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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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hinreichend geklärt haben und ich Euch in die Freiheit entlassen kann?«
    Hinter Asgrims Rücken schüttelte Theodulf so entschieden den Kopf, als fürchte er, selbst der Mann zu sein, den Asgrim auswählen würde.
    Ardeija hätte am liebsten allein schon deshalb zugestimmt, aber die so bereitwillig in Aussicht gestellte bessere Behandlung ließ ihn stutzig werden. Es schien ihm fast, als ob Asgrim ihn nicht nur reizen, sondern tatsächlich kämpfen sehen wollte; wenn er nun leichtfertig ein dahingehendes Versprechen gab, würde der Fürst einen Zeugen dafür haben und ihn im Zweifelsfalle zu etwas zwingen können, wozu er sich sonst nicht bereit erklärt hätte.
    »Mein Ehrenwort ist nicht käuflich, Fürst«, gab er daher zurück, »schon gar nicht mit einer Handvoll frischerem Stroh und einer wärmeren Decke.«
    Asgrim sah wohl ein, dass eine Fortsetzung des Gesprächs zu nichts führen würde. »Nun gut; Ihr müsst Eure Entscheidung nicht gleich verkünden, wenn Euer Stolz sich gar zu sehr dagegen sträubt. Aber noch steht mein Angebot! Geht darauf ein, bevor ich es zurückziehe.«
    Damit wandte er sich ab und ging, gefolgt von Theodulf. Doch anders als sein Herr blieb der Schwertmeister in der halb geöffneten Tür noch einmal stehen, um kurz zurückzublicken und unmerklich zu nicken, als wolle er Ardeija versichern, dass sie sich in einem geheimen Einverständnis befänden. Wenn dem so war, dann war die Verschwörung bislang eine höchst einseitige. Ardeija blieb recht verwirrt zurück.

6. Kapitel: In der Krypta
    Der neue Morgen hatte so grau und unangenehm begonnen, wie sich im Augenblick Herrads gesamte Welt anfühlte, abgesehen von dem boshaftesten Winkel ihres Verstandes, der von einem Höllenfeuer erleuchtet wurde, über dem kleine Teufelchen einen wehklagenden Vogt Geta brieten, der sich vergeblich wand, um den spitzen Forken zu entgehen, mit denen sie auf ihn einstachen; dort konnte es gar nicht hell und heiß genug brennen.
    Tricontium hingegen lag trostlos und winddurchfegt unter einem trüben Himmel. Nun, da sich weniger Menschen als noch am Vorabend dort aufhielten, wurde das ganze Ausmaß der Leere und Verlassenheit erst recht spürbar. Hätte der einzige Grund dafür darin bestanden, dass sie noch in der Nacht einen Mann zum Brandhorst vorausgesandt hatte und heute Oshelm im Morgengrauen mit zwei Reitern und recht umfassender Verhandlungsvollmacht dorthin aufgebrochen war, wäre das noch zu verschmerzen gewesen, doch von ehemals zwölf Kriegern saßen nun nur noch Maurus und Adela an dem kleinen Feuer, das etwas Licht und Wärme in den ungemütlichen Herbsttag brachte. Ein dritter Krieger, Wigbold, würde wohl bald zurückkehren. Sie hatte ihn auf Kundschaft zu einem alten Wachturm an der Grenze gesandt, der zu Pferde etwa anderthalb Wegstunden entfernt sein musste und der einzige Ort in der Gegend war, an dem noch Menschen leben mochten. Die Dörfer, deren Erträge ihr Geta so vollmundig zugesagt hatte, hatten sich allesamt als verlassen erwiesen, doch zugegebenermaßen würde sie keine großen Einkünfte mehr benötigen, um ihre Krieger zu besolden, nachdem sechs von ihnen sich mitsamt ihrer Magd feige davongemacht hatten. Die Angst vor dem Spuk, der in der Nacht über sie alle hereingebrochen war, war stärker gewesen als die vor Herrads Ärger. Oshelm hatte leider bereitwillig jedem, der danach gefragt hatte, die lateinische Aufforderung, das Weite zu suchen, übersetzt und seinen Fehler erst erkannt, als es zu spät gewesen war, noch etwas zu retten.
     »Der Ort ist verhext«, hatte einer der Krieger behauptet und ein anderer hatte wirres Zeug über die Schlacht von Bocernae und Otachars gottlose Gefolgsleute gestammelt, die schon zu Lebzeiten Schrecken übers Land gebracht hätten und nun aus dem Grab zurückkehrten. »Sie haben wohl schon Herrn Honorius geholt – nun werden sie auch uns holen!«
    »Es war ein Geist«, hatte schließlich ein dritter ausgeführt, den Herrad, seit sie ihn vor zwei Jahren angeworben hatte, nie ohne ein in einen seiner zahlreichen Zöpfe geflochtenes Amulett gesehen hatte, »denn mein Hund, der sonst das Herannahen jedes Fremden bemerkt, hat sich vor dem Vorfall nicht gerührt. Und wer, wenn nicht ein Geist, hätte das Feuer zum Erlöschen bringen können?«
    Herrads Einwand, dass sich erstens der Hund auch bei Wulfilas unerwarteter Ankunft in Tricontium nicht gerührt habe und zweitens Geister für gewöhnlich nicht so machtlos wären, dass sie Steine auf

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