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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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gewesen. Herrads Beschwerde beim damaligen Vogt war im Sande verlaufen, und seither war man beim Niedergericht von Aquae Calicis auf den Brandhorst nicht gut zu sprechen, und auf den Fürsten noch weniger als auf seinen Anhang.
    Wenn man manch einem Mann von minderer Geburt zubilligte, er habe ein edles Herz, so traf auf Asgrim gewiss das genaue Gegenteil zu und Ardeija hätte sich auch dann nicht vor ihm verbeugt, wenn seine Verletzungen ihm keine Entschuldigung dafür geboten hätten.
    Wenn Asgrim den höflichen Empfang vermisste, den selbst ein Feind seiner hohen Stellung geschuldet hätte, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen trat er, silbern und blutrot, auf Ardeija zu und musterte ihn kurz. »So sieht es also aus, wenn jemand verwundet und noch immer zu leidend für ein Gespräch ist?«, fragte er dann an Theodulf gewandt. »Eure Augen sind über die Jahre auch nicht besser geworden, Schwertmeister.«
    Theodulf, der zwei Schritte hinter seinem Herrn stehen geblieben war, ließ den Spott unbewegt über sich ergehen.
    Asgrim lächelte. »Da Ihr nicht widersprecht, Herr Ardeija, kann man wohl mit Euch reden? Sehr schön. Was sind das nur für Geschichten? Man greift Euch bewaffnet auf meinem Land auf, und das sieben Jahre, nachdem alle anderen den Krieg für beendet erklärt haben? Ihr hegt und pflegt Eure Feindschaften, wie es scheint … Das ist bedauerlich, da wir doch alle mehr davon hätten, wenn Ihr gut Freund mit uns sein wolltet.«
    »Ich habe den Frieden zwischen uns nicht gebrochen, Fürst«, sagte Ardeija und hätte doch nicht übel Lust gehabt, genau das zu tun und Asgrim nun einen Tritt zu versetzen. »Wenn Ihr mich auf der Stelle auf freien Fuß setzt, mir mein Pferd zurückgebt und mir das zerbrochene Schwert ersetzt, bin ich gern bereit, diese Sache hier zu vergessen. Ich bin Euch nicht feindlich gesonnen. Ihr wisst gut genug, dass ein Krieger nicht ohne seine Waffen reist und …«
    »Seid Ihr denn noch ein Krieger? Wie ich gehört habe, schwingt Ihr doch kein Schwert mehr, sondern nur noch Birkenruten und Brandeisen.«
    »Wenn Ihr schlechte Scherze machen wollt, dann sucht Euch einen, der darüber lachen kann, Fürst. Ich habe Euch nichts mehr zu sagen. Geht zum Teufel.«
    Er wandte Asgrim den Rücken zu und rechnete halb damit, dass Theodulf ihn packen und eine Entschuldigung erzwingen würde, doch nichts dergleichen geschah.
    Asgrim antwortete selbst, vielleicht ein wenig zu ruhig: »Ich habe nichts dagegen, Euch noch länger hier zu beherbergen, aber ich dachte, Euch wäre vielleicht daran gelegen, bald wieder frei zu sein? Ihr wisst gut genug, dass ich einen gefangenen Angreifer festhalten kann, so lange es mir beliebt. Erinnert Ihr Euch nicht? Ihr habt Euer Schwert gezogen, statt der höflichen Aufforderung meiner Leute zu folgen, sie auf die Burg zu begleiten und Eure Anwesenheit auf meinem Land zu erklären. Das war ein Angriff, wie Ihr es auch drehen und wenden mögt.«
    Alles andere war nur Vorgeplänkel gewesen; jetzt aber war die Drohung ernst und Ardeija sah sich doch wieder um. »Was wollt Ihr von mir?«
    Eine kleine Bewegung des Fürsten ließ die Silberstickereien des Mantels in dem Streifen Sonnenlicht aufblitzen, der durch das kleine Fenster hereindrang. »Seid beruhigt, nicht viel, nur zweierlei. Zunächst eine Entschädigung für Euren ungerechtfertigten Angriff, das versteht sich. Wisst Ihr überhaupt, wie Ihr meine Leute zugerichtet habt? Sigebert kann sich schon glücklich schätzen, wenn er nicht den ganzen Winter über an Krücken gehen muss, und ob Alfredas Schulter je wieder ganz heilt, lässt sich noch gar nicht abschätzen. Ihr habt gewiss nicht das Geld für eine angemessene Wiedergutmachung … Aber da ich Euch nicht in Schulden stürzen will, begnüge ich mich gern mit dem Schwert Eures Vaters.«
    Ardeija blieb eine ganz Weile stumm, nicht nur, weil ihm die Forderung schlicht ungeheuerlich erschien, sondern auch und vor allem, weil die ganze Angelegenheit allzu abwegig zu werden begann. Zwar hatte er in der Tat ein besonderes Schwert, das die Vorfahren seines Vaters angeblich schon vor dem Fall des römischen Reichs besessen hatten, und es verbanden sich einige Geschichten damit, wie sie wohl in jeder Familie über diesen oder jenen Gegenstand, der aus vergangenen Zeiten herübergerettet worden war, erzählt wurden, doch für außergewöhnlich genug, die Begehrlichkeit eines Fürsten zu wecken, hatte Ardeija die alte Waffe nie gehalten.
    »Ihr wollt mein

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