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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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genug für Otachars geschätzten Vorgänger hier.«
    »Das ist wahr.« Wulf hatte eine zierliche Kette angehoben, die auf Severas Rippen geruht hatte, statt ihren Hals zu zieren. »Und zudem soll manches hier teurer wirken, als es eigentlich ist. Seht Euch den armseligen Tand nur an! Das hätte Otachar nicht gefallen. Er hätte daran nicht gespart.«
    Herrad hatte den Gürtel sanft wieder dort abgelegt, wo sie ihn gefunden hatte, und reichte Wulf nun den Kelch zurück.
    »Ihr müsst Herrn Otachar besser gekannt haben, als ich es von mir behaupten kann«, bemerkte sie, darauf bedacht, sich nun keine Regung im Gesicht ihres Gegenübers entgehen zu lassen. Doch da war kein Zurückscheuen, kein Aufblitzen von Schrecken darüber, dass sie eine alte Verbindung ansprach, die manch einer an Wulfs Stelle gewiss gern geleugnet hätte; das Einzige, was sie zu erkennen meinte, war ein Anflug von Trauer, die über die Jahre mild geworden war.
    »Natürlich kannte ich ihn, Frau Herrad, und nicht allein, weil er sich gut mit Bernward von Sirmiacum, meinem einstigen Herrn, verstand und ich ihm daher vor dem unseligen Krieg häufig über den Weg gelaufen bin.« Er legte Kelch und Kette vorsichtig ab. »Wir kannten uns seit dem Barsakhanensturm, und wäre er kein Fürst gewesen, hätten wir vielleicht Freunde sein können. Hätte ich ihn nicht gekannt, wäre ich jedenfalls nicht hier. Es war an der Zeit.«
    »An der Zeit wofür?«, hakte die Richterin nach und verfluchte sich zugleich dafür, dass ihre ewige Neugier sie dazu trieb, Dinge aufzustören, die vielleicht besser wohlverborgen geblieben wären. Sie wusste gut genug, wie verschlossen und abweisend Oshelm werden konnte, wenn die Rede auf gewisse Einzelheiten seiner Zeit in Otachars Diensten kam, und Herrad hegte den Verdacht, dass es mit manch einem, der dem Markgrafen einst nicht Feind gewesen war, ähnlich stand.
    Doch Wulf wich ihr nicht aus; er lächelte nur bekümmert. »An der Zeit, ein altes Versprechen einzulösen. Hätte ich es heute nicht getan, wäre es vielleicht ungetan geblieben.« Der Blick, den er mit Wulfila wechselte, hätte zufällig sein können, doch Herrad war sich fast sicher, dass damit ein stummer Austausch von einiger Wichtigkeit stattgefunden hatte. »Otachar und ich hatten ein recht sonderbares Gespräch am Vorabend der Schlacht von Bocernae, über Leben und Tod und noch einige Dinge. Im Zuge dieser Unterhaltung bat er mich darum, ihm Heidekraut aufs Grab zu legen, wenn er vor mir sterben sollte, und ich versprach es ihm.«
    »Das mögt Ihr ihm ja gelobt haben, doch Herr Otachar hat kein Grab und wohl nicht einmal ein Kenotaph. Ihr wisst so gut wie ich, dass Gundoald seinen Leichnam oder das, was davon übrig war, hat verbrennen lassen, um die Asche in alle Winde zu verstreuen, und dass seitdem etwas wie eine damnatio memoriae geherrscht hat.«
    Noch immer war Wulf so unaufgeregt und sicher, als sei sein Wort nicht einmal halb angezweifelt worden. »Der alte König hat viel befohlen in jenen Tagen, doch nicht alles ist so vollständig befolgt worden, wie er es sich wohl gewünscht hätte. Geht einmal dort hinüber und lest – aber wenn Ihr eine Frau von Ehre seid, werdet Ihr nicht dem Vogt in Aquae melden, was Ihr gesehen habt.«
    Er hatte auf einen recht düsteren Winkel der Krypta gedeutet, und erst im Näherkommen sah Herrad, dass dort tatsächlich ein Strauß aus verblühter Heide auf den Steinplatten des Bodens lag. Sie musste sich niederkauern und die Gabe an den Toten verrücken, um zu erkennen, dass auf einem der Steine in holprigen Lettern die Inschrift Otacharivs Marchio zu lesen war, als habe jemand sie nur notdürftig mit unzureichenden Werkzeugen eingemeißelt.
    Herr Geta wäre darüber wohl wahrhaftig nicht erfreut gewesen, doch Herrad hatte nicht vor, in Aquae zu erwähnen, was sie hier unten gefunden hatte.
    »Habt keine Angst«, sagte sie folglich, indem sie aufstand und ihre Kleider glattstrich. »Otachars Ruhe soll nicht gestört werden. Ich halte nicht viel davon, mit den Toten noch kleinliche Abrechnung zu halten.«
    »Doch mit den Lebenden soll, wenn es nach Euch geht, nach dem Willen des Königs verfahren werden?«
    Wulfilas Frage klang ruhig, doch Herrad war nicht entgangen, dass er »Willen«, nicht »Recht«, gesagt hatte, und der Grund dafür war so leicht zu erahnen wie die Antwort darauf, weshalb er sich darum überhaupt Gedanken machte. Sie hätte das Gespräch gern wieder auf die seltsamen Grabschänder, die doch

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