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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Schwert als Lösegeld?«, brachte er endlich hervor und schwor sich zugleich, dass Asgrim eben dieses Schwert, an dem er genug hing, um es als sein wichtigstes Erbstück zu betrachten, so rasch nicht bekommen würde. Noch konnte er hoffen, dass Wulfila heil nach Tricontium gelangt war, und Frau Herrad, die ebenfalls dort sein musste, würde sich eine derart schamlose Erpressung niemals bieten lassen.
    Asgrims Lächeln war kalt, doch befriedigt; vermutlich glaubte er, Ardeija sei nun zu ernsthaften Verhandlungen bereit. »Kein Lösegeld, eine Entschädigung, das sagte ich doch bereits. Nun seht mich nicht so an! Eigentlich kommt Ihr damit doch noch billig davon. An wen muss ich mich wenden, um sie einzufordern? Die Richterin in Tricontium? Eure Familie?«
    Ardeija hob die Schultern und bereute es, als ein stechender Schmerz durch seinen verletzten Arm fuhr. »Sagt mir erst, was aus meinem Drachen geworden ist.«
    Asgrim sah reichlich verständnislos drein; dann begann er zu lachen. »Den werdet Ihr so rasch nicht wiedersehen. Er ist mit dem Dieb mitgegangen und der wird sich, wenn er klug ist, fürderhin von hier fernhalten. – An wen wende ich mich nun wegen des Schwerts?«
    Das fragliche Schwert befand sich, so Gott und Frau Herrad wollten, mittlerweile sicher in Tricontium, doch das musste Asgrim nicht wissen. »Ich habe das Schwert nicht mehr«, entgegnete Ardeija daher, was für den Augenblick keine ganze Lüge war und offensichtlich überzeugend genug klang, um Asgrim innehalten zu lassen.
    »Ihr habt es nicht? Was soll das heißen?«
    Ardeijas Gesicht war ernst geblieben. »Mein Großvater, möge Gott seiner Seele gnädig sein, ist vor etwas über sechs Wochen gestorben, und ich habe ihm das Schwert mit ins Grab gelegt. Das ist bei den Barsakhanen so Sitte, wisst Ihr? Wenn ein alter, ehrwürdiger Krieger stirbt, geben seine Angehörigen und Freunde ihm ihre besten Waffen mit, auf dass er alle Kämpfe im Jenseits sicher bestehen möge. Und da er, uralt, wie er geworden ist, doch nur noch meine Mutter und mich hatte, musste ich mir etwas Besonderes einfallen lassen. Er hat das Schwert.«
    Er hoffte sehr, dass weder Asgrim noch sein Schwertmeister ahnen oder gar mit Bestimmtheit wissen würden, dass er diesen überkommenen Brauch der Steppenreiter soeben frei erfunden hatte.
    Theodulf schien etwas ganz anderes an der Geschichte zu beschäftigen. »Der alte Bara hat tatsächlich bis vor anderthalb Monaten noch gelebt? Dann muss er wirklich alt geworden sein … Er war doch schon nicht mehr ganz jung, als er hergekommen ist.«
    »Zweiundachtzig Jahre«, sagte Ardeija und vermied es, hinzuzusetzen, das Beste, was man über seinen Großvater habe sagen können, sei nun einmal gewesen, dass er zäh und unverwüstlich wie eines der kleinen Barsakhanenpferde gewesen war.
    Theodulf nickte anerkennend. »Beachtlich«, sagte er, »durchaus beachtlich.«
    Die Angabe musste ihn so sehr beeindruckt haben, dass er sich für eine Weile in Gedanken darüber verlor, denn er fuhr fast erschrocken auf, als Asgrim, dem die neue Richtung der Unterhaltung verständlicherweise wenig behagte, mit beißendem Spott verlangte: »Wenn Ihr Eure Bewunderung dafür, dass Herr Bara trotz dieses seines Enkels ein solch gesegnetes Alter erreicht hat, genug bezähmt habt, um wieder sprechen zu können, dann sagt mir, ob es so ist, wie dieser Mann hier behauptet. Gibt es bei den Barsakhanen die Sitte, einen Toten mit derartigen Grabbeigaben zu ehren, zumal, wenn es sich um Dinge von solchem Wert handelt? Ihr behauptet schließlich, Euch mit diesen Barbaren auszukennen.«
    Ardeija lag die Frage auf der Zunge, ob Asgrim mit seinem gar so lateinischen Namen und seiner düsteren Burg in den Wäldern sich etwa für den rechtmäßigen Erben der stolzen Römer halte, da er auf andere derart herabzusehen wagte, doch Theodulfs rasche Antwort ließ ihn vor schierem Erstaunen den schon halb zum Sprechen geöffneten Mund wieder schließen.
    »Ja«, erwiderte der Schwertmeister nämlich ohne jegliches Zögern, »gelegentlich kommt so etwas vor, wenn auch gewöhnlich nur beim Begräbnis eines Häuptlings. Die Barsakhanen nennen es ›den Toten mit Waffen bedecken‹ und ein einziges Schwert wäre sehr wenig, um das zu tun, es sei denn, es wäre eine besonders gute Waffe. Sie zählt gewissermaßen mehr, ›als wäre sie viele Schwerter‹, wie man in der Steppe sagt.«
    Asgrim schien die Worte ernsthaft zu erwägen; Ardeija hingegen verstand die Welt nicht mehr.

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