
    Sie war unruhig und drängte Bara, rasch aufzubrechen, denn sie hatte in der Nacht böse Träume gehabt, die Schlechtes verhießen.
    »Dann wird es auch nichts nützen, schnell zu reiten. Vor dem, was einem bestimmt ist, kann man nicht davonlaufen«, sagte Asri dazu und lachte, als Perlenkranich bleich wurde.
    Bara ahnte, dass es keine leichte Reise werden würde, doch rechnete er zu der Zeit nur mit ständigem Streit, nicht mit den Männern Nurkhans, die an der Furt, die man auf dem Weg nach Süden nicht umgehen konnte, auf der Lauer lagen. Sie hatten vielleicht Baras Gespräch mit Perlenkranich oder seine Planungen mit Asri belauscht und wussten, dass er zu den Leuten von den Sieben Pfeilen fliehen wollte, von denen eine seiner Großmütter stammte. Der älteste Sohn der ersten Konkubine, dem wohl daran gelegen war, sich mit seinem Onkel in gutes Einvernehmen zu setzen, führte sie an. Er war es auch, der sprach, als sie die Flüchtigen eingekreist hatten. »Ihr seid schlimmer als Diebe! Die stehlen immerhin nur Pferde oder Gold, während ihr Ehre stehlt, die Ehre eines Mannes, der euch wohlgesonnen war! Doch ich bin der Sohn eines großen Häuptlings und der Neffe eines zweiten; so dürfte ich mich nicht mehr nennen, wenn ich die Beleidigung, die ihr meinem Onkel zugefügt habt, nicht rächen wollte. Weint, denn niemand sonst wird euch beweinen!«
    Bara wusste, dass keine Hoffnung für Perlenkranich und ihn mehr bestand, aber Asri war Alchas Tochter, und Saburs Sohn, der gekommen war, ihnen den Tod zu bringen, hatte sie aufwachsen sehen. »Das ist eine Sache, die mich und dich angehen mag«, sagte Bara deshalb, »aber nicht meine Tochter hier.«
    Saburs Sohn sah Asri prüfend an und vielleicht rührte eine freundliche Erinnerung sein Herz, denn er neigte den Kopf und redete sie mitleidig an: »Du bist schlecht beraten gewesen, dich diesen Leuten anzuschließen, Asri. Aber du bist noch jung und wirst solch einen Fehler kein zweites Mal begehen. Entferne dich also und sieh nicht zurück; dass du hier warst, werden du und ich vergessen.«
    Asri ritt auf ihn zu, ganz nahe heran, und hielt dann, wie um einen Dank auszusprechen.
    »Ich habe nicht zugestimmt«, sagte sie, denn ein ehrlicher Krieger sagte den Kampf immer an, und legte die rechte Hand auf den Schwertgriff.
    Saburs Sohn warf den Kopf zurück und lachte. Auch sonst nahm keiner die Geste ernst und die Krieger spotteten. Doch Saburs Sohn lachte nicht mehr, als Asri ihm mit der freien Hand,

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