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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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ich keinen Beweis, und sich in der Absicht, Gesetzlose abzuschrecken, als Ungeheuer zu verkleiden, mag ungewöhnlich sein, aber nicht eigentlich strafbar.«
    »Vielleicht könnte man ihn überzeugen, sich die Sache mit dem Stein noch einmal zu überlegen«, bemerkte Wulf. Vermutlich wünschte er dem Zauberer noch nicht einmal sonderlich viel Böses, sagte sich aber, dass eine für seine Hilfe dankbare Richterin den Aufschub, den seine eigene Angelegenheit durch den Zwischenfall gewonnen hatte, gegebenenfalls ad infinitum verlängern würde.
    »Das könnte man in der Tat«, bestätigte Maurus, der ohnehin bereitwillig alles unterstützte, was Herr Corvisianus zu sagen hatte.
    »Man könnte ihn auch einfach gehen lassen, um zu sehen, wohin er sich wendet«, schlug Wulfila friedlicher gestimmt vor und streichelte Gjuki, der sich nach dem glücklich überstandenen Abenteuer in die Falten seines Mantels geflüchtet hatte.
    Herrad schüttelte den Kopf. »Ich habe zu wenige Leute. Solange ich nicht weiß, was hier vorgeht, sollten wir zusammenbleiben.«
    Wulfila überlegte schweigend, doch ihm schien kein weiterer Ansatz einzufallen. »Dann lasst meinen Vater die Sache doch erledigen«, sagte er schließlich.
    Herrad hätte ärgerlich werden können, wäre sie es nicht schon gewesen. »Ihr solltet beide ausreichend Erfahrung mit Richtern und Verhören haben, um zu wissen, dass ich in Teufels Küche kommen werde, wenn man mir nachsagen kann, ich hätte diesen Mann mit Gewalt zu einem Geständnis gebracht, zumal sein Vergehen in keinem Fall bedeutend genug ist, um derartige Entgleisungen zu rechtfertigen.«
     »Aber wer spricht denn davon, Gewalt gegen den armen Menschen anzuwenden?« Wulf sah sie über seinen Enkel hinweg derart unschuldig an, dass Herrad gar nicht anders konnte, als ihm jede nur mögliche Schandtat umso mehr zuzutrauen. »Ich würde ihn nicht anrühren, nur kurz mit ihm reden.«
    Herrad leerte die Teeschale. »Ihr seid Euch bewusst, dass schon die Androhung von Gewalt zu viel sein kann?«
    Wulf lachte. »Ihr müsst misstrauisch sein, Frau Herrad, so gehört es sich für Euch, gerade, da mein Fall für Euch noch nicht geklärt ist. Aber ich versichere Euch, dass ich keine bösen Absichten hege. Ich bin nur genauso neugierig wie Ihr, was Herr Malegis uns wohl verschweigt, denn seine Entschuldigung nehme ich ihm keinen Augenblick lang ab. Ihr etwa? Lasst es mich einfach versuchen. Versprecht mir nur zweierlei, erstens, dass Ihr nicht erstaunt dreinsehen werdet, was auch immer ich sage oder tue, und zweitens, dass Ihr alle Fragen, die Ihr dazu haben mögt, erst später stellt, wenn er nicht mehr zuhört.«
    Herrad setzte die Schale auf einem grob behauenen Steinklotz ab, in der Hoffnung, dass Gjuki dort nicht bald genug vorüberkommen würde, um das Gefäß aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Also gut; gehen wir«, sagte sie kurzentschlossen, indem sie sich erhob. »Auch Misstrauen muss seine vernünftigen Grenzen haben und ich verlasse mich darauf, dass eine gewisse Uneigennützigkeit bei Euch in der Familie zu liegen scheint, gelegentlich zumindest.«
    »Stets zur falschen Zeit«, entgegnete Wulf, und obgleich er lächelte, spürte Herrad den Ernst der Aussage unter der oberflächlichen Heiterkeit.
    Malegis beobachtete ihren Weg über den Hof. Es schien ihn nicht zu überraschen, dass die Richterin nicht allein kam. Vielleicht war ja die alte Geschichte, die man sich erzählte, wahr, und Zauberer konnten tatsächlich ohne größere Mühe jedes Flüstern in einem Umkreis von einer Meile hören. Der halbverborgene Hochmut, der kurz in Malegis’ Augen aufzublitzen schien, bevor er, duldsam und höflich, den Kopf neigte, hätte jedenfalls nicht übel dazu gepasst.
    »Ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen, wie weiter mit Euch zu verfahren sein wird«, begann die Richterin und winkte den Wachen, sich einige Schritte zurückzuziehen, »doch wenn Ihr mir sagen wolltet, ob dem, was Ihr mir erzählt habt, noch etwas hinzuzufügen ist, wäre mir bereits sehr geholfen. Gibt es also noch etwas, das Euch in meiner Abwesenheit eingefallen ist?«
    Vom fernen Waldrand drang der Ruf eines Eichelhähers herüber. Malegis wirkte kurz abgelenkt, als sei er ganz damit befasst, auf das Geräusch zu lauschen; dann aber sah er Herrad ins Gesicht. »Nichts, Frau Herrad. Ich habe Euch gesagt, was zu sagen war.«
    »Hört«, begann nun Wulf im freundlichsten Ton, der sich nur denken ließ, »wir wollen Euch gewiss

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